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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ein Arschloch. Warum sollte er zu Hause ein anderer Mensch gewesen sein? Was hält Ihre Frau von Ihnen, Brockman?«
    »Geben Sie’s auf, Bosch. Ich werde nicht auf …«
    »Glauben Sie an Gott, Dreckmann?«
    Bosch benutzte Brockmans Spitznamen, den man ihm gegeben hatte, weil er jeden durch den Dreck zog. Wie zum Beispiel den verstorbenen Bill Connors.
    »Es geht hier nicht um mich oder was ich glaube. Wir sprechen über Sie.«
    »Richtig, wir sprechen über mich. Ich werde Ihnen sagen, was ich denke. Ich bin mir nicht sicher, was ich glaube. Mein Leben ist schon halb vorbei, und ich weiß es immer noch nicht. Ich tendiere jedoch zu der Theorie, daß jeder auf diesem Planeten eine bestimmte Energie hat, die ihn zu dem macht, was er ist. Und wenn man stirbt, geht die Energie woandershin. Und Pounds? Er war mit negativer Energie geladen, und jetzt ist diese Energie woandershin entwichen. Um Ihre Frage zu beantworten, es tut mir nicht leid, daß er tot ist. Aber ich möchte gerne wissen, auf wen sich seine Energie übertragen hat. Ich hoffe, daß Sie nichts davon abbekommen haben, Dreckmann. Sie haben sowieso schon zuviel negative Energie.«
    Bosch zwinkerte Brockman zu und erkannte momentane Verwirrung auf dessen Gesicht, während er versuchte, die Bemerkung zu verstehen. Brockman schien es jedoch einfach wegzustecken und machte weiter.
    »Lassen Sie den Quatsch. Warum haben Sie Lieutenant Pounds am Donnerstag in seinem Büro aufgesucht? Sie wußten doch, daß Sie während Ihrer Suspendierung nicht dorthin gehen durften.«
    »Das stimmt. Aber dann rief mich Pounds, mein Vorgesetzter, an und befahl mir, meinen Wagen abzugeben. Da war wieder diese schlechte Energie am Werke. Ich war schon suspendiert, aber es reichte ihm nicht. Er mußte mir auch noch meinen Dienstwagen wegnehmen. Also brachte ich ihm die Schlüssel. Er war mein Vorgesetzter, und es war ein Befehl. Hingehen verletzte einen Befehl und Nichthingehen hätte auch einen Befehl verletzt.«
    »Warum haben Sie ihn bedroht?«
    »Hab’ ich nicht.«
    »Er hat einen Nachtrag zu der ursprünglichen Beschwerde wegen Ihres tätlichen Angriffs eingereicht.«
    »Es ist mir egal, was er eingereicht hat. Ich habe ihn nicht bedroht. Der Typ war ein Feigling. Wahrscheinlich fühlte er sich bedroht. Aber es gab keine Drohung. Das ist ein Unterschied.«
    Bosch schaute zu dem anderen Anzug, Toliver. Es sah so aus, als würde er die ganze Zeit schweigen. Das war seine Rolle. Er starrte Bosch an, als sei er ein Bildschirm.
    Bosch sah sich im Zimmer um und bemerkte zum erstenmal das Telefon auf der Anrichte links vom Tisch. Das grüne Licht signalisierte eine Konferenzschaltung. Das Verhör wurde wahrscheinlich von Irving im nächsten Raum mitgehört und von einem Tonband mitgeschnitten.
    »Es gibt einen Zeugen«, sagte Brockman.
    »Wofür?«
    »Die Drohung.«
    »Hören Sie, Lieutenant, warum sagen Sie mir nicht, worin die Drohung exakt bestanden haben soll, damit ich weiß, worüber wir sprechen? Falls Sie wirklich glauben, daß ich etwas Falsches gesagt habe, was spricht dagegen, daß ich erfahre, was ich gesagt haben soll?«
    Brockman dachte darüber nach, bevor er antwortete.
    »Die Drohung war einfach wie die meisten. Sie sagten, falls er Sie noch einmal ficke, würden Sie ihn umbringen. Nicht sehr originell.«
    »Aber verdammt belastend, nicht? Fuck you, Brockman. Das habe ich nie gesagt. Ich bezweifle nicht, daß dieses Arschloch sich so etwas aus den Finger gesaugt und in einen Bericht geschrieben hat. Und wer auch immer dieser Zeuge ist, er stinkt.«
    »Kennen Sie Henry Korchmar?«
    »Henry Korchmar?«
    Bosch hatte keine Ahnung, von wem er redete. Dann begriff er, daß Brockman den alten Henry vom Schnarchdezernat meinte.
    Bosch kannte nur seinen Vornamen, und deshalb hatte er nicht gleich geschaltet.
    »Der alte Knacker? Er war nicht im Raum. Er kann kein Zeuge sein. Ich habe ihm gesagt, er soll rausgehen, und das hat er getan. Er wollte wahrscheinlich Pounds die Stange halten, weil er Angst hatte. Aber er war nicht da. Wenn Sie es auf diese Tour versuchen wollen, Brockman, dann kann ich zwölf Detectives als Zeugen aufrufen, die das Ganze durch die Glasfenster beobachtet haben. Und sie werden bezeugen, daß Henry nicht im Büro war, daß Pounds ein Lügner ist und jeder es wußte. Also, was ist mit der Drohung?«
    Brockman sagte nichts, also fuhr Bosch fort.
    »Sehen Sie, Sie haben Ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Ich nehme an, daß Sie wissen, daß jeder in der

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