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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mal. Und Sie wissen es. Was ich dem Clown, der sich für einen Polizisten hält, angetan habe, ist etwas ganz anderes als Mord. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wenn Sie das nicht begreifen, dann haben Sie den falschen Beruf.«
    »Ich bin mir nicht so sicher.«
    »Haben Sie je einen Menschen getötet, Doktor?«
    Als er es aussprach, erinnerte er sich an Jasmines Frage.
    »Natürlich nicht.«
    »Aber ich. Und Sie können mir glauben, das ist etwas anderes, als einem arroganten Sesselfurzer eine Abreibung zu geben. Ganz anders. Falls Sie oder Irving und Konsorten glauben, daß man von dem einen auf das andere schließen kann, dann haben Sie noch viel zu lernen.«
    Sie schwiegen beide eine Weile und ließen ihre Wut verrauchen.
    »Okay«, sagte er endlich. »Was passiert jetzt?«
    »Ich weiß nicht. Chief Irving bat mich nur, Ihnen Gesellschaft zu leisten und Sie zu beruhigen. Wahrscheinlich überlegt er sich den nächsten Schritt. Ich fürchte, ich hatte nicht viel Erfolg mit meinen Bemühungen, Sie zu beruhigen.«
    »Was sagte er, als er Sie bat, hierherzukommen und zuzuhören?«
    »Er rief an und erklärte, was passiert war. Er wollte meine Meinung zu der Vernehmung. Trotz der Probleme, die Sie mit Autoritätspersonen haben, sollten Sie begreifen, daß er meines Erachtens auf Ihrer Seite ist. Ich glaube nicht, daß er wirklich der Ansicht ist, daß Sie etwas mit dem Tod Ihres Lieutenants zu tun haben – wenigstens nicht direkt. Aber er sieht ein, daß Sie eine mögliche Verdachtsperson sind, die verhört werden muß. Ich glaube, wenn Sie während der Vernehmung die Ruhe bewahrt hätten, hätten Sie bald alles hinter sich gehabt. Man hätte Ihre Aussage in Florida überprüft, und damit wäre die Sache erledigt gewesen. Ich habe denen sogar erzählt, daß Sie mir gesagt hatten, Sie würden nach Florida fliegen.«
    »Ich will nicht, daß sie meine Geschichte überprüfen. Ich will nicht, daß sie sich einmischen.«
    »Dafür ist es zu spät. Er weiß, daß Sie an etwas arbeiten.«
    »Wie?«
    »Als er anrief, erwähnte er die Akte zum Fall Ihrer Mutter. Er sagte, sie hätten sie bei Ihnen zu Hause gefunden. Und die Schachtel mit den Beweisstücken …«
    »Und?«
    »Und er fragte mich, ob ich wisse, was Sie damit vorhatten.«
    »Er hat Sie also nach unseren Sitzungen gefragt.«
    »Indirekt.«
    »Scheint mir sehr direkt zu sein. Hat er explizit erwähnt, daß es sich um den Mord an meiner Mutter handelte?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm erklärt, daß es mir nicht gestattet ist, den Inhalt von Therapiegesprächen zu diskutieren. Er war nicht sehr erfreut.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    Wieder breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus. Ihr Blick wanderte im Raum umher. Seine Augen blieben auf sie gerichtet.
    »Was wissen Sie über Pounds’ Tod?«
    »Sehr wenig.«
    »Irving muß Ihnen etwas gesagt haben. Sie müssen gefragt haben.«
    »Er sagte, daß Pounds am Sonntagabend im Kofferraum seines Wagens gefunden wurde. Ich nehme an, daß er schon eine Weile da drin lag. Vielleicht einen Tag. Irving sagte, er … der Körper trüge Zeichen von Folter. Genauer gesagt, sadistische Verstümmelungen. Er hat keine Details erwähnt. Es wäre geschehen, bevor Pounds starb. Soviel wissen sie. Er sagte, er hätte sehr gelitten. Er wollte wissen, ob Sie zu so was fähig wären.«
    Bosch sagte nichts. Er stellte sich den Tatort vor. Seine Schuldgefühle begannen ihm die Luft abzuschnüren. Einen Moment lang glaubte er, er müsse sich übergeben.
    »Falls es Sie noch interessiert, ich habe nein gesagt.«
    »Was?«
    »Ich habe ihnen gesagt, daß Sie so etwas nicht getan haben können.«
    Bosch nickte. In Gedanken war er jedoch schon weiter. Allmählich begriff er Pounds’ Schicksal. Er selbst hatte den Stein ins Rollen gebracht und trug die Schuld daran. Auch wenn er vor dem Gesetz unschuldig war, so war er doch moralisch dafür verantwortlich. Er hatte Pounds verachtet, ihn weniger respektiert als einige der Mörder, mit denen er zu tun gehabt hatte. Jetzt erdrückte ihn jedoch die Last seiner Schuld. Mit den Händen fuhr er sich übers Gesicht und durch die Haare. Ein Zucken lief durch seinen Körper.
    »Sind Sie okay?« fragte Hinojos.
    »Ja, ja.«
    Bosch holte seine Zigaretten heraus und begann sich eine anzustecken.
    »Harry, lassen Sie das lieber. Wir sind hier nicht in meinem Büro.«
    »Das ist mir scheißegal. Wo hat man ihn gefunden?«
    »Was?«
    »Pounds! Wo hat man ihn gefunden?«
    »Ich

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