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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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weiche Wachs, die ihnen der Lehrer auf einer größeren Tafel zeigte.
    „Wasser!“ Er drückte mit seinem angespitzten Schilfrohrgriffel viermal ins Wachs: zwei Zeichen oben, zwei Zeichen darunter. Er hob die Tafel, damit alle es sehen konnten.
    „Wasser!“, wiederholte er. „So schreibt man Wasser. Es ist lebenswichtig für uns. Das wisst ihr. Also beginnen wir mit diesem Zeichen. Merkt euch das gut.“
    Die Schüler begannen mit den wellenähnlichen Zeichen für „Wasser“. Der Lehrer hinter ihnen nickte zufrieden. Ab und zu packte er die Hand eines Schülers und drückte die Spitze des Rohrgriffels tiefer in das Wachs.
    „Wer kann die Zeichen für Herr und Herrin? Ja? Du, Anlil?“
    Ein Junge hantierte eifrig mit seinem Rohrkiel und zeigte dem Lehrer stolz seine Tafel.

    „Sehr gut Anlil! Du machst Fortschritte. Das wird den Göttern und dem Bezirksverwalter Shansu, deinem Herrn Vater, gefallen. Er kann stolz auf dich sein. Nehmt euch ein Beispiel an Anlil!
    Und so ging das eine ganze Weile, der Lehrer gab die Zeichen vor und die Schüler schrieben. Als Nächstes kamen die Zahlen von eins bis 20 an die Reihe.

    „Brav, meine Schüler!“, lobte der Lehrer. „Ich bin zufrieden mit euch. Morgen werdet ihr in Vorbereitung auf die kommenden Prüfungen vorgegebene Texte in einer bestimmten Zeit abschreiben. Lest zu Hause die Tafeln mit den Übungstexten, löst Rechenaufgaben und bereitet Ton für die Schreibtafeln vor oder gießt Wachs auf die Holzbretter. Das könnt ihr nach jedem Versuch wieder abkratzen und neu auftragen. So geht nun mit dem Segen von Inanna nach Hause und übt fleißig!“
    Jetzt will ich Spaß haben!
    „Endlich vorbei!“, hörte Tamas die Schüler aufatmen, als er hinter ihnen den Hügel hinabging.
    „Wie lang die Tage in der Schule sind!“, stöhnte Schulgi.
    „Du sagst es“, bestätigte Isna. „Nur drei freie Tage im Monat – das ist unmenschlich.“
    „Man quält uns. Wir haben keine freie Zeit mehr.“
    „Werdet Schreiber, dann werdet ihr zu denen gehören, denen es gut geht“, äffte Kalni den Lehrer nach. „Was habe ich davon, wenn es mir jetzt so schlecht geht wie noch nie.“
    „Seid nicht ungerecht, Freunde“, besänftigte Faro, „es ist nur eine kurze Zeit. Wenn wir die Kunst des Schreibens erlernen, dann gehören wir zu den Edlen im Lande.“
    „Dafür kann ich mir nichts kaufen. Jetzt will ich Spaß haben und nicht Tag um Tag, Regenzeit wie Trockenzeit, bei Kälte und Hitze im Tafelhaus lernen.“
    „Du bist dumm!“
    „Du hast Glück, dass du mein Freund bist, Faro, sonst würde ich dir jetzt eine versetzen!“ Faro lachte nur: „Kommt mit, meine Brüder im Leid. Wir gehen zum Hafen, es sind Schiffe aus dem Norden gekommen mit den schönsten Sklavinnen, die ihr je zu Gesicht bekommen habt.“
    Befolget die Regeln der Götter, ihr Menschen!
    Tamas spazierte weiter. Er war fasziniert vom fremden Leben und Treiben in dieser Stadt. Er begegnete weiblichen und männlichen Musikern und Erzählern in den Gassen. Abwechselnd sangen und sprachen sie zur Musik der Leier wieder von der Gefahr, die der Stadt drohte. „Stets haben wir den jährlichen Hochfluten der Zwillingsgewässer Euphrat und Tigris widerstanden, wenn sie am Ende des Frühjahres das Schmelzwasser aus den Bergen brachten. Austrocknung und Versumpfung wurde mit großer Erfindungskraft die Stirn geboten, doch jetzt liegt Angst über dem Land!
    Ganz Babylon wird verschwinden, wenn die feindlichen Nordvölker in unser Reich eindringen. Das ist unser böser Traum ...“
    „Eure Träume“, unterbrachen die Zuhörer, „könnt ihr euch sonst wohin stecken! Warum verderbt ihr uns den Abend? Der Tag war anstrengend genug!“
    Eine neue Gruppe nahm Aufstellung. Sie zog im Auftrag der Priester mit Standleiern und Blasinstrumenten umher. Manche Instrumente waren von so imposanter Größe, dass sie von einem Ochsen getragen werden mussten. Die Musiker bildeten ein Halbrund und besangen die Geschichte der Schöpfung. Sie erzählten von der Göttin Nammu, die das Urmeer darstellte, aus dem das Universum erschaffen wurde. Sie huldigten dem Himmelsgott An und der Erdgöttin Uras, dem Mondgott Nanna und anderen bedeutenden Gottheiten des Himmels wie Inanna und Utu.
    Tamas hatte sich auf einem Stein niedergelassen und lauschte der Musik, den Versen und Erzählungen.
    „Befolget die Regeln der Götter, oh Menschen!
    Befolget sie streng und achtet die Erschaffer der Welt.
    Mit all euren Taten sollt ihr dienen
    und

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