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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Ihre Stimme klang atemlos.
    »Ach – damit ich, wenn ich vorbeifahre und Licht hinter einem Fenster sehe, weiß, ob du das bist.«
    »Aber Sie sind wegen Jennifer gekommen?« Sie trat einen Schritt zur Seite.
    »Ja.«
    »Ich werde ihr, wenn sie zurück ist, ausrichten, daß Sie da waren.« Morse nickte. »Glauben Sie, daß sie etwas über den Mord in Woodstock weiß?« fragte sie.
    »Ja, ich denke, schon.«
    Sie standen schweigend nebeneinander. Sue fröstelte. Die Abende waren schon kühl.
    »Dann werde ich mich jetzt verabschieden.«
    »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.« Kurz vor der Gartenpforte wandte er sich noch einmal um. »Sue?« Sie lehnte noch in der Haustür.
    »Ja?«
    Er kam zurück. »Sue, willst du nicht mitkommen? Wir könnten zusammen irgendwohin gehen …«
    »Oh!« Sie machte eine Bewegung auf ihn zu, und er schloß sie in die Arme. Keiner von beiden hörte die Schritte herankommen.
    »Dürfte ich wohl bitte mal vorbei?« Jennifer Coleby war früher zurück als erwartet.
     
    Bernard Crowther hatte denselben Zug genommen wie Jennifer, aber sie hatten in verschiedenen Abteilen gesessen, und keiner, der sie beide auf dem Bahnhof in Oxford aussteigen sah, wäre auf die Idee gekommen, daß sie etwas miteinander zu tun haben könnten.
     
    Zur selben Zeit verabschiedete sich Peter Newlove in der Church Street in Woodstock von einer strahlenden jungen Frau mit kastanienbraunem Haar. Es sah so aus, als könnten sie sich nur schwer voneinander trennen. Immer wieder küßten sie sich und schienen unersättlich zu sein.
    »Ich melde mich, Gaye. Bald.«
    »Ja, tu das – und vielen Dank.«
    Das Wochenende war nicht billig gewesen, aber Peter bereute keinen Penny.

Kapitel 23 – Montag, 18. Oktober
     
    Am Montag morgen entschied sich Morse, jetzt, egal wie peinlich das für die beiden Betroffenen sein mochte, die Gegenüberstellung anzuberaumen. Eine unangenehme Pflicht, der er nur gezwungenermaßen nachkam, weil die Umstände ihm keine andere Wahl ließen. Merkwürdig, dachte er, nun war die Auflösung des Falls – dessen war er sicher – in greifbare Nähe gerückt, aber anstatt sich zu freuen oder erleichtert zu sein, hatte er so etwas wie Schuldgefühle. Jennifer wurde von Lewis in dessen privatem Auto abgeholt. Auf diese Weise blieben ihr wenigstens die neugierigen Blicke der Nachbarn erspart. Bernard Crowther hatte gesagt, er wolle lieber allein kommen, falls das zulässig sei, und Morse hatte eingewilligt. Er hatte lange überlegt, welche Erläuterungen er ihnen geben und welche Fragen er ihnen stellen sollte, hatte aber Schwierigkeiten gehabt, sich zu konzentrieren, und es schließlich aufgegeben. Er würde die Sache einfach auf sich zukommen lassen.
    Der Termin war um halb elf, doch Crowther erschien schon fünf Minuten früher. Morse bot ihm eine Tasse Kaffee an und erkundigte sich, wie denn die Konferenz verlaufen sei.
    »Wie immer. Ich habe mich halb zu Tode gelang weilt«, antwortete Crowther.
    »Worum ging es denn?«
    »Um die Zulassungsbedingungen für die Studienanfänger. Genauer gesagt, um den geforderten Notendurchschnitt. Oxford ist den meisten Schulbehörden immer noch ein Dorn im Auge. Sie denken, wir öffneten unsere Pforten nur der akademischen Elite. Ein bißchen ist ja auch dran.« Er kam nicht dazu, dies näher auszuführen, denn in diesem Moment betrat Lewis mit Jennifer Coleby das Zimmer. Crowther stand auf.
    »Sie kennen sich ja«, stellte Morse in neutralem Ton fest. Erstaunt sah er, daß die beiden sich mit einem höflichen Händeschütteln begrüßten. Reichlich förmlich, dafür, daß sie … Um Zeit zu gewinnen, schenkte er Jennifer und Lewis erst einmal eine Tasse Kaffee ein.
    Dann begann er erneut: »Ich habe doch recht, Sie kennen sich, oder?« Es klang, als sei er sich nicht mehr ganz sicher.
    »Ja, vom Sehen. Wir wohnen ziemlich dicht beieinander und treffen uns des öfteren im Bus. Sie sind Mr. Crowther, nicht wahr?« Jennifer blickte unbefangen zu Crowther hinüber.
    »Und Sie sind Miss Coleby, wenn ich mich richtig erinnere? Waren Sie nicht letztes Jahr bei uns, um für den Tierschutzverein zu sammeln?« Jennifer nickte.
    Morse hatte das Gefühl, nicht einen Moment länger stillsitzen zu können, stand auf und reiche den Zucker herum.
    Sein Verhalten in den nächsten Minuten erweckte bei Lewis Zweifel, ob der Chef die Fäden noch in der Hand hatte. Denn Morse tat sich schwer. Er setzte einige Male an mit Sätzen wie »Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, daß wir

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