Der letzte Coyote
fünfundzwanzig Jahren.«
»Sie haben sich als Rechtsanwalt niedergelassen.«
»Ja, ich habe viel kostenlose Rechtshilfe als selbstauferlegte Buße geleistet. Ich wünschte, ich könnte sagen, daß ich meine seelischen Wunden heilen konnte. Aber es gelang mir nicht. Ich bin ein hilfloser Mann, Hieronymus. Sind Sie hier, um mich zu töten? Lassen Sie sich von meiner Geschichte nicht davon abbringen. Ich verdiene es.«
Die Worte verschlugen Bosch die Sprache. Schließlich schüttelte er den Kopf und fragte:
»Was ist mit Johnny Fox? Er hatte Sie nach der Nacht in der Hand.«
»Ja, das stimmt. Er war für einen Erpresser sehr geschickt.«
»Was geschah mit ihm?«
»Ich war gezwungen, ihn als Wahlkampfhelfer anzustellen. Er bekam fünfhundert Dollar die Woche für nichts. Sehen Sie, zu was für einer Farce mein Leben geworden war? Bevor er seinen ersten Lohn bekam, starb er bei einem Autounfall – der Fahrer flüchtete.«
»Mittel?«
»Ich nehme an, daß er auch dafür verantwortlich ist. Allerdings muß ich zugeben, daß er ein bequemer Sündenbock für all meine schlechten Taten ist.«
»Sie dachten damals nicht, daß sein Tod zu gelegen kam, um Zufall zu sein?«
»Hinterher sieht man das klarer.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Damals habe ich mich über so viel Glück gefreut. Er war der Dorn in meinem Fleische, und ich wurde ihn durch einen Zufall los. Sie dürfen nicht vergessen, daß ich damals keine Ahnung hatte, daß Marjories Tod in irgendeiner Weise etwas mit meiner Person zu tun hatte. Ich dachte, Fox hätte nur eine günstige Gelegenheit ausgenutzt. Als er bei dem Autounfall getötet wurde, war ich glücklich. Wir trafen eine Vereinbarung mit dem Reporter, damit er Fox’ Vergangenheit nicht erwähnte, und alles war in Ordnung. Aber natürlich war es das nicht. Das war es nie. Gordon ist ein Genie. Trotzdem rechnete er nicht damit, daß ich nicht über Marjorie hinwegkommen würde. Bis heute nicht.«
»Wie lief die Sache mit McCage?«
»Wer?«
»McCage Inc. Die Erpressungsgelder, die an den Detective gingen. Claude Eno.«
Conklin schwieg einen Moment, während er die Antwort überlegte.
»Ja, ich kannte Claude Eno. Ich mochte ihn nie. Und ich habe keinen Pfennig an ihn gezahlt.«
»McCage war im Handelsregister von Nevada eingetragen. Es war Enos Firma. Sie und Mittel waren als Mitglieder der Geschäftsführung aufgelistet. Eine Briefkastenfirma für Erpressungsgelder. Eno bekam tausend Dollar im Monat. Von Ihnen und Mittel.«
»Nein!« Conklin sprach so resolut, wie es ihm möglich war. Es war nicht viel lauter als ein Husten. »Von McCage weiß ich nichts. Gordon hat das vielleicht arrangiert, möglicherweise sogar für mich unterschrieben oder mich unterzeichnen lassen. Er war meine rechte Hand, als ich District Attorney war. Ich unterschrieb, wenn er mir etwas vorlegte.«
Während er es sagte, schaute er Bosch direkt an, und Harry glaubte ihm. Conklin hat viel Schlimmeres zugegeben. Warum sollte er leugnen, an Eno Schweigegeld bezahlt zu haben?
»Was sagte Mittel, als Sie Ihren Hut nahmen?«
»Damals hatte er schon viel Macht und politischen Einfluß. Seine Anwaltskanzlei vertrat die Oberschicht der Stadt, und seine Ambitionen wuchsen. Aber ich war immer noch sein bestes Pferd im Stall. Die Marschroute führte über das Amt des Generalstaatsanwalts zum Gouverneurspalast. Und danach … Wer weiß? Also war Gordon … er war nicht glücklich darüber. Ich weigerte mich, ihn zu sehen, aber wir telefonierten miteinander. Als er mich nicht überreden konnte, meine Meinung zu ändern, drohte er mir.«
»Wie?«
»Er sagte, falls ich jemals seinen Ruf in den Schmutz ziehen würde, würde er dafür sorgen, daß man mich wegen Marjories Tod anklagt. Ich bezweifelte nicht, daß er es hätte tun können.«
»Vom Trauzeugen zum Todfeind. Wie sind Sie eigentlich an ihn geraten?«
»Er hat sich in mein Leben geschlichen, als ich gerade nicht aufpaßte. Ich habe sein wahres Gesicht erst erkannt, als es zu spät war … In meinem ganzen Leben habe ich nie wieder so einen verschlagenen Menschen getroffen wie Gordon. Er war … ist … gefährlich. Ich bin dafür verantwortlich, daß er Ihre Mutter als Hindernis für seine Pläne ansah. Es tut mir leid.«
Bosch nickte. Er hatte keine Fragen mehr und wußte nicht, was er noch sagen konnte. Ein paar Augenblicke lang hing Conklin seinen Gedanken nach, dann sprach er wieder.
»Junger Mann, ich glaube, daß man nur einmal im Leben eine Person
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