Der letzte Bissen
nächste Innenminister werden. Ich halte dich für den Besseren.«
Eberwein grinste. »Und du warst derjenige, der in unserer WG die Hausapotheke eingerichtet hat. Das prädestiniert dich geradezu zum neuen Gesundheitsminister.«
Die Bedienung brachte die Rechnung, Eberwein bezahlte mit einem Hunderteuroschein aus seiner Reisetasche.
Siggi Jungclausen schaute ihn überrascht an.
»Ach ja«, sagte Eberwein und reichte ihm das Gepäckstück. »Eine weitere Einzahlung in unseren Wahlkampffonds.«
40.
Anwalt Harder residierte in einem Büro in der obersten Etage eines Hauses am Ku’damm. Er hatte zwei juristische Mitarbeiter und drei Sekretärinnen, die das Tagesgeschäft führten. Er besaß eine Finca auf Mallorca, eine Villa am Schwarzen Meer und ein Loft in Los Angeles. Er konnte nicht behaupten, dass es ihm schlecht ging.
Harder wusste, dass sich die Polizei im Haus gegenüber eingenistet hatte und sein Büro Tag und Nacht überwachte. Das Telefon und sein Handy wurden abgehört, seine E-Mails gelesen, seine Kunden und Besucher registriert.
Nach kurzem Klopfen öffnete sich die Tür und seine Sekretärin brachte ihm eine Pizza, noch im Karton. In der anderen Hand hielt sie einen Teller mit Serviette, Messer und Gabel. »Soll ich die Pizza noch einmal in die Mikrowelle
schieben?«
»Nicht nötig.«
Die Sekretärin schob die Pizza auf einen Teller.
»Danke«, sagte Harder. »Sie können jetzt Feierabend machen.«
Seine Mitarbeiterin wünschte ihm gleichfalls einen schönen Abend und verschwand.
Harder wartete noch einen Moment, dann ging er zum Fenster, zog die schweren Vorhänge vor und setzte sich wieder an den Schreibtisch.
Der Anwalt nahm Messer und Gabel zur Hand, entfernte den Belag von der Teigplatte und stocherte vorsichtig in dem Pizzaboden herum. Kurz darauf hatte er den Chip gefunden. Behutsam wischte er ihn ab und legte ihn in ein kleines Lesegerät, das mit seinem Laptop verbunden war. Harder aktivierte die Datei und startete ein Dechiffrierprogramm. Nach wenigen Sekunden konnte er den Klartext lesen.
Einen Teil des Textes kopierte er und druckte ihn in einer 7-Punkt-Schrift aus. Das überflüssige Papier schnitt er ab und rollte den Zettel so zusammen, dass er nur noch die Größe einer Zigarette hatte.
Harder öffnete eine schmale Tür. Dahinter verbarg sich eine steile Treppe, die von seinem Büro direkt auf das Dach führte.
Die beiden Kommissare in der Wohnung gegenüber von Harders Büro langweilten sich zu Tode. Die Kameras, die den vielen Monitoren, vor denen sie saßen, Bilder lieferten, waren fest installiert. Jede Bewegung vor dem Büro des Anwalts, im Hinterhof und im Treppenhaus wurde auf DVD gebrannt, gesichtet und schließlich irgendwo in einem Archiv geparkt. Noch in zwei Jahren würden sie sich anschauen können, wie der Pizzafahrer von seinem Roller kletterte, die Treppe erklomm und einer attraktiven Frau einen flachen Pappkarton in die Hand drückte. Falls der Pizzamann ein Alibi für diesen Moment benötigte - sie könnten es ihm liefern. Nur wusste der Mann nichts von seinem Glück und er würde es auch nie erfahren.
Der Ältere der beiden Polizisten stand auf, trat an das Fenster, reckte und streckte sich. Durch die Gardine sah er, wie sich vom Dach gegenüber eine Taube in die Lüfte schraubte, eine Ehrenrunde drehte und schließlich an ihrem Fenster vorbei Richtung Osten flog.
»Wie ich diese Flugratten hasse«, sagte er. »Bei mir zu Hause haben sie den ganzen Balkon voll geschissen.«
Sein Kollege schenkte ihm einen verständnisvollen Blick und wandte sich wieder den Monitoren zu.
41.
Bastian steht am Herd. Im Bräter brutzelt eine Lammkeule vor sich hin, die Kruste hat bereits eine rotbraune Färbung angenommen. Er gießt einen Schuss Rotwein hinzu und entfernt die angetrockneten Rosmarinzweige. Er wischt sich die Hände an der Küchenschürze ab und will sich wegdrehen, als Sarah vor ihm steht. In ihrer Hand hält sie einen Teller mit Rindercarpaccio, mit Parmesan bestreut und dem besten Olivenöl versehen, das seine Küche hergibt. Sie küsst ihn auf den Mund, schiebt das hauchdünne Rindfleisch auf die Gabel und hält sie ihm vor die Lippen. Bastian öffnet den Mund, neckisch zieht sie die Gabel zurück, er schnappt danach und beißt ins Leere. Sarah tritt einen Schritt zurück, knöpft mit der linken Hand ihre Bluse auf und entlädt die Gabel auf ihrem Busen. Bastian streift die Schürze ab. Ein Tropfen Öl rinnt über ihre nackte
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