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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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Finger.
    „Nimm die andere Hand dazu, dann sind wir einverstanden.“
    Der Hirte nickte: „Abgemacht.“
    Utulks Mutter wandte sich an Tamas: „Du bist ein weit gereister Mann, Fremder. Findest du diese Lösung gerecht?“
    „Ihr seid sehr weise“, sagte Tamas. „Es ist eine gute Lösung. Doch solltet ihr noch einen Weg finden, um künftig diese Streitigkeiten und Kämpfe zu verhindern. Sie kommen mir ganz sinnlos und überflüssig vor.“
    Am nächsten Morgen zog Tamas weiter Richtung Uruk, der Stadt, von der er gehört hatte. Utulks Mutter und die anderen der Bauernsippe hatten sich vielmals bei ihm bedankt. Er hatte angeregt, mit den Hirten ein Abkommen zu treffen, dass sie in Zukunft nur noch bestimmte Wege über das Land der Bauern nehmen durften. Dafür sollten sie eine Abgabe entrichten. Die Hirten zeigten sich einverstanden, wollten die Sache aber noch mit den anderen ihres Standes besprechen. Einer wurde freigelassen, die anderen beiden von den Bauern festgehalten. Sie machten klar, dass sie, sollte es weiterhin Überfälle geben, durchaus in der Lage waren, eine Verteidigung zu organisieren.
    Tamas fühlte so etwas wie Stolz, dass er den Leuten, die ihm Unterkunft gewährt hatten, einen so guten Rat geben konnte. Ob damit der Konflikt zwischen den Bauern und den Wanderhirten gelöst war?
    Tamas wanderte weiter. Ein heißer Wind wehte Staubfahnen über die trockene Ebene. Aber das Land war fruchtbar. Überall waren Bewässerungsgräben zu sehen. Er kam an Gerstenfeldern vorbei, an Plantagen mit Kirsch- und Aprikosenbäumen. Er prägte sich Bilder von leuchtenden Teppichen aus Mohnblumen und Lilien ein, welche die Wege und die Ufer der Kanäle säumten. Je näher er der Stadt kam, umso gepflegter wirkten Felder und Gärten. Es wurden Karren mit Gurken und Kohl beladen. Auf den Plantagen wuchsen Granatäpfel und Datteln. Schweine und Schafe tummelten sich auf den Weiden. Gänse, Hühner und Enten liefen in großen Scharen umher. Die Stadt, deren Mauern sich schemenhaft in der Ferne abzeichneten, war umgeben von Teichen, Kanälen und großen und kleinen Bauernhöfen.

    Wächter des Wassers
    Über den Spitzen der Dattelpalmen vor sich sah er Schiffsmasten dahingleiten, lautlos ruhig, mit geblähten Segeln, als wären es fliegende Luftschiffe. Es waren Frachtsegler, die den Hochwasser führenden Euphrat hinab zum Arabischen Meer fuhren.
    Tamas durchquerte den Palmenhain. Eine gelb-orangefarbene Ammer flog in dieser Sekunde singend von einem Palmenblatt herab. Ihre Strophe klang wie Djü-djü-donp-dond-zri-zri-mond-mond!
    Das hieß für den Wanderer nichts anderes, als: „Dort auf dem Schiff im Hafen der Stadt. Mond wartet auf dich!“
    Ach, wenn er sie jetzt wiedersehen könnte! Er beschleunigte seine Schritte. Doch da pflanzten sich zwei grimmige Hünen vor ihm auf. Sie trugen lange Stöcke mit sichelähnlichen Bronzespitzen. Ein sausender Hieb und sein Kopf läge hier im Gras des Palmenhains.
    „Wer bist du, Fremdling?“
    „Ein Wanderer. Mein Weg war lang und ich suche einen Rastplatz.“
    Die Männer beäugten ihn misstrauisch. „Weißt du nicht, dass es unter schwerer Strafe verboten ist, diesen Weg zu gehen?“
    „Ich wusste es nicht. Verzeiht.“
    „Was willst du in Uruk?“
    „Ich will die Stadt besuchen, von der ich viel Rühmenswertes gehört habe auf meinen Reisen.“
    Er hatte von den Bauern und Händlern gehört, dass es Orte in diesem Land zwischen den Strömen gab, in denen sich sehr viele Menschen angesiedelt hatten. Trotz des heißen Klimas und des Wüstensandes schienen schmale Streifen des Landes wegen der Überschwemmungen von Euphrat und Tigris immer fruchtbar zu sein und genügend Nahrung für die Menschen herzugeben.
    Die Mienen der Männer wurden freundlicher. Der Fremdling hatte keine Waffen bei sich. Er war alleine und wirkte harmlos. Sie ließen ihre Lanzen sinken.
    „Wir sind die Wächter des Wassers“, erklärten sie Tamas. „Ohne ausreichend Wasser gäbe es unsere Stadt nicht, die du gleich hinter jener Baumreihe dort erblicken wirst. Ohne uns, die Wächter an den Reservaten und Wasserspeichern, wären die Brunnen vertrocknet oder uns übelwollende Feinde würden die Schleusen öffnen. Daher sind wir misstrauisch gegenüber jedem Fremden, der sich den Wasserspeichern nähert.“
    „Ja, ich verstehe. Doch ich bin nur ein Wanderer.“
    „So wollen wir dir Glauben schenken, dass du nicht in böser Absicht gekommen bist, Fremdling.“
    Sie führten den Wanderer auf den

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