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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Tischtennis spielen, Schach spielen oder Spaziergänge ums Haus zu machen.
    Und genau das taten Lea und Kahil die nächsten Tage lang. Für Jean und Takashi musste es sich wie ein Feriencamp anfühlen, aber sie hatten beide weiterhin ihren Schutzschild oben. Sie spielten zwar Billard, schauten Filme an, spielten mit anderen Kunden und C-Teams Fussball, aber sie waren angeschossene Rehe. Sie trauten der Sache nicht wirklich.
    Palms Strategie machte scheinbar keinen Sinn für die Kunden, was gut war, weil Unsicherheit psychische Sturheit auflockerte. Es war gut zu beobachten, wie die beiden versuchten dem ganzen einen Sinn zu geben. Sie hatten beide versucht einen Terroranschlag zu begehen, waren bereit gewesen vielen Menschen das Leben zu rauben, und dennoch wurden sie hier wie Gäste in einem Hotel behandelt. Und zwar von der Polizei. Dass Kahil und Lea zur Polizei gehörten war an den Armbinden, die sie immer trugen, deutlich zu erkennen.
    Am dritten Tag schliesslich sprach Takashi die Sache während des Abendessens an.
    „Was soll das Ganze hier eigentlich?“
    „Wie meinst du das?“, fragte Kahil.
    „Mann, wir sind Terroristen! Und ihr behandelt uns wie Freunde. Was soll das?“
    „Gute Frage! Aber das gibt eine längere Antwort. Hast du Zeit?“
    „Hab ich was anderes zu tun?“
    Kahil lachte und klopfte Takashi freundschaftlich auf‘s Knie. Körperkontakt war als bindendes Element eine der Kernstrategien, die Lea und Kahil anwendeten. Körperkontakt bewirkte eine gewisse Beruhigung und suggerierte Freundschaft, ja sogar Intimität.
    „Ihr wisst ja sicher, wer Oliver Palms ist?“
    „Sind wir vom Mond?“
    „Voilà. Palms sieht euch Terroristen als ein Symptom einer tiefer liegenden Krankheit, die fest in der Gesellschaft verwurzelt ist.“
    Jean stand auf und schmiss seinen Teller auf den Boden.
    „Ich bin keine Krankheit!“
    Lea stand auf und holte in einem Putzschrank einen feuchten Wischer. Dann las sie ruhig die Scherben auf.
    „Nein, du bist ein Symptom. Das ist nicht dasselbe.“, sagte Takashi. Er schaute Kahil an. „Weiter?“
    „Palms wurde von den Vereinten Nationen damit beauftragt eine Lösung für den Terror zu finden. Und wie er halt so ist, hat er die Sache von einer unkonventionellen Seite her angeschaut. Er betrachtete den Terror als ein Symptom eines erkrankten Organismus und hat sich gefragt, wie man einen solchen Organismus heilt. Er hat in unserer Ausbildung den Vergleich mit einer Autoimmun-Krankheit gezogen, ihr wisst schon, Krankheiten, wo der Körper gegen sich selbst vorgeht.“
    „Du meinst so wie Multiple Sklerose oder Sklerodermie?“
    „Genau. Bei einer Autoimmun-Krankheit setzt der Körper sich selbst immer wieder unter Schach. Nehmen wir die MS, eine Krankheit die in ihren Schüben eine enorme Stresskomponente hat. Je gestresster ein Kranker, desto eher werden seine MS-Symptome schlimmer. Und je geregelter, übersichtlicher und ruhiger das Innen- und Aussenleben eines Erkrankten, desto mehr schläft die Krankheit.“
    „Was ist das, ein Medizinvortrag?“, fragte Jean. Wenigstens sass er wieder.
    „Entschuldigung, ich mache nur Quervergleiche. Jedenfalls ist Palms der Ansicht, dass der Terror ein Symptom von Stress ist, um es ganz einfach zu machen.“
    „Denkst du ich bin dumm, dass du es ganz einfach machen musst?“
    „Mann, lass den Mann doch ausreden!“, fauchte Takashi ihn an.
    Kahil erhob sich und räumte den Tisch ab. „Ich wasche ab. Würde jemand abtrocknen?“
    „Gerne!“, gab Lea Antwort.
    „Du trocknest gerne ab?“, fragte Takashi.
    „Es gibt nichts, was mich mehr zur Ruhe bringt. Ich liebe es.“
    „Ihr seid schräge Vögel!“, sagte Jean.
    Während Kahil das Wasser für den Abwasch ausliess, sprach er weiter. „Der Stress in unserer Gesellschaft ist beispielsweise die andauernde Profitgier, deren Folge eine Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Arme ist. Und wie ihr wisst, wird der Graben zwischen Reichen und Armen nicht unbedingt kleiner. Unsere Gesellschaft funktioniert wie ein grosser Wettbewerb. Und in diesem Wettbewerb gibt es die Unterdrückten und die Unterdrücker ...“, sagte Kahil, wobei er das Wort die Unterdückten betonte.
    „ ... unterdrücke jemand nur lange genug und du hast eine Revolution. Oder je nach dem einen Terroranschlag.“, führte Lea den Satz weiter.
    Jean und Takashi gingen nicht auf den Hinweis ein.
    „Stress führt zu unzähligen Symptomen. Beim einen führt sie in‘s Fressen und zu Übergewicht,

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