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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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entlang der großen Mauer toben.“
    „Ich komme nicht weiter mit“, sagte der alte Dichter.
    „Rede keinen Unsinn!“, schimpfte Tamas.
    „Ich bleibe bei meinem Volk von Uruk.“
    „Ich dachte, sie wollen dich umbringen, Mann! Sei vernünftig, komm.“
    Die schattenhafte Gestalt drehte sich nach ihnen um.
    „Wo bleibt ihr? Es ist höchste Zeit!“
    „Geh nur, mein Freund aus einer anderen Welt“, sagte Unini sanft und schob Tamas von sich, der ihn mitziehen wollte.
    „Du darfst hier nicht sterben.“ Tamas sah den Alten eindringlich an.
    „Wer weiß, was geschieht. Vielleicht wird man die Sänger und Dichter wieder benötigen, wenn die Kämpfe vorbei sind. So lange verstecke ich mich in der Stadt. Nun aber fort mit dir!“
    Die sieben Schwestern
    So kam es, dass Tamas sich alleine mit seinem Retter in dem schmalen Boot wiederfand, mit dem sie den Fluss hinabtrieben. Alles hatte sehr schnell gehen müssen. In Windeseile schoben sie das Boot aus dem Versteck quer durch das Schilf in den Strom. Der führte nach der letzten Überschwemmung noch viel Wasser. Er war so breit, dass das jenseitige Ufer nicht zu erkennen war. Kaum waren sie ins Boot gesprungen, da riss die starke Strömung den leichten Kahn mit sich. Tamas lag erschöpft auf dem Boden, die vermummte Gestalt hielt das Ruder und steuerte. Endlich fand er die Kraft, sich zu erheben.
    „Du hast mich gerettet! Wie kann ich dir nur danken? Und wer bist du? Ich kenne weder dein Gesicht noch deinen Namen.“
    Die Gestalt schob die Kapuze zurück. Langes blondes Haar fiel in großen Locken über die Schultern und reflektierte den silbrigen Glanz des Mondlichts.
    „Mondmädchen!“
    „Einer muss dich doch retten, oder?“
    Tamas wollte sie umarmen, doch sie wehrte ab.
    „Setz dich wieder hin, sonst kentern wir.“
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    „Dann sag nichts. Wir haben noch genug Zeit. Siehst du diese Sterne.“
    Sie wies nach Süden, wo einige Sterne besonders hell und blau wie ein Türkis vom Himmel strahlten.
    „Die Himmelsbeobachter dieses Landes nennen sie die sieben Schwestern“, sagte sie. „Diese Sterne weisen uns den Weg. Ich nehme dich mit, später nimmst du mich mit.“
    „Wohin?“
    „Zurück in die Welt, die ich verloren habe. Das bist du mir schuldig!“
    „Ich tue alles, was du willst. Aber wie soll es gehen?“
    „Du musst es nur stark genug wünschen.“
    „Das tue ich doch“, rief Tamas.
    „Vielleicht nicht stark genug.“
    Eine Welle brachte das Boot heftig ins Schlingern. Sie hatte Mühe, das Steuerruder zu halten.
    „Hilf mir, Tamas. Wenn wir kentern, sind wir verloren. Sobald wir außer Sichtweite der Stadt sind, setzen wir Segel.“
    „Aye, aye, du bist der Kapitän!“
    DIE SIEBEN SCHWESTERN
Im STERNBILD „STIER“
    ////////////////////////////
    Die Griechen nannten sie „Plejaden“, aber auch in älteren Kulturen wurde das Siebengestirn bereits erwähnt. In Wahrheit handelt es sich um viel mehr als sieben Sterne, wie man heute weiß.
    //////////////

    My heart skips!
    Das Gefühl ist auch in der Gegenwart noch da: Der Traum von Liebe und Zärtlichkeit, den er unter dem Himmel der sieben Schwestern erfahren hat. Als Mond mit ihm durch die Nacht segelte, den Fluss hinunter und hinaus in die Unendlichkeit.
    Ach Gott, denkt Tamas in seinem Keller zwischen den summenden Geräten. „Es gibt doch ein viel schöneres Leben als das hier. Oder, Billy, mein Lieber?“
    Der Kater blinzelt müde. Tamas schlägt ein paar Akkorde an und summt eine Zeile, die ihm in den Sinn kommt:
    Skip, skip, skip, my heart skips, skips, skips ...
    „He Pandora, warum hat man mich rausgeworfen? Ich wollte noch weitersegeln mit dem Mondmädchen!“
    Pandora schweigt.
    Er erinnert sich an das blaue Licht des Siebengestirns. An ihre dunkelblauen Augen, die wehenden Haare, die vier Blüten des Lardana- Tattoos in ihrer Halsbeuge. Sie waren ganz allein auf der Welt in dem kleinen Boot. Das Segel machte leise flappende Geräusche am Mast.
    Tamas war glücklich.
    „Ich will zurück!“
    Wütend schlägt er die Saiten der Gitarre, einen Akkord nach dem anderen, einen lauter und schriller als den vorigen. Als könnte er so die Rückkehr ins Boot erzwingen.
    Dann war die Simulationswelt auf einmal dünn und durchsichtig geworden. Alle Formen zerflossen.
    Sie konnten noch schnell einige Sätze wechseln.
    „Mond?“
    „Leb wohl, Tamas.“
    „Wohin gehst du?“
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht in die Wüste.“
    „Warum

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