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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zumindest der eine oder andere kompetente Flaggoffizier im Dienst bleiben musste . Doch Higgins war sich recht sicher, dass Janacek ihm nie völlig vertraut hatte. Genau aus diesem Grund hatte man ihn vermutlich seinerzeit auch nach Grendelsbane versetzt: So war er weit genug fernab der Heimat, dass man sich nicht ständig mit ihm beschäftigen musste.
    Und genau deswegen war Janacek auch zu dem Schluss gekommen, sein angeheirateter Cousin sei perfekt dafür geeignet, ihn vor das heranrasende Bodenfahrzeug zu werfen, nachdem im Zuge von Unternehmen Donnerkeil unter anderem auch Grendelsbane zu Staub zerblasen wurde.
    In seinen zynischeren Momenten war sich Higgins sicher, Janaceks Entscheidung, Higgins zum Sündenbock abzustempeln, sei einer der Hauptgründe White Havens, ihn zu rehabilitieren . Ein klassisches ›Wie du mir, so ich dir‹, gezielt an Janacek gerichtet. Andererseits hatte White Haven ihn kontinuierlich auf der Oberfläche des Planeten zurückbehalten, bis die Untersuchungskommission ihr Urteil zu Grendelsbane abgegeben hatte. Die Schlussfolgerung der Kommission hatte gelautet, angesichts der überwältigenden Überzahl des Gegners und der Tatsache, dass über die gegnerischen Waffensysteme zum damaligen Zeitpunkt entschieden zu wenige Informationen vorgelegen hatten, hätte niemand anderes sich dort besser schlagen können. Also konnte man, wenn man denn wollte, auch argumentieren, White Haven, Sir Thomas Caparelli und Sir Lucien Cortez hätten Higgins dieses Kommando lediglich aufgrund eben jenes Abschlussberichtes angeboten.
    Wenn Higgins gerade nicht so sehr zu Zynismus neigte, dann hatte er auch keine Schwierigkeiten, das zu akzeptieren. Trotzdem war er immer noch ein wenig verwirrt ob dieser Laune des Schicksals, durch die gerade er das Kommando über die Homefleet erhalten hatte. Damit war er jetzt der einzige Großadmiral im Dienste Manticores.
    Natürlich wäre er jetzt nicht hier, wenn die Royal Manticoran Navy nicht während der Schlacht von Manticore derart entsetzliche Verluste hätte hinnehmen müssen. Zu seinem eigenen beachtlichen Erstaunen gehörte Allen Higgins zu dem Dutzend der ranghöchsten Flaggoffiziere der gesamten Navy, nachdem diese Reihen so brutal ausgedünnt worden waren. Als Herzogin Harrington das Kommando über die Homefleet abgegeben hatte, um wieder die Achte Flotte zu übernehmen – oder besser: Nachdem Manticore und seine Verbündeten wieder genug Wallschiffe hatten, um zusätzlich zu dieser Achten Flotte auch noch eine Homefleet aufzustellen –, hatte Allen Higgins sie ersetzt. Na ja, er hatte ihren Platz übernommen, denn es war sehr unwahrscheinlich, dass irgendjemand die Herzogin je ersetzen könnte.
    Obwohl Higgins immensen Respekt vor den Leistungen Alexander-Harringtons hatte, gehörte er doch zu jenen Offizieren, die sich sehr bewusst waren, welche Rolle die Medien dabei gespielt hatten, die Legende des ›Salamanders‹ aufzubauen. Zu ihrer Ehre musste man hinzufügen, dass sie ernstlich versucht hatte, diese Art der Medienschmeichelei zu vermeiden. Doch zusammen mit ihrer Bedeutung auf Grayson und ihrem politischen Status als eine der Hauptakteure in der Opposition zur Regierung High Ridge war sie beinahe schon zur leibhaftigen Verkörperung einer Kriegsgöttin geworden – so sah das zumindest die manticoranische Öffentlichkeit. Und ein Großteil der Navy ebenfalls. Und das machte es natürlich höchst interessant, nun in ihre Fußstapfen zu treten.
    Zugleich erklärte es auch die Besorgnis, die Higgins empfand. Ganz egal, wie gut er sich schlug, man würde ihn immer mit Sebastian D’Orville vergleichen, der die letzte Homefleet unerschütterlich in die Schlacht geführt hatte und dabei gefallen war, und mit Herzogin Harrington, deren Posten als Oberkommandierender der Homefleet Higgins übernommen hatte und deren Achte Flotte das Heimatsystem des Sternenkönigreichs vor Operation Beatrice gerettet hatte. Und wenn Higgins sich selbst gegenüber ehrlich bleiben wollte, musste er sich noch etwas eingestehen: Ein Teil dieser Beunruhigung rührte von den damaligen Geschehnissen vor Grendelsbane her. Es hatte keinen Sinn, sich einreden zu wollen, diese Erfahrungen hätten keine Narben bei ihm hinterlassen. Higgins glaubte zwar nicht, dass er sich dadurch in seinem Urteilsvermögen trüben ließe, doch er fürchtete zutiefst, etwas Derartiges ein weiteres Mal über sich ergehen lassen zu müssen. Es wäre ihm deutlich lieber gewesen, wenn er sich selbst

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