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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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hatte seit etwas über einem Jahr hier gearbeitet. Es war ihre erste Stelle gewesen. Nach Beendigung ihrer Schulzeit hatte sie zunächst eine zweijährige Sekretärinnenausbildung gemacht, den Abschluß jedoch nicht geschafft, weil sie mit Stenographie Schwierigkeiten hatte. Sie hatte häufig ihre eigenen Kürzel nicht mehr entziffern können, so daß die von ihr getippten Briefe oft nicht ganz dem entsprachen, was ihr diktiert worden war. Davon abgesehen, schrieb sie einigermaßen richtig und sauber, und Palmer versicherte Lewis, daß das Mädchen zu seiner Zufriedenheit gearbeitet habe. Sie war pünktlich gewesen und ansonsten nicht weiter aufgefallen.
    »War sie hübsch?«
    »Nun – hm, ja also, ich denke schon.« Lewis machte sich eine Notiz und wünschte im stillen, Morse wäre jetzt da. Der Inspector hatte jedoch gesagt, er brauche ein Bier, und sich ins Minster , einen Pub auf der gegenüberliegenden Straßenseite, zurückgezogen.
    »Sie sagten, sie habe mit zwei anderen Mädchen zusammengearbeitet. Ich würde gern mit den beiden reden, falls das möglich ist.«
    »Aber selbstverständlich, Officer.« Palmer schien ein wenig erleichtert, aus dem Gespräch entlassen zu sein.
    Lewis befragte die beiden jungen Damen in aller Ausführlichkeit. Sie hatten Sylvia nicht besonders gut gekannt. Ihres Wissens hatte sie keinen festen Freund gehabt. Ja, gelegentlich habe sie mit ihren Eroberungen geprahlt, aber das täten schließlich viele Mädchen. Sie sei ganz in Ordnung gewesen, habe aber irgendwie nie so richtig dazugehört.
    Lewis machte sich daran, die Fächer in Sylvias Schreibmaschinentisch durchzusehen. Der übliche Krimskrams. Eine Spiegelscherbe, ein Kamm mit ein paar blonden Haaren darin, die Sun von Mittwoch, eine Menge Bleistifte, Radiergummis, Farbbänder und Blaupapier. An der Wand hinter ihrem Platz hing eine Farbfotografie von Omar Sharif, daneben ein getippter Ferienplan. Sylvia hatte in der zweiten Junihälfte Urlaub gehabt, und Lewis fragte ihre beiden Kolleginnen, ob sie verreist gewesen sei.
    »Sie ist, glaube ich, zu Hause geblieben«, antwortete die ältere der beiden, ein beherrschtes, sehr selbstsicher wirkendes Mädchen Anfang Zwanzig.
    Lewis seufzte. »Aber genau wissen Sie es nicht?« Die Mädchen blieben stumm. Lewis machte einen Anlauf, noch etwas mehr aus ihnen herauszubringen, hatte aber keinen Erfolg. Kurz vor Mittag verließ er das Büro und ging zum Minster hinüber.
    »Arme Sylvia«, sagte das jüngere der beiden Mädchen.
    »Ja, die arme Sylvia«, wiederholte Jennifer Coleby.
     
    Lewis entdeckte Morse nach einigem Suchen zu seiner Überraschung in einem Nur für Herren geöffneten Gastraum an der Rückseite des Pubs.
    »Ah, Lewis!« Morse erhob sich und stellte sein leeres Glas ab.
    »Was trinken Sie?« Lewis wollte ein Bitter. »Zwei Halbe vom besten Bitter«, sagte Morse zu dem alten Mann hinter der Theke und fügte dann gutgelaunt hinzu: »Und für Sie auch eins.«
    Morse war offenbar, bevor Lewis dazukam, mit dem Alten in ein Gespräch über Pferderennen vertieft gewesen. Jetzt griff er nach einer Ausgabe von Sporting Life , die auf der Theke lag, und forderte Lewis auf, sich mit ihm in eine ruhige Ecke zu setzen.
    »Reizen Sie Pferdewetten, Lewis?«
    »Ich setze manchmal ein bißchen was beim Derby oder beim Grand National, aber ich bin kein regelmäßiger Wetter.«
    »Na, da seien Sie froh«, sagte Morse mit einem Unterton von Ernst in der Stimme. »Aber sehen Sie mal hier, was halten Sie davon?« Er schlug die Rennzeitung auf und deutete auf den Namen eines Pferdes, das um 3 Uhr 15 in Chepstow starten sollte: Black Prince . »Wie ist es? Wollen Sie da nicht mal ein Pfund riskieren?«
    »Komischer Zufall.«
    »Zehn zu eins«, sagte Morse und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
    »Wollen Sie auf ihn setzen, Sir?«
    »Schon geschehen«, antwortete Morse und sah zu dem Alten hinüber.
    »Aber ist das nicht gegen das Gesetz, Sir?«
    »Ich kenne mich in diesem Punkt nicht so aus.«
    Daß wir einen Mord aufzuklären haben, interessiert ihn anscheinend überhaupt nicht, dachte Lewis. Im selben Moment fragte ihn Morse, wie um das Gegenteil zu beweisen, was er bei Town and Gown über Sylvia Kaye erfahren habe. Lewis bemühte sich, alles möglichst genau wiederzugeben. Morse ließ ihn, ohne zu unterbrechen, ausreden. Man konnte fast den Eindruck haben, als gelte seine Aufmerksamkeit in erster Linie dem vor ihm stehenden Bier. Nachdem Lewis fertig war, wies Morse ihn an, ins

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