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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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genau in diesem Moment tauchte Henk wie aus dem Nichts neben ihm auf und hielt ihn mit bestimmtem Griff am Handgelenk fest. In der freien Hand hielt er das blaue Sprungtuch.
    „Der König hat dich erhöht, Theke. Du musst dein Leben nicht beenden.“
    „Lass mich los! Ich beende mein Leben, wenn ich will!“
    „Du kannst deine Liv befreien. Du kannst um sie kämpfen. Der König hat es erlaubt. Hast du gehört?“
    Es dauerte eine Weile bis die Worte bei Pete ankamen, einen Sinn ergaben. Nun hielt auch er sich plötzlich wieder mit eiserner Umklammerung am Geländer fest.
    „Ich kann Liv befreien?“
    „Wenn du gegen Tam gewinnst, wird sie aus seinem Dienst entlassen. Dann könnt ihr zurück in diese Welt springen und der Rest eures Lebens gehört euch.“
    Obwohl Pete den Leuten aus Taaah nicht mehr wirklich vertraute, kletterte er wieder auf die sichere Seite des Geländers zurück. Seine Glieder zitterten jetzt. Kalter Angstschweiss verteilte sich auf seiner Stirn. Als ob er sich selbst erst jetzt eingestehe, dass er panische Angst hatte.
    „Was sagst du genau?“, fragte er Henk, beide Beine wieder auf dem Gehsteig der Brücke.
    Henk liess ihn los. „Wir nennen es ein Duell. Es ist eine Art Gerichtshandlung ...“
    „Ich muss gegen Tam kämpfen? Er ist doch dein Lehrling ... trainiert verbissen den Zweikampf und all diesen Kram; zudem ist er zwanzig Jahre jünger als ich und in besserer Form.“
    Pete blickte Henk kalt an. Er hatte den Scheiss mit diesen Halbchancen satt, schliesslich hatte er Henk die Adressen, wie abgemacht, besorgt und sie hatten sich nicht an ihren Teil der Abmachung gehalten. Und jetzt erhielt er wieder eine Chance, die gar keine war?
    „Ich hätte keine Aussicht auf Erfolg, Henk. Ich kann nicht kämpfen. Meine Waffen sind die Worte, das Schmieden der Sprache. Ich bin Journalist, zu viel mehr tauge ich nicht.“
    „Du willst die Gelegenheit Liv zurück zu erobern in den Wind schlagen?“, fragte Henk.
    „Nein. Ich komme und versuch‘s. Dann sterbe ich eben nicht jetzt und hier, sondern dann und dort.“
    „Du nimmst das Duell an?“, fragte Henk nüchtern.
    Pete schlug mit der Faust gegen das Stahlgeländer.
    „Natürlich nehme ich das Scheiss-Duell an!“, sagte er aggressiv.
    Der Leibgardist nickte ihm zu, dann breitete er das Sprungtuch, welches er immer noch in der einen Hand gehabt hatte, am Boden aus. Er ging in die Knie, zupfte es zurecht. Danach blieb er in der Hocke.
    „Geh schlafen und ruh dich aus, Theke! Ich hole dich morgen früh um neun in deiner Wohnung ab.“
    Henk liess sich seitlich von der Hocke aus auf das Tuch fallen. Pete sah, wie er das Tuch mit sicheren Griff nach sich zog. Dann war er weg.
    ☸
     
    Paris, 10 Tage nach „Tag X“
    17.20 Uhr
     
    Warm in seinen grauen Wollmantel gewickelt, schritt Philippe Broccart die letzten Meter dem Häuschen entgegen, das vor den Barrieren, die das Gefängnis schützten, positioniert war. Ein Mann in Uniform stand darin und sah ihn kommen. Er ging ans Fensterchen heran und zog eine kleine Glasschiebetüre zur Seite. Alles wirkte irgendwie amtlich. Das konnte Philippe sowieso nicht ausstehen. Beamte hatten seiner Erfahrung nach immer das Gefühl etwas Besseres zu sein; diese Haltung musste grundsätzlich bestraft werden. Philippe korrigierte die Haltung, wo er konnte; meist mit Fausthieben. Und heute passte die Korrektur wunderbar zum grösseren Plan, soweit er bereits existierte, nur dass Fausthiebe heute nicht ausreichen würden. Philippe nahm das Fläschchen Chloroform unter dem Mantel hervor und benässte damit einen Lappen, den er bereit hielt. Er ging zum Fensterchen heran und dann ging alles sehr schnell. Mit der rechten Hand zog er den Kopf des Mannes an den Haaren nach unten, was so schnell ging, dass dieser sich kaum wehren konnte. Mit der Linken presste er ihm den Lappen auf Mund und Nase. Viele Menschen denken, dass Chloroform innerhalb weniger Sekunden wirke, doch mitunter konnte die Bewusstlosigkeit auf sich warten lassen. Philippe Broccart hatte schon viele Leute mit Chloroform in einen kurzen Schlaf geschupst; die Reaktion auf das Mittel variierte stark. Diesmal dauerte es vielleicht dreissig Sekunden. Und genau aus diesem Grund ging Philippe jeden Tag ins Krafttraining; er musste einen erwachsenen Mann eine halbe Minute schachmatt stellen können, damit das Mittel seine Wirksamkeit entfalten konnte.
    Der Wachmann wehrte sich vehement, aber Philippe war einfach zu stark. Einmal in seinen Pranken

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