Der letzte Coyote
griff danach und hielt sie dann in einer Hand, während er mit der anderen rauchte. Er senkte seinen Blick auf den Aschenbecher, als er sprach.
»Die Polizisten, die du kanntest und die sie wohl auch kannte … Kannst du dich an keine Namen mehr erinnern?«
»Wie gesagt, es ist lange her. Ich bezweifle, daß sie etwas mit dem Mord an deiner Mutter zu tun hatten.«
»Irvin S. Irving. Erinnerst du dich an den Namen?«
Sie zögerte einen Moment und ließ sich den Namen durch den Kopf gehen.
»Ich kannte ihn. Ich glaube, sie auch. Er hatte Streife am Boulevard. Man mußte ihn wohl kennen, nehme ich an … aber ich weiß nicht genau. Vielleicht irre ich mich.«
Bosch nickte.
»Er war es, der sie gefunden hat.«
Sie zuckte ihre Schulter, als wolle sie sagen ›Na und?‹.
»Nun, jemand mußte sie ja schließlich dort finden.«
»Wie steht’s mit zwei Typen von der Sitte, Gilchrist und Stano?«
Sie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete.
»Ja, ich kannte sie … Sie waren bösartig.«
»Hat meine Mutter sie auch gekannt?«
Sie nickte.
»Was meinst du mit bösartig? In welcher Hinsicht?«
»Sie … sie scherten sich einen Dreck um uns. Wenn sie etwas wollten, ob es sich um Informationen handelte, die wir von einem Freier hatten, oder etwas … Persönlicheres, nahmen sie es sich einfach. Sie konnten auch brutal sein. Ich habe sie gehaßt.«
»Könnten sie …?«
»Ob sie Mörder gewesen sein könnten? Meinem Gefühl nach – damals und heute – nein. Sie waren keine Mörder, Harry. Sie waren Cops. Es stimmt, sie waren korrupt, aber das war anscheinend jeder. Es war nicht wie heute, wo man in der Zeitung liest, daß ein Polizist angeklagt wird, weil er jemand geschlagen hat oder so. Es ist … Entschuldigung.«
»Es macht nichts. Jemand anders, an den du dich erinnern kannst?«
»Nein.«
»Keine Namen?«
»Ich habe sie mir vor langer Zeit alle aus dem Kopf geschlagen.«
»Okay.«
Bosch hätte gern sein Notizbuch herausgeholt, wollte jedoch nicht, daß es wie eine Vernehmung wirkte. Er versuchte sich zu erinnern, was er noch in dem Mordbuch gelesen hatte und worüber er sie befragen konnte.
»Was war mit diesem Typen Johnny Fox?«
»Ich habe den Detectives von ihm erzählt und sie wurden ganz aufgeregt. Aber es ist nie etwas passiert. Er wurde nie verhaftet.«
»Ich glaube, er wurde verhaftet, dann jedoch wieder freigelassen. Seine Fingerabdrücke stimmten nicht mit denen des Mörders überein.«
Sie hob ihre Augenbrauen.
»Das ist mir neu. Sie haben mir nie etwas von Fingerabdrücken erzählt.«
»Bei der zweiten Vernehmung … mit McKittrick, erinnerst du dich an ihn?«
»Nicht genau. Weißt du, ich erinnere mich nur, daß es Polizisten waren. Zwei Detectives. Einer war schlauer als der andere, daran erinnere ich mich. Aber nicht, wer wer war. Ich glaube, der Dümmere leitete die Ermittlungen, wie es damals so üblich war.«
»Egal … McKittrick hat mit dir beim zweiten Mal gesprochen. In seinem Bericht steht, daß du deine Aussage geändert und ihm von dieser Party in Hancock Park erzählt hast.«
»Ja, die Party. Ich ging nicht hin, weil … Johnny Fox mich am Abend vorher geschlagen hatte und ich einen Bluterguß auf der Wange hatte. Großartig. Ich habe alles mögliche mit Make-up versucht, aber an der Schwellung konnte man nichts machen. Mit so einem Veilchen konnte man in Hancock Park nicht ins Geschäft kommen.«
»Wer hat die Party gegeben?«
»Ich erinnere mich nicht an den Namen. Ich weiß nicht einmal, ob ich es damals wußte.«
Irgend etwas störte Bosch an dem Ton, mit dem sie die Frage beantwortete. Es hörte sich fast wie eine einstudierte Antwort an.
»Du erinnerst dich ganz sicher nicht?«
»Bestimmt, ich bin mir sicher.« Katherine stand auf. »Ich glaube, ich hole mir jetzt etwas Wasser.«
Sie nahm sein Glas, um es auch wieder zu füllen und verließ das Zimmer. Bosch merkte, wie seine persönliche Beziehung zu der Frau, die Gefühle beim Wiedersehen, seine Instinkte fast völlig betäubt hatten. Er hatte keine Nase mehr für die Wahrheit und wußte nicht, ob sie etwas verbarg oder nicht. Er beschloß, das Gespräch irgendwie wieder auf die Party zu bringen. Seiner Ansicht nach wußte sie mehr, als sie damals gesagt hatte.
Sie kam zurück mit zwei Gläsern, die mit Eis gefüllt waren, und stellte seins wieder auf den Korkuntersetzer. Die Art und Weise, wie sie das Glas vorsichtig absetzte, verriet ihm etwas über sie, das ihre Worte nicht zum Ausdruck
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