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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Böhm
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strömte sie.
    „Ich bin so froh, dass Sie anrufen. Ja, Herr Becker war vorhin bei mir und hat mir alles erzählt. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Es ist alles so schrec k lich.“
    „Ich bin gerade in der Wohnung von Sabine und werde wohl auch bis morgen hier bleiben. Es gibt so viel zu tun. Sabines Chefin hat mich a n gerufen, ich muss ihre Sachen in der Firma abholen und mich hier um die Wohnung kü m mern. Und die Beerdigung muss auch o r ganisiert werden. Was halten Sie davon, wenn ich morgen Nac h mittag auf einen Kaffee zu Ihnen komme , bevor ich zurück nach He i delberg fa h re ?“
    „Nein, das geht auf gar keinen Fall“ , wehrte Helen aut o matisch ab. Sie übe r legte fieberhaft. Eine warnende Stimme in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie gerade dabei war, den gleichen Fehler zum zweiten Mal zu machen. Aber sie ko n nte doch einer Fremden nicht einfach sagen, dass sie Angst vor ihrem eigenen Mann hatte. Oder doch? Ha s tig fuhr sie fort: „ Ich … das geht wir k lich nicht … Mein Mann …“ Sie kam ins Stottern.
    „Schon gut , Sie müssen mir nichts erklären. Vielleicht können wir uns irgendwo in der Stadt treffen“ , bot Beate an.
    Erleichtert stimmte Helen zu. Sie verabredeten sich für die Mittagszeit in einem der zah l reichen kleinen Bistros auf der Schweizer Straße, ganz in der Nähe von Sabines Wo h nung. Beate kannte es, denn sie war früher schon einmal mit ihrer Schwester zusammen dort g e wesen.
    „Bis morgen also . “ D ie warme Stimme Beates klang noch in Helens Ohr, als sie den Hörer einhängte.
    Sie musste nachdenken. Was wenn Daniel zurückkäme? Sie holte ihren Hausschlüssel vom Schlüsse l bord , schloss die Wohnungstür von innen sorgfältig ab und ließ den Schlüssel im Schloss stecken. Zur Siche r heit legte sie noch die Kette vor. Dann nahm sie ihre Handtasche und verstaute darin ihre Geldbörse, ihren Pass, Beates Adresse und d ie Vi s itenkarte von Becker . Auf der Suche nach einem geei g neten Versteck fiel ihr Blick auf den Schirmständer in der Diele. Sie trug ihn neben die Wo h nungstür und schob die Tasche tief hinein. Danach ging sie ins Schlafzimmer und öffnete ihren Kle i derschrank. Sie w ählte eine helle Leinenhose mit passender Jacke, die sie schon lange nicht mehr getragen hatte, ein ä r melloses T-Shirt und flache Sandalen und legte alles zusa m men grif f bereit in den Schrank zurück. Für den Friseur blieb allerdings morgen keine Zeit mehr, sie musste versuchen, ihre Haare so gut es ging selbst zu waschen. Sie ließ Wasser in die Badewanne laufen, fügte einen Schuss Bad e schaum hinzu und legte Shampoo und den Du schkopf griffbereit auf den Wanne n rand. Es war ziemlich schwierig und dauerte lange, weil sie nur eine Hand g e brauchen konnte.
    Nachdem sie schließlich auch noch die Tür des Bad e zimmers sorgfältig hinter sich abgeschlossen hatte, lag sie endlich aufatmend in der Wanne. Erst jetzt merkte sie, wie erschöpft sie war. Mühsam b e gann sie, mit der gesunden Hand ihre Haare mit Shampoo einz u schäumen und sie dann umständlich abzuspülen . Geschafft! Langsam begann sie , sich zu en t spannen. Die wohlige Wärme machte sie schläfrig. Deshalb stieg sie rasch aus der Wanne und hüllte sich in ihren Bad e mantel. Dann föhnte sie die Haare trocken und nahm sie mit einer Spange im Nacken z u sammen. Das musste reichen. Schon besser dachte sie, als sie sich im Spiegel b e trachtete. Sie merkte plötzlich, wie hungrig sie war, und erinnerte sich, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Im Küh l schrank fand sich noch ein Rest von der Pastete, die sie am Vortag zubereitet hatte. Sie ve r schlang sie gierig und trank noch ein Glas Milch dazu. Mit dem halb vollen Glas in der Hand kauerte sie sich dann in ihren Sessel und schaltete den Fer n seher ein.
    Plötzlich rumorte es an der Wohnungstür . Helen schrak zusammen und saß wie erstarrt. Dann läutete es Sturm und Fäuste tromme l ten an die Tür.
    „Mach auf, du Miststück. Was fällt dir ein, dich einzusc h ließen. Mach auf, sonst trete ich die Tür ein.“
    Helen war vor Angst wie gelähmt. Sie saß in der Falle. Was sollte sie nur tun? Nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, hörte sie , wie oben im Treppenhaus eine Tür g e öffnet wurde. Schritte kamen die Treppe herunter und ve r h ielten vor ihrer Tür. Offenbar der Nachbar von oben, der stehen geblieben war, um ihren Mann zu b e grüßen. Sie hielt die Luft an. Daniel würde sich

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