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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weiterer Graser geradewegs auf HF/1-17 und HF/1-16 zu . In einem kurzen, gleißenden Moment durchschnitt er beide Werften, und auch wenn dieser Graser nicht ganz so leistungsstark war wie die Waffe eines Shrikes , reichte seine Zerstörungskraft doch voll und ganz aus, um einen ungepanzerten Zerstörer, ungeschützt von Impellerkeil oder Seitenschilden, säuberlich in zwei Hälften zu zerteilen.
    Genau das widerfuhr HMS Saladin ... bei deren Fusionsreaktor das Einschlussfeld versagte, ohne dass die Sicherheitssysteme des Maschinenleitstandes zuvor gewarnt wurden. Nicht einmal kybernetische Reflexe konnten bei einem derart katastrophalen technischen Versagen noch etwas ausrichten. Der resultierende Flammenball machte jeden Schaden überflüssig, den weitere Torpedos HMSS Hephaistos vielleicht noch hätten zufügen können.
    HMS Longshoreman , einer der Bereitschaftsschlepper von Hephaistos , entfernte sich gerade von der Station. Er schleppte einen neuen Kreuzer der Saganami-C -Klasse, die Jessica Rice , in Richtung der seitens der Verkehrsleitung vorgeschriebenen Impeller-Grenze, als der Angriff erfolgte. Die beiden Schiffe beschleunigten mit einer lächerlich geringen Beschleunigung, gerade einmal zehn Gravos, weil an Bord der Jessica Rice derzeit nur die Schwerefeldgeneratoren aktiv waren. Ihr Trägheitskompensator funktionierte nicht ohne den Impellerkeil, und so nahe der Raumstation untersagten die Verkehrsvorschriften die Nutzung des Impellerkeils nun einmal. Die Aufschleppe, an der die Jessica Rice festgemacht gewesen war, lag bereits ein gutes Stück hinter ihnen, doch das war bedeutungslos.
    Eines der mesanischen Torpedos erzielte einen direkten Treffer im Rückgrat der Station und bestrich dann sukzessive mehrere Sekundärachsen. Entsetzliche Folgeexplosionen und explosionsartige Dekompression war die Folge. Die Welle der Zerstörung erreichte die äußersten Bereiche der Station und pflanzte sich dann weiter fort, bis sie der Länge nach die ungepanzerten Aufbauten der Jessica Rice erreichte und an dem gewaltigen, mächtigen Schiff furchtbare Schäden anrichtete. Ebenso wie die Saladin zerbarst auch die Jessica Rice . Die Explosion zerstörte den Heckimpellerring der Longshoreman , sodass ihr Impellerkeil sich automatisch deaktivierte ... und damit war der kleine Schlepper völlig ungeschützt, als ein gewaltiges Trümmerstück dessen, was einst HMSS Hephaistos gewesen war, das Schiff traf. Das Trümmerstück war um mindestens fünfzig Prozent größer als der Bereitschaftsschlepper und zerstörte ihn vollständig.
    »Großer Gott!«
    Überrascht hob Lieutenant Édouard Boisvin, Erster Offizier von HMS Stevedore , den Kopf, als er den Ausruf von Senior Chief Petty Officer Oxana Karpova hörte. Der Senior Chief hatte für die Annäherung des großen Schleppers an Hephaistos das Ruder übernommen. Einen derartigen Gefühlsausbruch hatte der Lieutenant bei ihr noch nie erlebt.
    Boisvin öffnete schon den Mund, um eine Erklärung für dieses ungebührliche Verhalten zu verlangen, doch er brachte keinen Ton heraus. Als er den Kopf gehoben hatte, sah er auf seinem Display das Gleiche, was auch Karpova und ihr Assistent gesehen hatten. Seine Stimmbänder waren wie eingefroren.
    Reglos saß er dort, unfähig den Blick abzuwenden, sogar unfähig zu sprechen, als vor seinen Augen die ganze Raumstation explodierte. Boisvins Verstand war nicht in der Lage, einzelne Explosionen auszumachen, während das Chaos der Zerstörung die ganze Station in Stücke riss. Einzelne Details brannten sich ihm mit entsetzlicher Klarheit in sein Gedächtnis ein – nicht bewusst, nicht in diesem Augenblick, doch Albträume über das, was er dort gerade miterlebte, sollten ihn noch Jahre später plagen. Einzelne Module, aus ihrer Muring gerissen, schwebten wie zerbrechliche, zarte, angestrahlte Perlen vor den weißglühenden Explosionen, bis die Wellenfront der Zerstörung auch sie erreichte und einhüllte. Die Überreste eines Schweren Kreuzers mit gebrochenem Rückgrat; sie wirbelten um die eigene Achse und zerbrachen dabei in immer kleinere Trümmer. Ein Bauschiff unter Lagedüsenschub verschwand im feurigen Schlund des Mahlstroms.
    Genau diese einzelnen Bilder, winzige Momentaufnahmen der ganzen Katastrophe, würden ihn in jenen Albträumen wieder und wieder heimsuchen. Doch das Einzige, was Boisvin im Augenblick bewusst wahrnahm, war nur, wie unmöglich das war, was er hier sah. Es blieb nicht einmal Raum für Entsetzen – nicht in

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