Der letzte Bissen
erschwerte.
»Gibt es in Rumänien eigentlich eine Ausnahmeregelung für Vampire?«
»Wieso?«
»Blut ist ja im weitesten Sinn auch Fleisch.«
»Was?«
»Was machen Vampire seit der Prohibition? Die dürften doch eigentlich kein Blut saugen.«
»Gute Frage!« Bastian runzelte die Stirn. »Was ist mit Kunstblut?«
Nun klopfte es an der Tür.
»Ich weiß, dass du da bist. Bastian«, das war Sarahs Stimme, »mach bitte auf!«
Bastian legte theatralisch die Hand vors Gesicht. »Doch ein Vampir!«
»Von der würde ich mich gerne mal beißen lassen«, meinte Willi und nahm noch einen Zug.
Bastian schaffte es, sich hochzustemmen, und schwankte Richtung Flur.
»Hör mal«, sagte Willi in einem Anflug von Nüchternheit. »Das ist nicht so gut.«
Bastian zeigte mit dem Finger auf das Schlafzimmer, doch Willi schüttelte den Kopf. »Ich krieche nicht wieder unters Bett.«
»Dann eben nicht!«
»Und wenn sie mich erkennt?«
»Die hat dich doch nur kurz gesehen. Ich sag, du bist ein alter Schulfreund.«
Sarah hämmerte mit der Faust gegen die Tür.
Bastian schnüffelte. »Mach mal das Fenster auf.«
Willi erhob sich ächzend, humpelte zum Fenster, ließ frische Luft herein und den angerauchten Joint auf die Straße fallen.
Bastian öffnete die Tür. Sarah war betrunken, das erkannte er sofort.
»Danke«, sagte sie und stolperte in die Wohnung. »Die Reisetasche«, fügte sie hinzu.
»Was für eine Reisetasche?«
»Draußen. Das ist meine.«
Links neben dem Eingang stand das genannte Teil. Bastian schleppte es in die Wohnung.
Willi lag wieder auf der Couch und winkte Sarah zu.
»Hallo«, lallte sie. »Habt ihr mal ein Bier?«
Bastian wollte den Kühlschrank öffnen, da fiel ihm ein, dass es besser war, wenn Sarah den Inhalt nicht sah.
»Bier ist alle.«
»Dann trinke ich eben auch Wein.«
Sie ließ sich in einen Sessel fallen, nahm Bastians Glas und trank es leer.
»Was ist passiert?«
»Imogen fickt meine beste Freundin. Ich bin ausgezogen. Ist da noch was drin?«
Sie zeigte auf die Flasche neben der Couch. Willi beugte sich hinüber, zuckte zusammen und fasste sich an die Wunde. Bastian schnappte sich schnell die Flasche und goss ein.
Sarah fixierte Willi. »Du bist also Willi. Ich bin Sarah.«
Bastian schüttelte den Kopf. »Das ist Kai, ein alter Schulfreund, der mich besucht.«
»Aus Rumänien«, ergänzte Willi und versuchte, nicht zu lachen.
»Aha!« Sarah nippte an dem Weinglas. »Und Kai aus Rumänien hat zufällig auch eine Schussverletzung am Bein wie Willi aus Berlin.«
Willi zuckte mit den Achseln. Bastian setzte sich schwankend auf die Couch. Willi brachte sein Bein in Sicherheit.
»Ich wusste nicht, wohin mit ihm.«
»Ist doch okay«, meinte Sarah. Ihr trüber Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her. »Kann es sein, dass ihr mich neulich am Kanal verarscht habt?«
Die beiden Männer setzten Unschuldsmienen auf. »Wir -nein!«
Willi bohrte den Korkenzieher in eine neue Flasche Wein. »Wir haben mal eine Fachfrage, Frau Kommissarin. Was machen Vampire während der Prohibition? Dürfen die weiterhin Blut saugen?«
»Gute Frage.« Sarah schnüffelte. »Habt ihr einen Zug für mich? Oder ist der Joint schon aus?«
»Ich kann einen neuen bauen«, meinte Willi und erntete einen bösen Blick von Bastian.
»Was hast du jetzt vor?«, erkundigte sich Bastian, während Willi seine Kifferutensilien unter dem Sofa hervorzog und die vorbereitete Zigarette anzündete.
»Ich habe gedacht, ich könnte heute Nacht hier bleiben. Morgen suche ich mir ein Zimmer in einer Pension.«
»Flotter Dreier«, kicherte Willi.
»Ich schlaf auch auf dem Boden. No problem.«
Willi reichte ihr den Joint, Sarah nahm einen kräftigen Zug.
»Ich glaube, alle Vampire haben in Russland Asyl bekommen, zusammen mit den Fleisch fressenden Pflanzen.«
Sie tranken und kifften und erörterten die Frage, ob es unter den Kannibalen auch Vegetarier geben könne. Irgendwann ging Sarah ins Schlafzimmer und kam nicht wieder. Schließlich schaute Bastian nach ihr. Sie hatte sich der Jeans und der Schuhe entledigt, lag quer im Bett und schlief tief und fest.
Er breitete die Decke über sie, sah sie noch eine Weile an und schlich leise ins Wohnzimmer zurück. Dort hatte sich Willi mittlerweile auf dem Sofa breit gemacht und röchelte vor sich hin.
Bastian löschte die Lichter und flegelte sich in den Sessel. Kurz darauf fiel auch er in einen traumlosen Schlaf.
31.
Um kurz nach sieben
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