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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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beschrieben. Morse stellte, ehe er losfuhr, die Mülltonne wieder auf und sammelte den Abfall ein.
     
    Im Universitätsviertel von Oxford herrschte geschäftiges Treiben. Am Montag hatte das Herbsttrimester begonnen. Studienanfänger, die funkelnagelneuen Collegeschals lässig über die Schulter geworfen, durchstreiften neugierig die Buchhandlungen in der Broad Street, schlenderten, noch ein wenig betäubt von den vielen neuen Eindrücken, die Cornmarket Street hinunter und von dort weiter in die High Street. Früher oder später würden sie, je nach Geschmack, einen der vielen Pubs oder ein Café ansteuern.
    Gegen eins saß Morse im Untergeschoß von Marks & Spencer . In der Schuhabteilung herrschte Selbstbedienung, und so mußte er mehrere Male selber auf Strümpfen zwischen seinem Stuhl und den Schuhregalen hin- und herhumpeln, bis er endlich ein geeignetes Paar gefunden hatte. Er trug normalerweise Größe 42, hatte sich aber jetzt für Slipper in Größe 44 entschieden. Links würde er zwei Socken übereinander tragen. Hoffentlich reichte das. Socken mußte er ja auch kaufen! Gut, daß ihm das noch eingefallen war. Er bezahlte an der Kasse seine Schuhe und zog sich unter den pikierten Blicken der hageren Kassiererin, der Morse glatt Schuhgröße 46 zutraute, umständlich seinen Turnschuh zurecht. In der Strumpfwarenabteilung kaufte er ein halbes Dutzend grellfarbiger Kunststoffsocken. Die würden eine Zeitlang reichen. Befriedigt verließ er das Kaufhaus. Allein der Zustand seines rechten Fußes verhinderte, daß er leichtfüßig einherschritt wie ein junger Gott. Der Wagen war wieder in Ordnung, den Gerichtstermin heute morgen hatte er auch glücklich hinter sich gebracht. Vor allem aber hatte er jetzt neue Hoffnung, den Mordfall Kaye doch noch zu lösen.
     
    Ungefähr zur gleichen Zeit, als Morse sich in der belebten Cornmarket Street seine Einkäufe unter dem Arm klemmt, betritt in einer unscheinbaren Nebenstraße, nicht weit von der Botley Road, ein junger Mann einen kleinen, schmuddeligen Laden, und wieder geht er gleich auf den Ladentisch zu, schiebt ein Päckchen und einige Geldscheine hinüber und erhält ein identisch aussehendes Päckchen zurück. Verglichen mit Morse und seinen Schuhen der Größe 44, ist das, was John Sanders soeben erworben hat, vielleicht nicht einmal teuer zu nennen.

Kapitel 18 – Mittwoch, 13. Oktober, nachmittags
     
    An diesem Mittwoch fand im Lonsdale College der erste Gästeabend des Trimesters statt. Bernard war sehr früh von zu Hause losgefahren und stand schon gegen Viertel nach sechs bei Peter Newlove vor der Tür. Er klopfte und trat gleich ein.
    »Bist du’s, Bernard?«
    »Ja.«
    »Hol dir schon mal was zu trinken. Ich bin gleich fertig.«
    Bernard hatte aus seinem Fach in der Pförtnerloge drei Briefe mit heraufgebracht. Zwei waren mit der Post gekommen, er überflog sie und stopfte sie achtlos in seine Jackentasche. Der dritte kam vom Rektor und trug außen auf dem Umschlag den Vermerk Vertraulich und persönlich .
     
    Die Polizei ist im Laufe ihrer Ermittlungen wegen des unlängst in Woodstock begangenen Mordes in den Besitz einer maschinengeschriebenen Mitteilung gelangt, von der sie annimmt, daß sie ein wichtiges Beweismittel darstellen könnte. Ich bin deshalb darum ersucht worden, von allen im College vorhandenen Schreibmaschinen Schriftproben erstellen zu lassen, und bitte hiermit alle Dozenten, uns zu ermöglichen, dem nachzukommen. Der Quästor hat sich liebenswürdigerweise bereit erklärt, diese Aufgabe zusätzlich zu übernehmen. Der stellvertretende Rektor wie auch ich sind der Meinung, daß wir alles in unseren Möglichkeiten stehende tun sollten, um die Polizei bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Ihr Einverständnis voraussetzend, habe ich deshalb Chief Inspector Morse, der die Untersuchung des Falles leitet, versichert, daß wir alle bemüht sein werden, ihm auf jede nur erdenkliche Weise behilflich zu sein. Der Quästor besitzt ein Inventar sämtlicher Schreibmaschinen in Collegebesitz, es steht jedoch zu vermuten, daß mehrere der Dozenten auch private Schreibmaschinen in Gebrauch haben. Ich bitte alle, bei denen dies der Fall ist, dem Quästor unverzüglich davon Mitteilung zu machen. Ich bedanke mich für Ihr Verständnis.
     
    »Was ist los, Bernard? Willst du nichts trinken?« Peter stand in der Tür zum Bad und kämmte sich das allmählich dünn werdende Haar.
    »Hast du das auch bekommen?« Bernard hielt ihm den Brief des Rektors

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