Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
denen Edward Janacek ein bedeutendes Flottenkommando übertragen hatte. Und nicht nur das: Durch seine Ehe war er direkt mit der Familie Janacek verbunden. Unter diesen Umständen war er erstaunt, dass er überhaupt noch im aktiven Dienst stand. Seines Erachtens verriet es höchst interessante Dinge über den Earl von White Haven, dass er, Higgins, immer noch eine Flaggbrücke hatte, schließlich hatte eine von Janaceks ersten Entscheidungen darin bestanden, kaum dass er wieder den Posten des Ersten Lords der Admiralität übernommen hatte, jeden einzelnen Zögling und Verbündeten White Havens aus der Navy zu entfernen. Higgins hatte nicht einmal versucht sich einzureden, diese Entscheidung habe nichts damit zu tun, dass Janacek den Earl abgrundtief verabscheute. Eigentlich hatte Higgins erwartet, White Haven – mit dem er selbst nie gut zurechtgekommen war, nachdem er einmal das berüchtigte Alexander-Naturell am eigenen Leib hatte erleben dürfen – werde als Vergeltungsmaßnahme in exakt der gleichen Art und Weise verfahren. Und wenn Higgins sich selbst gegenüber ganz ehrlich war, dann musste er auch zugeben, dass eine solche Entscheidung durchaus nachvollziehbar gewesen wäre, gerade wenn man sich anschaute, welche Leistungen die Navy während des havenitischen Unternehmens Donnerkeil gezeigt hatte.
    Doch die Admiralität unter White Haven hatte sich als bemerkenswert tolerant erwiesen. Möglicherweise, weil dem Earl kaum eine andere Wahl geblieben war. Die Admiralität hätte kaum jeden (noch lebenden) Flaggoffizier im aktiven Dienst feuern können, schließlich bestand erneut die Notwendigkeit, die Navy deutlich zu vergrößern. Und dafür wurden nun einmal erfahrene Admirals benötigt. Allerdings glaubte Higgins nicht, das sei der wahre Grund für White Havens Vorgehen. Zu Higgins großer Überraschung hatte die neue Admiralität sich damit begnügt, lediglich jene Personen aus dem aktiven Dienst zu entfernen, deren Ernennung durch Janacek unverkennbar politisch motiviert war – Personen, deren Leistungen schlüssig belegten, sie seien für ein Gefechtskommando schlichtweg ungeeignet.
    Da Allen Higgins das Kommando über Grendelsbane Station innegehabt hatte, als die Offensive der Havies darüber hinweggefegt war, hatte er damit gerechnet, sich selbst ebenfalls auf der Liste der ›weniger geeigneten Offiziere‹ wiederzufinden. Schließlich hatte er mehrere hundert LACs und sieben Lenkwaffen-Superdreadnoughts verloren, als er erkennen musste, dass auch die Havies über LACs und Mehrstufenraketen verfügten. Und er war derjenige gewesen, der angesichts dieses überwältigenden Angriffs das System aufgegeben hatte – und dabei hatte er auch noch die neunzehn LAC-Träger und ganze dreiundsiebzig moderne Wallschiffe zerstört, die hilflos auf den Halligen der Station gelegen hatten, bloß um zu verhindern, dass sie den Havies in die Hände fielen. Ach, und dann waren da natürlich auch noch die vierzigtausend Werftarbeiter, die er bei seinem Rückzug nicht hatte mitnehmen können. Die Erinnerungen an jenen katastrophalen Tag waren der Grund für das Bedauern, das er in Momenten wie diesen empfand.
    Und doch hatte White Haven ihn nicht des Kommandos enthoben, der Geschehnisse von Grendelsbane zum Trotze. Hin und wieder fragte sich Higgins, wie viel davon sich darauf zurückführen ließ, dass er, obschon von Janacek seinerzeit eingesetzt, nie so getan hatte, als würde er Janacek in irgendeiner Hinsicht bewundern oder verehren. Oder ob es vielleicht daran lag, dass Janacek ihn seinerzeit auf Halbsold gesetzt hatte, kaum dass Higgins nach Manticore zurückgekehrt war, ›bis eine unabhängige, unparteiische Untersuchungskommission zu einem abschließenden Urteil‹ gekommen wäre. Er wusste: Er war unter Janacek hauptsächlich deswegen im aktiven Dienst geblieben, weil er zufälligerweise mit einer Cousine Janaceks verheiratet war. Janacek hatte ihn nicht in seiner Nähe behalten, weil er Higgins’ Arbeit wertschätzte oder weil er sich auf diese Vetternwirtschaft verlassen konnte; er hatte Higgins nicht aus dem aktiven Dienst entfernt, um damit zum einen seine Kritiker ein wenig zu beschwichtigen und zum anderen den Familienfrieden nicht zu gefährden.
    Eigentlich hatte sich Higgins recht unwohl dabei gefühlt, unter Janacek Dienst zu tun – vor allem, weil er genau wusste, weswegen man ihm diese Möglichkeit überhaupt geboten hatte. Sein eigenes Gewissen hatte Higgins damit zu beruhigen versucht, dass ja

Weitere Kostenlose Bücher