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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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angenommen haben.«
    »Ich glaube doch, Sir. Das war jetzt nämlich nur der negative Teil von dem, was ich herausbekommen habe.«
    »Soll das heißen, es gibt auch etwas Positives?« Morse bemühte sich, nicht allzu skeptisch zu klingen.
    »Ich sollte mich doch auch noch um den Sattelschlepper kümmern, den sie an dem Abend gesehen hat. Der war ganz einfach zu finden. Sie haben da in Cowley so ein bestimmtes System. Die Karosserien, die werden nämlich dort an Ort und Stelle …«
    »Ich kenne das System, Sergeant. Sie haben sich sehr gut informiert, aber jetzt rücken Sie endlich raus mit dem, was Sie erfahren haben.«
    »Er erinnert sich an sie. Der Fahrer des Sattelschleppers. Sein Name ist George Baker. Er wohnt in Oxford. Und das wird Sie jetzt freuen, Sir: er hat die beiden Mädchen gesehen, wie sie in ein Auto eingestiegen sind. Ein rotes Auto. Ein Mann hat am Steuer gesessen. Mr. Baker hat sich so deutlich erinnern können, weil er selbst oft Tramper mitnimmt, wohl vor allem Mädchen. Er hat die beiden kurz hinter dem Kreisverkehr stehen sehen, als er noch ungefähr fünfzig Meter von ihnen entfernt war. Er sagt, er habe vorgehabt, sie bei sich einsteigen zu lassen, aber dieser andere Wagen habe vor ihm angehalten, und er habe die Spur wechseln müssen, um vorbeifahren zu können. Dabei hat er sich Sylvia ganz genau angesehen.«
    »Was Frauen angeht, da reagieren wir anscheinend alle wie Pawlowsche Hunde«, sagte Morse kopfschüttelnd. »Hätten Sie auch angehalten, wenn Sie die beiden hätten stehen sehen, Sergeant?«
    »Eigentlich nehme ich grundsätzlich keine Tramper mit, Sir. Höchstens Soldaten in Uniform. Ich weiß nämlich noch, wie ich während meiner Armeezeit immer froh war, wenn ich ein Stück fahren konnte.«
    Morse sann einen Augenblick über die dank Lewis’ gründlicher Recherchen zutage geforderten Ergebnisse nach. Es machte ganz den Eindruck, als käme endlich Bewegung in die Sache.
    »Wollten wir nicht ein Bier trinken gehen?«
    Sie saßen sich im White Horse in Kidlington gegenüber und schwiegen sich an. Morse befand bei sich, das Bier sei trinkbar. Nach einiger Zeit fragte er unvermittelt: »Also ein roter Wagen?«
    »Ja, Sir.«
    »Preisfrage, Lewis: Wie viele Männer in Oxford sind Besitzer eines roten Wagens?«
    »Bestimmt ziemlich viele.«
    »Ein paar Tausend?«
    »Ich glaube schon, Sir.«
    »Meinen Sie, das ließe sich vielleicht noch genauer feststellen?«
    »Ich glaube schon, Sir.«
    »Kein Problem, das die Möglichkeiten unseres effizienten Polizeiapparates überfordern würde?«
    »Ich glaube nicht, Sir.«
    »Aber wenn der Fahrer des roten Wagens nun gar nicht in Oxford wohnt?«
    »Ja dann … Das ist dann natürlich was anderes.«
    »Lewis, ich glaube, das Bier vernebelt Ihnen den Verstand.«
     
    Wenn der Alkohol Lewis’ intellektuelle Fähigkeiten beeinträchtigte, so hatte er auf Morse offenbar die entgegengesetzte Wirkung. Seine Gedanken waren auf einmal klar und schienen sich wie von selbst zu ordnen. Er erteilte Lewis den dienstlichen Befehl, den Rest des Wochenendes dem Präsidium fernzubleiben, sich auszuschlafen, jeden Gedanken an den Mordfall Sylvia Kaye aus seinem Kopf zu verbannen und seine Frau zum Essen auszuführen. Lewis war gern bereit, dieser Anordnung Folge zu leisten.
    Morse, der sonst so gut wie gar nicht rauchte, kaufte sich eine Packung Zigaretten und saß noch bis halb drei Uhr kettenrauchend und biertrinkend im White Horse . Was hatte sich am vergangenen Mittwoch in Woodstock abgespielt? Abstrakt gesehen, war der Mord der Endpunkt einer Folge von Ereignissen, deren jedes für sich vermutlich ganz alltäglich war und sich gleichsam naturwüchsig aus dem vorhergehenden entwickelt hatte. Ein oder zwei davon konnte er inzwischen benennen. Wenn er in der Lage wäre, die richtigen Rückschlüsse aus ihnen zu ziehen, so würde er die ganze Kette des Geschehens von Anfang bis Ende vor sich sehen. Er glaubte nicht an den einen genialen Sprung, durch den er aus der Dunkelheit des Nichtwissens unversehens in das helle Licht der Erkenntnis gelangen würde. Was not tat, war das schrittweise Nachvollziehen einer in sich logischen Abfolge. Doch jeder seiner zögernden Schritte führte ihn nur in immer neue Sackgassen, so wie bei den Labyrinthen in den Jahrbüchern für Kinder, wo man auch nur auf einem Weg in die Mitte zum Schatz kam und man sich auf allen anderen nur an der Peripherie wiederfand. Du mußt noch einmal von vorne anfangen!
    »Ich möchte Sie jetzt

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