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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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Der Schreiber hatte gut zu tun mit dem Verfertigen der notwendigen Unterlagen, die nichts anderes waren als runde oder rechteckige kleine Täfelchen mit den Symbolen für die Warenart und Anzahl.
    Wir brauchen euer Geld!
    Plötzlich entstand Unruhe in der Halle. Fluchend räumten einige Marktleute blitzschnell Waren ab und ließen sie unter Karren und in Säcken verschwinden.
    „Napschi!“, rief jemand.
    In die Halle war ein gut gekleideter, großer Mann gekommen. Er hatte eine besonders hohe Kopfbedeckung. Zwei Gehilfen und vier Soldaten begleiteten ihn.
    „Wer ist das?“, fragte Tamas eine Frau, die Gemüse in einem Korb trug.
    „Napschi, der oberste Steuerbeamte“, antwortete sie. „Alle fürchten ihn.“
    Warum das so war, wurde schnell klar: Der Steuerbeamte führte Kontrollen an den Marktständen durch. Die Soldaten verschafften sich bei denen, die sich weigern wollten, durch rohe Schläge mit ihren Lanzen Respekt.
    „Wir brauchen eure Steuern zur Verteidigung!“, schrie der Beamte, als das Murren der Leute nicht aufhörte. „Oder wollt ihr, dass wir untergehen? Wollt ihr das? Wir brauchen euer Geld, um eure geliebte Stadt zu schützen! Wir brauchen es nicht für uns. Wir müssen die Mauern verstärken, denn es wird ein Sturm aus dem Norden kommen, der uns vernichten will! Das wollt ihr nicht, ihr wollt in Ruhe und Frieden leben und euren Geschäften nachgehen! So lasst mich, der ich in euren Diensten stehe und nur euer Wohl im Auge habe, meine Pflicht tun: mich, Napschi, den von der Priesterschaft bestellten Vorsteher der Steuerbehörde.“
    Während er so redete, prüfte er Verträge, ließ seine Gehilfen die Einzelbestände der Waren zählen und sie mit auf Schnüren aufgereihten Zählmarken vergleichen. Bald fielen Unstimmigkeiten auf. Bei manchen Kaufleuten waren mehr Waren verkauft worden, als sie angegeben hatten.
    „Wollt ihr die Götter der Stadt erzürnen!“, schrie Napschi. „Ihr seid Betrüger. Nur meiner Güte habt ihr es zu verdanken, dass ich euch nicht vor das Hohe Gericht der Priesterschaft bringe. Entrichtet schleunigst eure Abgaben und eine Strafe von zwölf Silbermünzen, dann will ich das Vergehen ungescholten lassen!“
    // PALAST UND TEMPEL KONTROLLIERTEN DAS LEBEN //
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    Fürsten und Könige herrschten viele Jahrhunderte lang über Uruk, eine reiche Oberschicht bestimmte das gesellschaftliche Leben. Nicht weniger mächtig war die Priesterschaft . Sie zog die Fäden im Hintergrund und bestimmte die Politik mit. Reste von Prunkbauten und Grabdenkmäler wurden gefunden. Palast und Tempel kontrollierten Handel und Geldverkehr. Sie schickten ihre Steuereintreiber los und im Bedarfsfall sorgten Polizei und Militär für die innere und äußere Ruhe. //
    Es gab des Öfteren Streit und Kriege zwischen den Städten. Daher waren große Befestigungsanlagen wie die mächtige Mauer von Uruk lebensnotwendig. //
    Schule
    Am Rande des Tempelbezirks stieß Tamas auf eine reich verzierte Halle. Zwischen den Säulen hindurch konnte er zwölf Jungen und junge Männer an Steintischen sitzen sehen. Vor ihnen ging ein Lehrer auf und ab.
    „Wer schreiben kann, ist hoch angesehen“, sprach er. „Werdet Schreiber, dann werdet ihr zu denen gehören, denen es gut geht. Euren Kindern werdet ihr ein schönes Haus bauen können. Bezahlt werdet ihr mit Silber, Weizen, Gerste, feinen Stoffen, Ölen und Düften aus dem Zedernland; auch Schafe und Rinder, Fische, Hasen und Wildschweine werdet ihr bekommen. Alles, was euer Herz begehrt, werdet ihr auf dem Tische haben, wenn ihr für die große Verwaltung arbeiten werdet. Ja, das Leben als Schreiber wird gut für euch und eure Familien sein und ihr werdet sehr geachtet sein in der Stadt.“
    Vor den Schülern lagen Wachstafeln. Bündel zurechtgeschnittener Kiele aus getrocknetem Schilfrohr in Holzschalen daneben.
    „Isna!“, rief der Lehrer, „hast du immer noch nicht gelernt, wie man das Schreibgerät hält?“
    Er packte einen Jungen an beiden Ohren und schüttelte seinen Kopf heftig, bis der Schüler aufschrie.
    „Seid nicht so widerwillig. Ihr vergesst nur zu leicht, dass der Beruf des Schreibers der höchste aller Berufe ist, den es gibt! Auf Isna, Sohn des obersten Hauptmanns der Torwächter! Nimm den Kiel und drücke ihn sorgfältiger als bisher in die Wachstafel. Und du, Kalni, Sohn des Tempelverwalters, spitze deine Feder nach!“
    Die acht Schüler beugten sich über ihre Tafeln und drückten Zeichen in das

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