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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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bin schließlich nicht jede Woche in einen Mordfall verwickelt.«
    »Ich habe ja nur mal gefragt.«
    »Was tun wir denn eigentlich dabei?« erkundigte sich Ruth.
    »Wir tun das, was uns gesagt wird.« Judith glaubte mit ganzem Herzen an die Notwendigkeit einer ordnungstiftenden Autorität und wünschte sich manchmal, Mr. Palmer würde, obwohl natürlich grundsätzlich eigentlich nichts an ihm auszusetzen war, gegenüber der einen oder anderen seiner Angestellten nicht ganz so menschlich-verständnisvoll, sondern mehr als Chef auftreten.
    »Ich habe so was mal in einem Film gesehen«, sagte Sandra.
    »Ich schon mal im Fernsehen«, ließ sich Ruth vernehmen. »Ob sie uns wohl auch so aufstellen wie da?«
    Nachdem sie es hinter sich hatten, waren alle der Meinung, es sei tatsächlich genau wie im Kino oder Fernsehen gewesen. Irgendwie trotzdem enttäuschend. Eine unauffällige Frau war an ihnen vorbeigegangen und hatte jede von ihnen angesehen, während sie alle nacheinander dieselben Worte hatten sprechen müssen: ›Können Sie uns sagen, wann der nächste Bus kommt?‹ Ihr Auftreten war alles andere als furchteinflößend gewesen, aber man stelle sich nur einmal vor, sie wäre plötzlich stehengeblieben und hätte einem ihre Hand auf die Schulter gelegt. Aber sie war nicht stehengeblieben. Sie war ihre Reihe abgeschritten, war umgedreht, zurückgegangen und hinausbegleitet worden. Was sich der Inspector wohl davon erwartet hatte? Und dann am Schluß, das war wirklich komisch gewesen. Wie sie da alle zu der Tür am anderen Ende des Hofes hatten laufen müssen. Wozu das nun gut gewesen war?
    »In dem Film haben sie den Gangster dadurch geschnappt«, sagte Sandra.
    »Neulich im Fernsehen auch«, klappte Ruth nach.
    »Ihr dürft nicht alles, was ihr im Kino oder Fernsehen seht, für bare Münze nehmen«, belehrte sie Judith.
    Morse saß gegen Mittag in seinem Büro, als Lewis hereinkam. »Wie steht es, Sir? Hat es etwas gebracht?«
    Morse schüttelte den Kopf.
    »Die ganze Mühe umsonst?«
    »Mrs. Jarman war sich ihrer Sache nicht sicher. Es kommen zwei oder drei der Mädchen in Frage.«
    »Das engt es doch immerhin ein.«
    »Nicht wirklich. Ich habe es schon erlebt, daß selbst Zeugen, die bereit waren, bei der Ehre ihrer Mutter zu schwören, daß ihnen bei der Identifikation wirklich und wahrhaftig und ganz bestimmt kein Irrtum unterlaufen sei, von den Verteidigern vor Gericht derartig auseinandergenommen wurden, daß sie hinterher nicht mehr wußten, ob sie überhaupt jemanden gesehen hatten. Nein, Lewis, ich fürchte, die Gegenüberstellung war kein Erfolg.«
    »Hat sie das Mädchen denn nicht daran erkennen können, wie es lief? Sie hat uns doch erzählt, das Mädchen, das wir suchen, habe beim Laufen so komisch ausgesehen – die Füße so nach außen.«
    »Daran, wie sie gelaufen sind, hat sie gar nichts erkennen können.«
    Lewis merkte, daß er mit seiner Frage einen wunden Punkt berührt hatte. »Also Fehlanzeige, Sir.«
    »Ganz recht, Lewis. Fehlanzeige. Und Sie und ich, die wir beide seit langen Jahren bei der Polizei sind, so daß man annehmen sollte, daß wir unsere Umgebung mit einigermaßen wachen Augen wahrnehmen, hätten, verdammt noch mal, wissen können, daß Mädchen und Frauen beim Laufen immer komisch aussehen. Die können überhaupt nicht a n ders. « Die letzten Worte stieß er geradezu wütend hervor, und Lewis ließ ihm erst einen Augenblick Zeit, sich wieder zu beruhigen, bevor er vorsichtig den Versuch unternahm, ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Ich glaube, Sie könnten ein Bier gebrauchen, Sir.«
    Morses Miene hellte sich etwas auf. »Das wäre zu überlegen.«
    »Ich habe da noch etwas herausbekommen, Sir.«
    »Dann legen Sie mal los.«
    »Zuerst habe ich den Fahrer und den Schaffner des 4E, der am Mittwoch um 18 Uhr 30 in Carfax losgefahren ist, noch einmal eingehend befragt. Es sind auf der Tour nur ungefähr ein Dutzend Fahrgäste zugestiegen, fast alles Leute, die regelmäßig jeden Tag um diese Zeit fahren. Unsere beiden Hübschen waren jedenfalls nicht darunter. Mit dem Bus können sie also schon mal nicht nach Woodstock gekommen sein.«
    »Wir wissen ja nicht einmal, ob überhaupt beide Mädchen in Woodstock gewesen sind.«
    »Sicher wissen wir es nur von Sylvia, Sir, aber das andere Mädchen hat sich doch schließlich nach dem Bus dorthin erkundigt.«
    »Laut Aussage von Mrs. Jarman. Ich bekomme allmählich meine Zweifel, ob sie wirklich eine so gute Zeugin ist, wie wir bisher

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