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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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einen König verehren: mich! Ich werde dafür sorgen, dass es nie wieder zu einer Menschheit wie der jetzigen kommt. Zusammen werden wir die herrschende Klasse sein und die anderen - die wenigen Überlebenden - ganz klitzeklein halten!“
    Das nervöse Kauen an den Fingerkuppen machte keinen königlichen Eindruck, hatte eher etwas verzweifeltes. Takashi nippte an dem Grüntee, den er sich vor zehn Minuten gebraut hatte, und der jetzt lange genug gezogen hatte. Schön bitter, wie er ihn liebte. Und bei weitem geschmacksvoller als Fingernägel.
    Er hörte dem König aufmerksam zu. In seiner Seele regte sich begeisterter Beifall, trotz dem nervösem Gekaue, das Takashi gründlich auf den Senkel ging. Doch irgendwie fühlte sich dieser Beifall nicht nach Takashi an, fand er. Die Begeisterung hatte etwas Gauklerisches, als wolle sie unbedingt überzeugen. Wurde er jetzt total schizophren, fragte er sich. Die Sache fühlte sich einfach nicht nach ihm selbst an. Aber wer war er schon?
    Wenn ihn seine jahrelange Meditationserfahrung eins gelehrt hatte, dann, dass sein Selbstbild eine trügerische Angelegenheit war. Nur die Unerfahrenen wussten, wer sie selbst waren. Je mehr ein Mensch sich mit der eigenen Wirklichkeit anfreundete, desto mehr verstand er, dass er nicht wusste, wer er wirklich war. So vieles war Schein, Illusion, Einbildung. Aber so sehr Takashi nicht wusste, wer er wirklich war, so wusste er doch eindeutig, wer und wie er nicht war. Und der Beifall in der eigenen Innenwelt fühlte sich nicht richtig an. Unwahr, hätte sein Karate Meister das Gefühl wohl genannt.
    Melbar sprach weiter; von einem Leben im Einklang mit der Natur und ohne Technik, vom Luxus, den man nur geniessen könne, wenn der Planet nicht so überbevölkert sei.
    Takashi sah Lea an, die wie hypnotisiert am Tisch sass und jedes Wort des Mannes förmlich auflechzte. Sie sah so gar nicht mehr nach der Lea aus, die mit ihm Schach gespielt hatte, die ihm einen Tee an sein Bett gebracht hatte, die ihn im Ping-Pong fast jedes Mal schlug. Er nahm einen weiteren Schluck Tee.
     
    Kulisse.
     
    Plötzlich hörte er in sich drinnen dieses Wort. Kulisse. Irritiert stellte er die Teetasse hin. Was sollte das? Bleib bei der reinen Aufmerksamkeit, Junge, sagte Takashi zu sich selbst.
    Kulisse. Wieder. Er sah das Bild einer Theaterbühne. Ein Heer von Blumensträussen verstellte die Bühne, so dass man das eigentliche Bühnenbild gar nicht mehr sah.
    Kulisse, wiederholte sein Gehirn das Wort, als sei es ein Wiederkäuer. Wieso bewarf sein Unbewusstes ihn mit willkürlichen Worten und Vorstellungen von Theaterbühnen? Er hatte null Bezug zum Theater oder zu Bühnenbildern. Takashi ignorierte das innere Geplapper, aber jetzt begann er sich wirklich zu sorgen. Wurde er tatsächlich schizophren? Waren das nicht alles Anzeichen dafür? Das Gefühl unechte Gefühle zu fühlen, eine Stimme in seinem Inneren, die ihm willkürlich Worte eintrichterte? Takashi richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem nervösen König zu. Wenigstens versuchte er das ...
    Melbar verstrickte sich immer tiefer in seine eigenen Ausführungen, doch das schien niemandem etwas auszumachen.
    „Seid ihr bereit für den nächsten Teil des grossen Planes?“, fragte Melbar.
    Alle Anwesenden schienen von den Ausführungen total verzaubert zu sein. Er erhielt mindestens fünf Ja-Antworten. Takashi musterte die Leute kritisch. War er schizophren oder waren es alle hier drinnen? Wie kam es, dass diese Leute sich plötzlich alle wie Kindergärtner verhielten? Er hatte immer Mühe damit, wenn Leute ihre Selbstdarstellungen zu offensichtlich grossartig fanden, und Melbar schien sich absolut fantastisch zu finden. Aber vielleicht war es auch einfach seine japanische Bescheidenheit, die so eine Liebe für die eigene Grösse einfach nicht nachvollziehen konnte.
    Melbar entwarf in seinem weiteren Monolog ein immer komplexeres Weltbild, aber er verstrickte sich dabei. Er wollte den totalen Luxus und gleichzeitig die Natur. Er wollte die Menschheit dezimieren, aber Arbeiter halten, die ihm seinen Luxus bereitstellten. Die Sache ging nicht auf.
    Erneut hörte Takashi das Wort in seinem Kopf. Kulisse. Versuchte sein Unterbewusstsein ihm etwas zu sagen?
    „Jetzt kommen wir aber zu dem, das wirklich zählt, mein Volk! Die Taten! Es gibt keine Veränderungen ohne Handlungen. Manche von euch haben ja bereits mit der Umsetzung des grossen Planes angefangen, bis ihr von der Lüge gestoppt wurdet. Ihr habt

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