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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Seite. “Lass mich durch, Giovanni. Der Kameltreiber will italienische Werkzeuge kennen lernen!”
    Giovanni schnaubte wie ein Pferd, dann trat er zur Seite.
    Kahil hatte mittlerweile seinen Halt wieder gefunden und stand sicher auf dem Boden. Um die Situation zu entschärfen, bückte er sich, um seine Computertasche auf zu lesen. Er wusste, dass er Mario damit die Gelegenheit gab, ihm mit dem Hammer eins über die Rübe zu ziehen, aber er rechnete mit dem menschlichen Instinkt, der es uns allen verbietet von hinten auf einen Wehrlosen einzuschlagen. Nur geübte Schläger, die den eigenen Skrupel ausgeschaltet haben, können so auf jemanden losgehen oder einen wehrlosen Menschen hinunter schlagen.
    Die Augen brannten immer stärker und durch den intensiven Fokus machte Kahil die kleinsten Grafikelemente auf seiner bedruckten Computertasche aus. Er hatte bis anhin noch nie bemerkt, dass es kleine Dreiecke in dem Wirrwarr von Graffiti hatte, welche die Tasche schmückten.
    Er war jetzt in der Hocke und fummelte an seiner Tasche rum, als suche er etwas. Giovanni stand nur noch zehn Zentimeter von ihm entfernt. Innerlich ging Kahil die Optionen durch, die er hatte. Kämpfen kam nicht in Frage. Reden würde kaum funktionieren, da das Gespräch immer ein gewisses Mass an Intelligenz voraussetzte, die Giovanni und die Seinen momentan scheinbar nicht zur Verfügung hatten. Es blieb das Davonlaufen. Verdammt, dachte Kahil. Rennen war kaum auf der Liste seiner Stärken zu finden. Er war weder besonders schnell, noch gross ausdauernd. Auf der anderen Seite waren die beiden übergewichtigen Italiener auch kaum Sprintprofis. Im schlimmsten Fall würden sie wohl mit dem Hammer nach ihm werfen, was zwar ins Auge gehen konnte, aber immer noch besser war, als sich auf ihr Niveau herunter zu begeben und zu kämpfen. Es blieb keine andere Wahl.
    Kahil sammelte all seine Kraft und spannte die Muskeln seiner Oberschenkel an, so dass er mit einer möglichst grossen Explosivkraft aus dem Laden flüchten konnte.
    “Komm, schau dem Hammer ins Auge, du Wüstenei!”, sagte Giovanni, der sich in seiner Rolle als Herrscher der Gesetze hörbar wohl fühlte.
    In dem Moment packte Kahil mit seiner Rechten die Tasche, während er mit seiner Linken Giovanni so fest er konnte am Beckenkamm nach hinten stiess. Als Linkshändler hatte er in seiner Linken mehr Kraft. Giovanni krachte hinter sich zuerst in seinen Kollegen und dann gegen den Tresen, während Kahil sich mit grossen Schritten auf die Tür zubewegte.
    “Verdammt, er haut ab!”, sagte die Kassiererin. Sie versuchte sich an Giovanni und Mario vorbei nach vorne zu drücken, doch als sie endlich vor dem Tresen war, war Kahil bereits um die nächste Strassenecke.
    Kahil rannte durch etliche Strassen. Ohne sich in Rom auszukennen folgte er einfach seiner Nase. Immer weiter, einfach damit die beiden Halbwüchsigen ihm sicher nicht mehr an der Ferse klebten. Schlussendlich verlangsamte er seine Flucht und gönnte sich auf der Piazza dell’Esquilino eine Pause. Kahil setzte sich auf die unteren Stufen der Treppe, die zur Basilica Santa Maria Maggiore hoch führte. Sein Herz pochte wie wild, doch der Druck in seinen Augen nahm langsam wieder ab. Der Fokus, der die Stadtgegend viel zu kantig und kontrastreich gemacht hatte, begann sich wieder zu mindern. War die Welt verrückt geworden? Konnte man sich als Araber nicht einmal mehr ein Getränk kaufen, ohne als Terrorverdächtiger eingestuft zu werden? Die Leute überall - das war kein italienisches Problem - glaubten an Klischees. Seit der Attacke auf die World Trade Center im Jahre 2001 wurde jeglicher terroristische Akt in den Köpfen der Menschen von Arabern verübt, obwohl schon lange klar war, dass die Araber verhältnismässig wenige Anschläge verübten. Die Welt war wirklich am Durchdrehen. Jeder Tag bewies es auf‘s Neue.
    Kahil war wütend und stolz zugleich. Wütend, weil solch ein Benehmen einfach nicht geduldet werden sollte, und stolz, weil er es geschafft hatte sein Vergangenheit der Gewalt hinter sich zu lassen, und er den schlauen Weg des Davonlaufens gewählt hatte. Genauso wie sein Mullah es ihm ans Herz gelegt hatte. Er hatte sich unzählige Male bewiesen, dass er solche Figuren mit drei harten Schlägen schachmatt setzen konnte; und jetzt, seit drei Jahren, bewies er sich immer wieder, dass er auch klein beigeben konnte und dass mit dem Davonlaufen sein Ego nicht schrumpfte, sondern im Gegenteil mit Stolz auflebte.
    Als sein

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