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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Präsidium zurückzukehren, seine Berichte zu tippen und dann nach Hause zu fahren und sich auszuschlafen. Lewis kam das sehr recht. Er fühlte sich todmüde. Schlaf wurde während einer Mordermittlung häufig zu einem Luxus, von dem man nach einiger Zeit nur noch undeutlich wußte, daß es ihn überhaupt gab.
    »Sonst noch was, Sir?«
    »Hat alles Zeit bis morgen früh. Seien Sie um 7 Uhr 30 bei mir im Büro – das heißt, da wäre ja noch die Wette auf Black Prince . Wollen Sie nicht ein paar Schillinge auf ihn setzen?« Lewis holte ein Geldstück aus der Tasche.
    »Auf Platz, oder?«
    »Wenn er gewinnt, ärgern Sie sich schwarz«, sagte Morse.
    »Also dann 50 Pence auf Sieg.«
    Morse nahm die Münze, und Lewis sah im Hinausgehen, wie der Alte hinter der Theke sie einsteckte und dem Chief Inspector noch ein Bier zapfte.

Kapitel 4 – Freitag, 1. Oktober
     
    Am nächsten Morgen klopfte Lewis pünktlich um 7 Uhr 30 an die Tür von Morses Büro. Als es drinnen still blieb, drückte er vorsichtig die Klinke hinunter und sah hinter der halbgeöffneten Tür ins Zimmer. Der Raum war leer. Er ging zurück in die Eingangshalle und fragte den diensthabenden Sergeant, ob Morse schon da sei.
    »Hab ihn noch nicht gesehen.«
    »Er wollte um halb acht hier sein.«
    »Na, du kennst doch den Inspector.«
    Das kann man nun nicht gerade behaupten, dachte Lewis. Er holte sich die Berichte, die er gestern nachmittag völlig übermüdet noch getippt hatte, und las sie sorgfältig durch. Er hatte sich bei der Befragung von Sylvias Vater und ihren beiden Kolleginnen Mühe gegeben, aber viel war nicht dabei herausgekommen. Er ging in die Kantine und bestellte sich einen Kaffee. An einem der Tische saß Constable Dickson und war dabei, eine große Portion Schinken mit Tomaten zu vertilgen. Lewis und er waren recht gut miteinander bekannt.
    »Was macht dein Mord?«
    »Bis jetzt kann man noch nichts sagen.«
    »Arbeitest mit Morse, nicht?«
    »Ja.«
    »Komischer Kauz, was?« Lewis widersprach nicht.
    »Er war bis vor ’n paar Stunden hier. Hat alle ganz schön auf Trab gebracht. Die Telefone sind heißgelaufen. Wenn der will, dann klotzt er ran, da kennt er nichts.«
    Lewis leistete Morse im stillen Abbitte. Er selbst hatte von sechs Uhr gestern abend bis sechs Uhr heute früh tief und fest geschlafen. Der Inspector hatte seinen Morgenschlaf redlich verdient. Lewis setzte sich und bestellte sich einen Kaffee.
    Zehn Minuten später kam Morse. Er war frisch rasiert und wirkte kein bißchen müde. »Hab mir schon gedacht, daß ich Sie hier finden würde. Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe.« Er bestellte sich ebenfalls einen Kaffee und ließ sich Lewis gegenüber nieder. »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für Sie.« Lewis sah ihn erschrocken an. »Ihr Geld sind Sie los. Das verstopfte Vieh ist nur zweiter geworden.«
    Lewis lächelte erleichtert. »Die 50 Pence machen mich schon nicht arm. Und Sie, Sir? Haben Sie viel verloren?«
    Morse schüttelte den Kopf. »Nein, im Gegenteil. Ich habe ein paar Pfund gewonnen. Ich hatte auf Platz gesetzt.«
    »Aber …« begann Lewis.
    »Kommen Sie«, sagte Morse, »trinken Sie Ihren Kaffee aus, wir haben eine Menge Arbeit vor uns.«
    Während der nächsten vier Stunden waren die beiden damit beschäftigt, die Berichte auszuwerten, die jetzt auf Grund der Anfragen, die Morse seit gestern nachmittag und die Nacht hindurch bis in die frühen Morgenstunden hinausgeschickt hatte, eintrafen. Nach einiger Zeit hatte Lewis das Gefühl, als wisse er über Sylvia Kaye mehr als über seine eigene Frau. Entsprechend Morses Anweisungen studierte er alle Mitteilungen sehr gründlich und merkte, daß die Fakten sich ihm einzuprägen begannen. Zwischendurch warf er verstohlene Blicke zu Morse hinüber, der sich die Berichte mit unglaublicher Geschwindigkeit einzog, wie jemand, der gezwungenermaßen einen langweiligen Roman liest und die Sache, möglichst viel überspringend, schnell hinter sich zu bringen sucht. Der eine oder andere Bericht erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Er las sie mehrmals und mit einer Konzentration, die sein starkes Interesse zu verraten schien.
    »Nun, wie steht’s?« fragte er gegen Mittag.
    »Ich glaube, ich habe die wesentlichen Dinge jetzt klar«, antwortete Lewis.
    »Gut.«
    »Einige der Sachen scheinen Sie sehr interessiert zu haben.«
    »Wie kommen Sie darauf?« Morse klang überrascht.
    »Für den Bericht über die Sekretärinnenschule haben Sie fast zehn

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