Der letzte Aufstand
animieren konnte. Sie verstanden sich immer besser. Ein Blick genügte und ein Bedürfnis war geklärt. Eine Geste ersetzte ganze Monologe, die man normalerweise halten musste, um sich zu erklären.
Es war als wären sie ein Teil eines Systems, und am siebten Tag, als er aufwachte und Lea noch selig schlief, stellte sich Kahil allen Ernstes die Frage, wie er je ohne Lea hatte leben können. Sie schien alles zu sein, was er sich im Leben je erträumt hatte: Freundin, Schwester, Seelengefährtin und vielleicht noch mehr, aber dahin liess er seine Gedanken gar nicht driften.
Er weckte sie und zusammen bauten sie das Zelt ab, liessen die Luft aus den Matratzen, versorgten alles fein und säuberlich in die dafür vorgesehenen Säcke und Taschen, und machten sich dann zum Landeplatz auf, wo sie vor einer Woche abgesetzt worden waren.
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1098 Tage vor „Tag X“
WORLD TERROR UPDATE
Johannesburg, Südafrika
Zum vierten Mal diese Woche ist Südafrika das Opfer eines Terroranschlages geworden. Nachdem gestern ein amoklaufender Messerstecher die Innerstadt von Johannesburg verunsichert und mindestens zehn Menschen schwer verletzt hatte, wurde die Stadt heute erneut Zeuge eines Terrorakts.
Bei einem lokalen Rugbymatch wurde die Mannschaft der Eagle Crew Rugby Association Opfer eines Anschlages. Der Tee, den das Team in der Pause konsumierte, war mit einem potenten Gift versetzt worden. Neun Spieler starben innerhalb von fünf Minuten, drei weitere befinden sich noch in Lebensgefahr.
Über den Täter ist nichts bekannt.
Eines der Opfer ist Tony Verstreet, der in der letzte Ausgabe der Reality Show Living in a Mine zu Berühmtheit kam und als vorletzter Kandidat die Mine in Carletonville verliess, um sich wieder mit dem Tageslicht anzufreunden.
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Washington, 201 Tage bis „Tag X“
Palms räusperte sich. Er hatte das Mikrofon aus der Halterung genommen und ging auf dem Podest auf und ab.
„Ich hoffe, Sie haben sich alle ein wenig ausruhen können. Wir haben in der Zwischenzeit die besten Personalselektions-Firmen kontaktiert und die Rekrutierung der Teams, gemäss der Liste, die wir gestern kommuniziert hatten, an diese Firmen abgegeben. Die Firma Bodmer International mit Sitz in Rom wird die C-Teams rekrutieren, die Firma Benton & Colleagues mit Sitz in London wird die A-Teams rekrutieren und die Firma Allied Combat Forces wird sich für die Rekrutierung der B-Teams verantwortlich zeichnen. Sie werden die Details in den Unterlagen, die wir Ihnen verteilt haben, wieder finden.“
Vereinzelt wurde im Publikum geklatscht. Palms wartete bis es wieder ruhig war.
„Haben sich seit gestern für irgendjemanden noch Fragen ergeben? Dann wäre jetzt der Zeitpunkt diese zu stellen, denn der nächste Schritt ist die Unterzeichnung der Verträge, die alle vorbereitet wurden und bereit liegen.“
Die türkische Ministerpräsidentin meldete sich zu Wort.
„Wie kommt es, dass die Aufträge nur an Firmen aus dem Westen delegiert wurden? Es stört mich, dass das Geld für solche Operationen immer im Westen und nie im Osten landet. Gibt es keine guten Personalfirmen in Dubai, Shanghai oder Istanbul?“
Palms hob beschwichtigend die Hände.
„Es ist hier kein Geld im Spiel. Ich habe darauf bestanden, dass die jeweiligen Firmen, diesen Auftrag ohne Entgelt annehmen. Wir müssen alle lernen, dass es nicht immer um Geld geht. Wir wären sonst gar nicht in dieser Situation, wenn wir als Menschheit diese Lektion schon früher gelernt hätten. Alle Firmen, die an den Mandaten arbeiten, tun dies ohne einen Cent dafür zu erhalten. Das war die Bedingung, und die wurde akzeptiert.“
Die Ministerpräsidentin schien beruhigt. Sie setzte sich. „Danke, Mr. Palms.“
„Andere Bedenken oder Fragen?“, fragte Palms.
Der chilenische Präsident, der heute in der vordersten Reihe sass, lehnte sich zurück und dachte nach. Seine Augen bewegten sich langsam von oben nach unten und von links nach rechts, als verfolgten sie einen Fussball auf einem Spielfeld. Schliesslich hob er die Hand. Palms nickte ihm zu.
“Mr. Palms, Ihre Erfolge in der Vergangenheit in Ehren, aber ich kann mich mit dem Vorgehen nach wie vor nicht identifizieren. Etwas daran stört mich einfach. Es scheint mir, dass die Strategien, die Sie vorschlagen, gegen jegliches Rechtsempfinden verstösst. Wieso, um Gottes Willen, sollen wir bitte einen Schwerverbrecher, einen Menschen der des Terrors gegen Unschuldige schuldig
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