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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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seine Halsverletzung von einer Strangulation. Vielleicht hat er sich aufgehängt...«
    »Und fällt anschließend in den Kanal?«
    Bastian öffnete den Kühlschrank.
    »Etwas zu trinken?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Examensarbeit über Erkennungsmerkmale bei vorgetäuschtem Suizid geschrieben. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Und wovon reden Sie?«
    »Von einer amtlichen Lüge!«
    »Die werden ihre Gründe haben.«
    »Die Sie nicht wissen wollen?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Sie meinen, wir sollen die Sache auf sich beruhen lassen?«
    »Wir haben unseren Job getan.«
    »Auch einem Vegetarier sollte nicht alles wurscht sein!«, erwiderte sie vorwurfsvoll.
    Bastian verzog das Gesicht und schwieg.
    Sarah ließ nicht locker. »Wir könnten ein paar Recherchen anstellen. Zum Beispiel darüber, was Grieser am Dienstag in der Artischocke gemacht hat. Um vierzehn Uhr. Kurz vor seinem Tod.«
    »Herrgott! Was soll das bringen?«
    »Die Wahrheit.«
    »Was ist schon wahr?«
    Sie sah ihn mit kalten Augen an. »Wahr ist, dass Sie ein fauler Sack sind. Ich zitiere nur.« Sie stand auf und schnüffelte. Dann drehte sie sich zum Schreibtisch um. »Was riecht denn hier so komisch?«
    Bastian schluckte. »Wachs. Ich habe gestern den Schreibtisch eingewachst.«
    Die Antwort schien ihr zu genügen. Sarah lief zur Tür. »Gute Nacht.« Damit verließ sie die Wohnung.
    Als die Tür ins Schloss gefallen war, trat Willi aus dem Schlafzimmer. Er klopfte sich imaginäre Staubflocken von der Jacke. »Oben hui und unten pfui. Wann hast du zuletzt unter dem Bett gewischt?« Er nahm Bastian die Bierdose aus der Hand und trank sie leer. »Was ist mit der Artischocke?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Mich geht alles an, was mit meinem Geschäft zu tun hat. Weißt du nicht, dass Wollweber neuerdings in der Artischocke residiert?«
    Bastian starrte Willi überrascht an. Das hatte er wirklich nicht gewusst. Er sah die Visitenkarte vor seinem geistigen Auge: Dienstag, 14 Uhr. Ww.
    Ww gleich Wollweber?
     

11.
     
    Gerd Froese nahm am Tisch gegenüber der offenen Küche Platz. Der Koch warf ihm einen kurzen Blick zu und pulte Kerne aus einem Kürbis. Obwohl Froese ein frisches Hemd, geputzte Schuhe und ein sauberes Sakko trug, fühlte er sich angesichts des Outfits der Gäste um sich herum etwas deplatziert. Das hier war Bundesliga. Was hatte ein Mann wie er, der allenfalls in der Kreisklasse spielte, hier zu suchen? Eine Nachricht zu überbringen! Eine Nachricht vom Bergmann für Herrn Wollweber.
    Zuerst hatten seine Leute ihm den Arsch aufgerissen, weil er sich hatte schnappen lassen. Dann hatten sie ihm kein Wort geglaubt. Er wolle sich nur wichtig machen. Erst als er nach vielen Stunden Jammern und Klagen immer noch bei seiner Version geblieben war, hatte man ihn zu einem Mann mit Glatze gebracht, dem er die ganze Geschichte in allen Einzelheiten erneut erzählen musste. Dann durfte er gehen.
    Vor zwei Stunden hatten sie ihn aus dem Bett geholt und erneut zu dem Glatzkopf geführt. Jetzt war Froese hier, stolz, ein Vermittler zwischen den Fronten zu sein.
    Der Kellner kam heran und offerierte ihm die Speisekarte. Der Kerl hatte einen Schmiss auf der Wange. Bevor Froese seinen lange und sorgsam vorbereiteten Spruch aufsagen konnte, war der Kellner wieder verschwunden.
    Froese blätterte in der Karte und fand seine Vermutung bestätigt. Für den Preis eines viergängigen Menüs musste er einen halben Monat arbeiten, allein die angepriesene Spezialität des Hauses, die Kürbiscremesuppe, kostete sechsunddreißig Euro. Im Geiste durchforstete er den Barbestand seiner Geldbörse und kam zu dem Schluss, dass seine Mittel nicht mal eine Bruschetta für sechzehn Euro erlaubten. Er ärgerte sich, dass er den Glatzkopf nicht um Spesen angehauen hatte.
    Plötzlich schreckte Froese zusammen. Längst stand der Kellner wieder neben ihm stand und schaute ihn fragend an.
    »Ich möchte nur ein Bier«, sagte Froese. »Ich habe leider schon gegessen.«
    »Dies ist ein Speiserestaurant und keine Kneipe«, erwiderte der Kellner völlig emotionslos und nahm Froese die Karte aus den Händen.
    »Mein Name ist Froese und ich habe eine Nachricht für Herrn Wollweber.« Froese war zufrieden, den Satz ohne Stottern herausgebracht zu haben.
    »Einen Herrn Wollweber gibt es hier nicht.«
    Jetzt war Froese mit seinem Latein am Ende. Einen zweiten Satz hatte er nicht einstudiert. Er musste improvisieren. »Man hat mich hergeschickt, um was auszurichten. Herr

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