Der letzte Aufstand
einen neuen Wagen entwendete, mit dem er seine Amokfahrt fortsetzte. Die Polizei hatte weitere Schwierigkeiten den Mann zu stoppen, weil es in der Innerstadt von Ambulanzen, Feuerwehreinsätzen und Schaulustigen nur so wimmelte.
Die Kölner Kriminalpolizei geht davon aus, dass es sich bei dem Amokfahrer auch um den Terroristen handelt, der die Bombe gelegt hat. Über den Täter ist noch nichts bekannt.
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Paris, 3 Tage nach „Tag X“
Wäre da nicht der klitzekleine Umstand gewesen, dass Takashi gegen seinen Willen im Camp gehalten wurde, man hätte meinen können, dass er und Kahil dicke Freunde waren. Kann sein, dass es auch damit zusammen hing, dass Takashi einer der Ersten gewesen war, die im Camp angekommen waren. Jedenfalls sassen die beiden oft irgendwo am Rande des Geschehens und waren in tiefe Gespräche verwickelt.
Jetzt waren es schon fünf Leute, die von Lea und Kahil betreut wurden. Der letzte Kunde, der heute seinen Weg ins Camp gefunden hatte, war ein alter Vietnamese. Er war zweiundsiebzig Jahre alt, schien gebrechlich und sprach kaum Französisch oder Englisch, weswegen fortan auch eine Übersetzerin im Trakt des Wachholder -Teams wohnte.
Mien Dang Gao war eigentlich Lebensmittelhändler. Er hatte in Paris einen kleinen Laden, wo er vor allem Vietnamesen mit eingeführten Produkten aus Vietnam, Laos und Kambodscha versorgte.
Wieso er heute früh unbedingt den Eifelturm zum Einstürzen hatte bringen wollen, war für alle ein Rätsel.
Er wollte es recht geschickt anstellen. Mien Dang Gao hatte in der Nacht, das heisst eigentlich war es am Morgen, um drei Uhr früh, wenn am wenigsten los war, alle Fusselemente eines Pfeilers mit C4 umkleiden und so den Eifelturm zum Kippen bringen wollen. Den Sprengstoff hatte er sich von Bekannten der vietnamesischen Mafia besorgen lassen und dafür sein ganzes Erspartes ausgegeben.
Wieso? Woher war ihm dieser absurde Gedanke aus heiterem Himmel gekommen? Luc und Danielle hatten den Anschlagsversuch vor drei Tagen in einem Scan ganz plötzlich entdeckt. Er war einfach plötzlich da und schwirrte im Äther als Idee herum, weil Mien Dang Gao die Idee mit seinem Denken intensiv in die Welt zu senden begann.
Aber woher kam einem 72jährigen so plötzlich eine solch abstruse Idee? Mien Dang war in seiner Welt erstklassig integriert. Er hatte drei Kinder, die jetzt als Erwachsene alle ein erfolgreiches Leben lebten. Seine Frau war eine anmutige Schönheit, auch heute noch, mit ihren 69 Jahren. Was sollte das? Er hatte keinen Grund seine Welt zu zerstören, alles in seinem Leben von heute auf morgen auf‘s Spiel zu setzen.
Das waren alles Fragen, die das C-Team beantworten sollte. Lea hatte am Nachmittag ein erstes Gespräch mit Mien Dang und seiner Übersetzerin geführt, was erstaunlich gut ging, weil die Übersetzerin genau wusste, wann sie übersetzen musste und wann es besser war zu schweigen.
In der Wachholder-Abteilung des Camps kehrte fast schon so etwas wie Routine ein. Lea und Kahil hatten täglich Einzelgespräche mit den Kunden. Noch kam zwar nicht viel bei diesen Gesprächen heraus, aber man merkte doch, wie sich der Widerstand langsam zu erweichen schien. Vor allem bei Takashi und Jean, die jetzt fast schon alte Hasen waren.
Es war, als begännen sie der Aufrichtigkeit von Lea und Kahil langsam zu trauen, was sich an kleinen Zeichen ablesen liess. Jean begann beispielsweise beim Abwaschen zu helfen. Takashi suchte immer wieder Momente mit Kahil, vielleicht weil Kahil als Nicht-Europäer ihn am ehesten verstand?
Während Lea an jenem Tag das Abendessen zubereitete, sass Kahil mit Takashi bei der Rampe draussen.
„Weisst du, im Karate gibt es einen Lehrsatz, der mich schon immer beeindruckt hat ...“, sagte Takashi.
„Und zwar?“
„Weine im Dojo. Lache auf dem Schlachtfeld.“
„Was willst du damit sagen?“
„Egal was du im Leben tust, sei gut vorbereitet. Das meine ich. Ich hab mich grossartig auf den Anschlag vorbereitet. Wirklich gut! Habe alle Eventualitäten abgecheckt. Wie kommt es, dass ihr mich in der Ausführung behindern konntet? Ich hab doch niemandem von meinen Plänen erzählt. Ihr seid verdammt gut, musst du wissen!“
„Wir sind eine Organisation der Besten. Ja, das glaube ich auch, ohne mich selbst bauchpinseln zu wollen.“
„Wie habt ihr‘s gemacht?“
Kahil lächelte.
„Das bleibt das Geheimnis der ATO. Wichtig ist, dass wir dich an der Ausführung deines Planes gehindert haben. Sonst würdest du
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