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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bitte entschuldigen …«
    Er stand auf.
    »Setzen, Bosch. Das wurde schon erledigt. Setzen Sie sich.«
    Bosch setzte sich und sagte nichts. Er merkte jedoch, daß er tatsächlich enttäuscht war, seine Sitzung mit Carmen Hinojos zu verpassen.
    »Also Bosch, wo waren Sie danach?«
    »Ich erinnere mich nicht an alle Einzelheiten. Ich aß im Red Wind zu Abend und hatte dann noch ein paar Drinks im Epicentre. Dann bin ich zum Flughafen gefahren und habe einen Nachtflug nach Florida genommen, nach Tampa. Dort habe ich das Wochenende verbracht und bin anderthalb Stunden, bevor ich sie als illegale Eindringlinge in meinem Haus fand, zurückgekehrt.«
    »Es war nicht illegal. Wir hatten einen Durchsuchungsbefehl.«
    »Hat mir niemand gezeigt.«
    »Halten wir uns damit nicht auf. Was soll das heißen, Sie waren in Florida?«
    »Das soll heißen, ich war in Florida. Was glauben Sie, daß es bedeutet?«
    »Können Sie das beweisen?«
    Bosch griff in seine Tasche, zog sein Flugscheinheft mit der Quittung heraus und schob es über den Tisch.
    »Zum ersten habe ich hier die Quittung für mein Ticket. Ich glaube, eine Quittung für den Mietwagen liegt auch dabei.«
    Brockman öffnete das Heft und begann zu lesen.
    »Was haben Sie dort gemacht?« fragte er, ohne aufzusehen.
    »Dr. Hinojos – das ist die Therapeutin der Polizei – riet mir wegzufahren. Und ich dachte mir, wie wär’s mit Florida? Ich war noch nie da, aber ich habe schon immer Orangensaft gemocht. Also dachte ich, warum nicht.«
    Brockman hatte abermals seinen Faden verloren. Bosch merkte, daß er so etwas nicht erwartet hatte. Die meisten Cops begriffen nie, wie wichtig die erste Vernehmung eines Verdächtigen oder Zeugen für die Untersuchung waren. Alle weiteren Vernehmungen und sogar die Aussagen vor Gericht wurden davon geprägt. Man mußte vorbereitet sein. Wie ein Rechtsanwalt mußte man die meisten Antworten kennen, bevor man seine Fragen stellte. Das DIE verließ sich so sehr darauf, Leute einschüchtern zu können, daß die meisten Detectives in diesem Dezernat sich nie wirklich auf Vernehmungen vorbereiten mußten. Und wenn sie dann gegen eine Wand anrannten, wußten sie nicht, was sie tun sollten.
    »Okay, Bosch, hm, was haben Sie in Florida getan?«
    »Haben Sie je diesen Marvin-Gaye-Hit gehört? Der kurz vor seinem Tod veröffentlicht wurde? Er heißt …«
    »Wovon reden Sie?«
    ».:. ›Sexual Healing‹. Er meinte, es sei gut für die Seele.«
    »Ich kenn’ ihn«, meldete sich Toliver.
    Brockman und Bosch sahen ihn beide an.
    »Entschuldigung«, sagte Toliver.
    »Also, noch mal«, sagte Brockman. »Wovon reden Sie?«
    »Ich rede davon, daß ich die meiste Zeit mit einer Frau zusammen war. Die übrige Zeit habe ich zum größten Teil auf einem Boot im Golf von Mexiko verbracht. Mit einem Mann, der Angeltouren anbietet. Ich war fast jede Minute mit anderen Menschen zusammen. Die Zeit, die ich alleine war, hätte nie ausgereicht, um hierher zurückzufliegen und Pounds zu töten. Ich weiß noch nicht einmal, wann er umgebracht wurde. Aber ich sage Ihnen hier und jetzt, daß Sie mir nichts anhängen können. Sie sind auf dem Holzweg, Brockman.«
    Bosch hatte seine Antwort sorgfältig formuliert. Er war sich nicht sicher, was sie von seinen Privatermittlungen wußten. Falls sie überhaupt etwas wußten. Wenn es sich vermeiden ließ, würde er nichts davon erzählen. Sie hatten die Akte und die Schachtel mit den Beweisstücken, aber er glaubte, sich eine harmlose Erklärung dafür ausdenken zu können. Sie hatten außerdem sein Notizbuch, weil er es am Flughafen in die Reisetasche gesteckt hatte. Darin standen die Namen und Adressen von Jasmine und McKittrick, die Adresse von Enos Haus in Vegas sowie andere Notizen über den Fall. Aber eventuell würden sie sich nicht zusammenreimen können, was es bedeutete. Nicht, wenn er Glück hatte.
    Brockman zog Notizbuch und Stift aus der Innentasche seiner Jacke.
    »Okay, Bosch, geben Sie mir die Namen von der Frau und dem Bootseigner. Ich brauche auch ihre Telefonnummern, alles.«
    »Das werde ich nicht.«
    Brockmans Augen weiteten sich.
    »Es ist mir egal, was Sie denken. Geben Sie mir die Namen.«
    Bosch sagte nichts, sondern starrte nur vor sich auf den Tisch.
    »Bosch, Sie haben uns gesagt, wo Sie waren. Das muß jetzt überprüft werden.«
    »Ich weiß, wo ich war. Das reicht.«
    »Wenn Sie ein Alibi haben, wie Sie behaupten, überprüfen wir es, entlasten Sie und gehen dann anderen Spuren nach.«
    »Sie

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