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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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müssen gehörte eindeutig zu den Schattenseiten, doch es war tausend Mal besser als in den Strassen von jeder dritten Person mit dem gleichen Satz angehalten zu werden: “Hey, kenne ich Sie nicht vom Fernsehen? Sind Sie nicht diese Reporterin von ....” Bla bla bla. Sie konnte es nicht mehr hören. Da erduldete Livia viel lieber den Schweiss, den die Perücke mit sich brachte.
    Auch wenn Pete es nicht wahrhaben wollte: ihre Zukunft lag nicht bei LTG. Sie hatte sich entschlossen den Sender zu verlassen und würde es Pete Stück für Stück beibringen. Früher oder später würde er ihren Entschluss verstehen und akzeptieren.
    Kaum war Livia aus dem Gebäude steuerte sie die City University of New York an, wo sie vor vielen Jahren an der Cuny Graduate School of Journalism studiert hatte. Ihr alter Mentor, Dave Jackson, der mittlerweile kurz vor seiner Pensionierung stehen musste, unterrichtete dort immer noch. Zu ihm hatte sie ein inniges Verhältnis und vollstes Vertrauen. Wenn jemand ihr einen Ratschlag geben konnte, dann er. Er hatte selbst einst einen gut bezahlten Job beim Wall Street Journal an den Nagel gehängt, weil ihm seine innere Stimme etwas anderes geraten hatte. Er würde sie verstehen.
    Livia schlängelte sich unerkannt durch die Menschenmasse. Gewisse Quartiere in New York waren fast immer voller Menschen, egal um welche Uhrzeit man unterwegs war. Wenn man die Leute so sah, hatte man kaum das Gefühl, dass überall auf der Welt Terroranschläge an der Tagesordnung waren. Die Menschheit war einfach brillant im Wegsehen und Ausblenden von offensichtlichen Tatsachen; es war die uralte Vogel Strauss-Politik, die wieder einmal und immer wieder ihre Anwendung fand.
    Sicher, wenn man mit den Leuten ins Gespräch kam, so formulierten sie ihre Ängste, oder wenn man ihnen genauer in die Augen blickte, so konnte man Verzweiflung und Angst ausmachen, aber das Verhalten sang ein ganz anderes Lied: alles ist okay und wir machen weiter, wie bis anhin. Zumindest die Bevölkerung der Städte schien so zu ticken. Diejenigen, die auf’s Land gezogen waren, hätten sich wohl anders verhalten, schliesslich hatten sie die Gefahr erkannt und ihr Verhalten geändert.
    Als Livia an einem Starbucks vorbei ging, sah sie einen alten Studienkollegen, der sie aber dank der Brille nicht erkannte. Gott sei Dank, dachte sie. Ihr war nicht danach mit irgend jemandem zu palavern; sie wollte nur mit Jackson reden. Sie beschleunigte ihre Schritte.
    Fünf Minuten später klopfte sie an die Tür von Jacksons Sekretärin.
    „Herein!“, sagte eine tiefe Frauenstimme. Er hat schon wieder die Sekretärin gewechselt, dachte Livia.
    Jackson hatte eine Schwäche für seine Sekretärinnen. Er stellte junge Dinger ein, denen er als Gentleman den Hof machte, bis sie kündigten oder nachgaben und mit ihm ins Bett hüpften. Und dann wurden die Verhältnisse jeweils so kompliziert, dass er - Jackson - die jungen Hühner wieder vor die Tür setzte. Seine Schwäche für junge Frauen hatte ihm schon mehr als ein Gerichtsverfahren gekostet, aber gewisse Menschen lernen nicht aus ihren Fehlern. Zu diesen gehörte er.
    Livia trat ein. Es war eine Rothaarige, höchstens fünfundzwanzig Jahre alt. Ihre Bluse war einen Knopf zu weit geöffnet. Das sprach bereits Bände.
    „Ist Professor Jackson hier?“
    „Wer fragt?“, wollte das Ding wissen.
    „Ich bin eine alte Studentin von ihm, mein Name ist Livia.“
    „Livia? Das wird ihm etwas sagen?“
    „Ich hoffe es!“, antwortete Livia.
    Der Rotschopf mit hoch gesteckten Haaren, die von einer modischen Holznadel zusammen gehalten wurden, nahm den Hörer des Telefons in die Hand.
    „Ja, Dave, ich bin‘s Geraldine. Da ist eine alte Studentin von früher für dich da. Ihr Name ist Livia. Bist du da oder soll ich sie wegschicken?“
    Geraldine blickte Livia von oben herab an, als sei sie nicht nur adlig, sondern auch intelligent. Livia zog die Sonnenbrille ab und zog sich die Perücke vom Kopf.
    „Ja, sag ich ihr, Dave!“, sagte Geraldine und legte auf.
    „Er kommt gleich ...“, sagte sie, rutschte sich die Brille auf der zu grossen Nase zurecht und erkannte Livia als berühmte Fernseh-journalistin. „ ... Ms Livia Keighs“, fügte sie an.
    „Prächtig!“, antwortete Livia, spürte einen Moment lang Genugtuung, aber erinnerte sich sogleich daran, dass diese Bekanntheit mit ihrem Entschluss, den Sender zu verlassen, bald Vergangenheit sein würde.
    Dave Jackson begrüsste sie wie eine kleine

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