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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wissen ... aber wir wissen es nicht.«

März 1922 P. D.
    Die Geschichte ist voller Opfer, die genau zu wissen glaubten , worauf ›das Unausweichliche‹ hinauslaufen würde.
    Hamish Alexander-Harrington,
Earl von White Haven

Kapitel 7
    Als Astrid Wang leise gegen den Türrahmen seines Büros klopfte, blickte Innokentiy Kolokoltsov auf. Er hoffte, dass man ihm seine Beklommenheit nicht anmerkte. Seine Stabschefin trat ein und warf ihm das zu, was er für sich selbst als ›der Blick ‹ bezeichnete. Hätte man ihn aufgefordert zu erklären, was alles zum Blick gehörte, wäre Kolokoltsov dazu nicht in der Lage gewesen. Er wusste, dass dazu Besorgnis in den Augen zu lesen stehen musste, es gehörten auch zusammengekniffene Lippen und eine ganz bestimmte Art des Stirnrunzelns dazu, aber da war noch etwas anderes ... irgendetwas, das ihn vorwarnte, dass seine Stabschefin weitere schlechte Nachrichten für ihn bereithielt.
    Es war schon sonderbar, wie sich die Definition von ›schlechte Nachrichten‹ mittlerweile verschoben hatte. Einst, vor langer Zeit, hieß es nur: ›Das ist jetzt aber ärgerlich, und es ist lästig, sich darum zu kümmern.‹ Jetzt jedoch bedeutete es: ›Großer Gott, was nun? ‹
    »Ja, Astrid?« Kolokoltsovs Stimme klang fest genug, doch ein Funkeln in den grünen Augen seiner Stabschefin verriet ihm, dass ihr seine Besorgnis trotzdem nicht entgangen war. »Was gibt es denn?«
    »Ein Kurier Admiral Rajampets hat das gerade abgeliefert, Sir.«
    Sie streckte ihm einen Chipordner entgegen: rot eingefasst, also war der Inhalt streng geheim. Einen Augenblick lang starrte Kolokoltsov ihn nur an und schürzte nachdenklich die Lippen, als lutsche er an einer äußerst sauren Zitrone. Was hat Rajampet denn bloß , dachte er, dass er wie ein Besessener persönlich durch Kurier überbrachte Memos verfasst, statt eine altmodische E-Mail zu schicken oder auf einen unserer zahllosen abgeschirmten Kanäle einfach eine Com-Konferenz einzuberufen? Genau dafür gibt es diese Dinger doch für die Leute, die über das Schicksal der Solaren Liga entscheiden! Was auch immer der Grund sein mochte, es verschlimmerte sich eindeutig zusammen mit der allgemeinen Situation.
    Das bedeutet wahrscheinlich, dass er nächste Woche damit anfangen wird, seine Depeschen mit unsichtbarer Tinte auf noch altmodischerem Papier abzufassen – und vermutlich wird dann ein ganzes Bataillon Marines für die Sicherheit auf dem Weg von seinem Büro zu meinem sorgen!
    Es überraschte Kolokoltsov selbst, dass dieser Gedanke ihn ein wenig belustigte. Allerdings hatte er eine gewisse Aufheiterung auch dringend nötig. Viel war das natürlich nicht, aber nach dem, was in den letzten Tagen auf der Hauptwelt der Liga abgelaufen war, konnte er jede Form von Aufheiterung wirklich gebrauchen.
    »Dann sollten Sie mir das wohl besser geben«, seufzte er schließlich.
    »Jawohl, Sir.« Wang reichte ihm den Ordner und zog sich dann zurück, ein wenig hastiger als sonst. Fast als fürchte sie, alleine schon durch die Nähe zu neuerlichen Katastrophenmeldungen – und was sollte das hier sonst sein? – könne sie sich mit einer unheilbaren Krankheit anstecken.
    Dieser Gedanke brachte Kolokoltsov dazu, ein kurzes Schnauben auszustoßen. Dann schob er den Chip in ein Lesegerät und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Was halten Sie denn von Rajanis jüngstem Geniestreich?«, erkundigte sich Kolokoltsov deutlich später am selben Abend.
    Zusammen mit Nathan MacArtney, Malachai Abruzzi und Agatá Wodoslawski saß er bei einem ruhigen, sehr privaten Abendessen. Es war der dritte Abend in Folge, den sie in dieser Weise verbrachten; bei den ersten beiden war auch Omosupe Quartermain zugegen gewesen. Doch im Augenblick hatte sie den Vorsitz über ein sehr, sehr geheimes Zusammentreffen mit etwa einem Dutzend der führenden, einflussreichsten Industriellen des ganzen Sol-Systems inne. Kolokoltsov rechnete nicht damit, dass aus dieser Besprechung praktikable Lösungen hervorgingen, aber es wäre wenigstens ein Beleg dafür, dass sie und ihre Kollegen überhaupt irgendetwas unternahmen. Was genau das war – zumindest im Hinblick auf ernstliche Verbesserungen –, vermochte Kolokoltsov nicht zu sagen, aber schaden konnte ihre Idee, einen Plan ›zur Mobilisierung der Industrie‹ aufzustellen, wahrscheinlich nicht. Und so hatten sie für die Medienfritzen wenigstens etwas vorzuweisen.
    »Welchen Geniestreich meinen Sie?« Wodoslawskis säuerliches Lächeln

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