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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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Hunde bellten, Pferde grasten etwas abseits auf einer Wiese. Kein Tier zeigte Scheu vor den Zweibeinern.
    Utulk hatte sein Misstrauen gegenüber dem Fremdling verloren und bewirtete ihn freundlich. Das war ja keiner von den Hirten, welche die Bauern verachteten. Es war schon öfter zu blutigen Kämpfen gekommen. Auch jetzt, da Tamas sich das Essen schmecken ließ, kamen die Männer der Siedlung zu einer Beratung zusammen. Nach den aggressiven Worten des Wanderhirten erwarteten sie einen erneuten Angriff.
    „Wir können nicht zulassen, dass sie uns wieder unsere Häuser niederbrennen, unsere Tiere wegtreiben und unsere Felder verwüsten.“
    „Wir müssen uns wehren!“, rief ein Bauer und ließ seine Sichel, mit der er zuvor noch Gräser und Getreide geschnitten hatte, durch die Luft sausen.
    „Warum lassen sie uns nicht in Frieden leben?“, fragte jemand in der Runde.
    „Wir werden Wachen aufstellen“, sagte Utulk. „Sie haben bessere Waffen, doch wir sind stärker, wenn wir alle zusammenhalten.“
    Die Nacht brach herein.
    „Kommt, Fremder“, forderte Utulks Mutter Tamas auf, „verbringt hier unter dem Dach unserer Hütte die Nacht. Heute könnt Ihr nicht mehr weiterziehen. Es wäre zu gefährlich.“
    Brandstiftung
    Tamas bedankte sich, denn er war nun sehr erschöpft von einem langen Tag der Wanderung. Er legte sich auf eine hölzerne Bank und schloss die Augen. Von draußen hörte er das Flüstern der Männer, bevor er einschlief. Seine Träume waren wirr, Szenen aus den verschiedensten Zeiten wechselten einander ab. Mal sah er Bilder aus der Vergangenheit, sah sich als Lakti, der das Mondmädchen küsste. Die Bilder verschwammen rasch wieder, gingen ineinander über. Moki tauchte auf, dann Lotta, die erklärte, dass alles im Leben mit allem zusammenhing, Vergangenheit, Gegenwart, alles eine einzige Geschichte, ohne Anfang und Ende. „Du spinnst, Lotta“, wollte er im Traum sagen, doch es waren keine Worte, sondern nur ein Lachen. Es war ein bitteres Lachen: Das einzige Mädchen, in das er sich anscheinend verlieben konnte, gab es gar nicht! Immer wieder waren schöne Mädchen in den zahllosen Spielen, die er gespielt hatte, aufgetaucht. Das hatte ihn kaltgelassen. Bei der ganzen Daddelei war ihm keine begegnet, an die er auch nur einen Gedanken verschwendet hätte, wenn die Schlacht geschlagen war. Hier in diesem Spiel gibt es keine Schlachten, aber das Mondmädchen wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wieso spielte ihm sein Gehirn diesen Streich? Gaukelte ihm jetzt Geschrei vor, Kampfgetümmel ...
    Doch das war kein Traum, das war die Wirklichkeit. Mit einem Ruck richtete er sich auf. Gegenüber brannte eine Hütte. Tamas lief hinaus und wollte beim Löschen helfen. Doch es war sinnlos, der Teich am Pferch lag zu weit weg und es dauerte zu lange, die Holzeimer heranzuschaffen. Die Hütte brannte im Nu bis zum Erdboden nieder. Zum Glück flogen die Funken nicht auf trockene Grasdächer der benachbarten Häuser. Tamas erfuhr, dass die aufgestellten Wachen Schlimmeres verhindern konnten, indem sie sich rechtzeitig auf die Brandstifter geworfen hatten. Es waren drei gewesen, die mit Fackeln durch die Nacht geschlichen waren, um diese Siedlung niederzubrennen. Nun standen sie gefesselt inmitten der Bewohner. Einer der Brandstifter war der Hirte, der heute Nachmittag mit seinen Tieren durch die Felder gezogen war. Ein zweiter war durch Knüppelschläge schwer verletzt worden und musste gestützt werden.
    „Ihr wisst, was euch nun erwartet?“, fragte Utulk.
    Die Hirten schwiegen.
    „Sie haben den Tod verdient!“, riefen die Bauern.
    „Ja, machen wir kurzen Prozess und ertränken sie!“
    „Worauf warten wir noch!“
    Sie begannen, die Gefesselten Richtung Teich zu schieben, um sie dort, mit Feldsteinen beschwert, in das Wasser zu werfen.
    „Haltet ein!“, hörte man da die Stimme von Utulks Mutter. „Wenn ihr sie tötet, wird es niemals Frieden zwischen uns geben!“
    Augenblicklich schwiegen alle, so sehr achteten sie die alte Frau. Nur ihr Sohn rief aus: „Wir müssen sie bestrafen!“
    „Das stimmt, Utulk. Doch es soll nicht ihr Tod sein. Was meinst du, Hirte?“
    Der Mann war nun ganz kleinlaut geworden.
    „Wie könnte die Strafe aussehen?“, fragte Utulks Mutter. „Ihr und eure Freunde seid noch jung. Ich glaube nicht, dass ihr sterben wollt. Wie also sollen wir die Sache lösen?“
    „Wir geben euch so viele Ziegen.“ Damit hob der Hirte eine Hand und spreizte die

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