Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
auch für die Naturwissenschaften und die Technik gab es einen Schub. //
Mit Volldampf verlassen wir das Mittelalter
„Ja, da kann ich mir denken, dass das Rom nicht gut bekommen ist und sie alles daransetzten, die Wissenschaftler auch des Glaubens wegen zu verfolgen“, rief Galilei aus und lachte spöttisch.
„Ich bitte Euch, meine Herren, verlasst mein Labor. Hier haben die Wände Ohren, zumal diese Stadt von den Dominikanern beherrscht wird. Sie sind, wie Euch bekannt sein dürfte, schnell bei der Hand mit dem Aufschichten des Scheiterhaufens.“
„Werden wir nicht in der Zukunft miteinander korrespondieren, Herr Kepler?“, fragte Galilei, ohne auf den Alchemisten einzugehen.
„Gewiss, Herr Professor. Ich teile Euch in mehreren Briefen meine Erkenntnisse mit und sende Euch meine Schrift Harmonice Mundi .“
„Mit Volldampf verlassen wir das Mittelalter mit seinen durch Jahrhunderte vom Glauben gefesselten Ansichten ...“
„Um Christi willen, Professor Galilei, so mäßigt Euch doch!“, versuchte van Scheltinga zu unterbrechen. Aber der Mann aus Padua war nicht zu bremsen:
„... und segeln in voller Fahrt hinaus in die unbekannten Weiten des Ozeans. Der Mut der Entdecker zahlt sich aus. Ich sah die Ringe des Saturn. Ich fand die Monde des Jupiter, entdeckte Berge auf dem Mond und Flecken auf der Sonne. Meine Erkenntnisse veröffentlichte ich im ‚Sternenboten‘ und anderen Schriften wie dem Hauptwerk ‚Discorsi‘, das man außer Landes schmuggeln musste. Zu stark widersprachen sie der kirchlichen Lehrmeinung. Ich werde, das kann ich sagen, meinen Beruf verraten, denn als Wissenschaftler widersprach ich nicht der Kirche, als man mich vor die Inquisition zerrte. Zu stark war meine Furcht vor Folter und Scheiterhaufen; zu menschlich meine Bedürfnisse nach gutem Wein und gebratenen Gänsen.“
„Sagtet Ihr nicht, dass Ihr vor Eurer Lebenszeit bei mir erschienen seid?“, fragte van Scheltinga.
„So ist es. Eine geheime Kraft hat mich gerufen. Vielleicht bin ich in einem Traum gelandet wie auch meine Kollegen, die ebenfalls erschienen sind. Wo sind sie hin?“
Alles Figuren auf diesem Spielbrett, wollte Tamas sagen. Susana, die es wohl geahnt hatte, warf ihm einen warnenden Blick zu.
„Wenn Ihr alles schon im Voraus wisst, hättet Ihr dann nicht eine zweite Chance, die Dinge anders zu steuern, der Lebensschraube einen anderen Dreh zu geben?“, rief van Scheltinga aus.
„Wo denkt Ihr hin? Alles ist vorbestimmt, man kann die Zukunft nicht nach Gutdünken verändern. Doch nun werde ich mich wieder zurückziehen. Vor allem Ihr Schüler dieses Meisters“, damit richtete Galilei seinen Blick auf Tamas, „segelt stets mutig in den unbekannten Ozean hinaus. Nur so werdet Ihr Erkenntnis gewinnen.“
„Schluss jetzt!“ Dem Alchemisten platzte der Kragen. Er fühlte sich übergangen. „Ich höre Weisheiten aus einer neuen Zeit, von Berechnungen der Planetenbahnen, vom Vertreiben der Erde aus dem Mittelpunkt des Universums. Was, so frage ich, nützt mir das alles für mein Seelenheil, wenn ich nicht weiß, was die Welt im Innersten zusammenhält!“
„Es geht nicht ums Seelenheil, es geht um wissenschaftliche Erkenntnis ...“
Mit diesen Worten wurde die Stimme Galileis schwächer. Seine Gestalt löste sich in dem Rauch auf, aus dem sie gekommen war.
// DAS ZEITALTER DER WIEDERGEBURT //
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Renaissance (französisch, bedeutet „Wiedergeburt“), eine kultur- und kunstgeschichtliche Epoche etwa zwischen 1340 und Mitte des 16. Jahrhunderts, in der eine Befreiung und Loslösung aus der fest gefügten Ordnung des Mittelalters erfolgte. Vieles von dem, was in der Antike von Griechen, Römern und anderen Völkern gedacht und geschaffen worden war, war teilweise in Vergessenheit geraten. Im 14. Jahrhundert begannen die Menschen, sich als eigenständige Wesen zu empfinden, die auf sich selbst gestellt und für sich selbst verantwortlich waren. Gründe dafür waren nicht zuletzt die kulturellen Einflüsse fremder Völker, besonders des Islam. //
In der Malerei fand ein neues Bewusstsein in den Werken von Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer* und zahlreichen anderen Künstlern ihren Ausdruck. In der Literatur ist William Shakespeare der bekannteste Vertreter der Renaissance. Auch in der Baukunst, in der Musik, in der Philosophie und anderen Bereichen spielte diese Epoche eine entscheidende, verändernde Rolle. Die ersten Universitäten wurden gegründet (Bologna,
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