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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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dieser Hand ein Messer hielt, dessen Klinke jetzt in seinem Körper steckte, realisierte Petersen erst, als sich sein weißes Hemd blutrot färbte. Die linke Hand des Mannes presste sich auf seinen Mund und nahm ihm jede Möglichkeit, sich abfällig zu äußern. Das Letzte, was Petersen in seinem Leben erkannte, war ein Schmiss auf der Wange seines Gegenübers.
    Boris glaubte seinen Augen nicht und wandte sich an seinen Vater. »Was soll das? Petersen war unser bestes Pferd im Stall!«
    »Sein Tod war eine der Bedingungen des Bergmanns. Du wolltest den Vertrag ja nicht lesen, sonst wärst du im Bilde gewesen. Bevor Petersen zu uns übergelaufen ist, hat er für den Bergmann gearbeitet und dann vier seiner Dealer verpfiffen, um Karriere bei der Polizei zu machen. Irgendwann hätte er das auch mit uns gemacht.«
    Samtlebe zerrte den toten Petersen vom Wagen weg.
     

35.
     
    Die Vögel zwitscherten, die Wipfel der Birken bewegten sich im lauen Sommerwind, ein Kaninchen hoppelte den Weg entlang. Im Vergleich zur brütenden Hitze in den Straßen Berlins war es im Wald angenehm kühl.
    Bastian lehnte sich mit dem Rücken an den Transporter streckte die Arme aus und atmete tief durch. »Diese Waldluft. Herrlich.«
    »Wir könnten ein Picknick machen«, frotzelte Sarah.
    »Kein Problem. Genug zu essen haben wir dabei.«
    Für eine Sekunde hatte Sarah wieder den Moment vor Augen, als Boris sie gezwungen hatte, das Stück Fleisch zu probieren. Sie bekam eine Gänsehaut. »Eher würde ich verhungern.«
    »Wir könnten Pilze sammeln. Vielleicht gibt es schon Pfifferlinge.«
    »Dafür ist es noch zu heiß und zu trocken.«
    Plötzlich erfüllte ein Surren die Luft. Die Vögel schwirrten davon, das Kaninchen versteckte sich in seinem Bau.
    Ein schwarzes Ungetüm schwebte über den Birkenwald und setzte zur Landung auf der Lichtung an.
    »Donnerwetter!«, sagte Bastian.
    Der Hubschrauber landete keine zwanzig Meter von ihnen entfernt, Staub und Gräser wurden aufgewirbelt.
    Als die Rotorblätter zum Stillstand gekommen waren, stiegen zwei Männer aus und kamen auf sie zu. Sie trugen Gesichtsmasken und großkalibrige Pistolen in den Händen.
    Bastian hob prophylaktisch die Hände, Sarah tat es ihm nach.
    Einer der beiden Männer ging auf Bastian zu, ließ ihn am Transporter einen Adler machen und filzte ihn, während der andere mit seiner Pistole demonstrierte, wer die besseren Argumente hatte.
    Dann kam Sarah an die Reihe. Der Mann fuhr mit der Hand über ihre Brust und tastete ihren Rücken ab.
    Sarah warf Bastian einen dankbaren Blick zu.
    Anschließend öffnete der Filzer die Tür des Lieferwagens und kontrollierte die Ladung. Er schien zufrieden.
    per Pistolenmann trat einen Schritt zurück und sprach in sein Handy. »Sie sind sauber!«
    »Wir haben ja auch extra geduscht«, sagte Bastian, aber niemand sonst fand das witzig.
    Eine Limousine fuhr auf die Lichtung und hielt neben dem Lieferwagen. Boris Wollweber stieg aus.
    »Sie empfangen uns wie zwei Schwerverbrecher!«, sagte Sarah zur Begrüßung.
    »Ehre, wem Ehre gebührt.«
    Boris wandte sich an die beiden Maskierten. »Ihr habt die Ware gecheckt?«
    Die beiden zeigten den gestreckten Daumen.
    »Ich bekomme einhunderttausend Euro von Ihnen. Keine Kreditkarte.«
    »Frau Kutah beliebt es zu scherzen!«, sagte Boris.
    Die Nennung ihres Namens traf Sarah wie ein Stich ins Herz. Bastian bekam einen trockenen Hals.
    Boris genoss die Situation sichtlich. »Ein bisschen mehr Mühe hätten Sie sich schon geben müssen. Ihr dilettantisches Vorgehen ist eine Beleidigung für meinen Intellekt.«
    Sarah begriff, dass sie nur eine Chance hatte, diesen lauschigen Platz lebend zu verlassen. Sie musste in die Offensive gehen, sonst würden sie als Fleischklopse enden.
    »Was hätte denn Ihr Intellekt gesagt, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte? Guten Tag, ich bin Sarah Kutah, Expolizistin der Soko Fleisch. Ich würde gerne mit Ihnen ins Geschäft kommen, weil man mich suspendiert hat und ich mein Geld jetzt auf andere Weise verdienen muss. Außerdem bereitet es mir große Schadenfreude, wenn ich mich an meinen Exkollegen rächen kann. Wäre es so besser gewesen?«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Wenn das hier eine Polizeiaktion wäre«, schaltete sich Bastian ein, »dann würde es von SEKlern nur so wimmeln. Oder glauben Sie, die würden sich von zwei Forstarbeitern und einer Schranke abhalten lassen.«
    Boris wirkte verunsichert.
    Sarah ließ ihm keine Zeit, in Ruhe nachzudenken.

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