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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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länger die Fahrt dauerte, desto mehr wuchs seine beinahe jugendliche Euphorie und Vorfreude. Ihre direkte Art fesselte ihn, und er fragte sich, wie es wohl sein würde, mit ihr Liebe zu machen.
    Sie kamen nach Tampa und fuhren in ein Viertel, das Hyde Park hieß und an der Bay lag. Alte Holzhäuser mit breiten Veranden säumten die Straßen. Ihr Apartment befand sich über einer Garage für drei Wagen, die hinter einem grün verzierten, grauen viktorianischen Haus stand.
    Als sie die Treppe erklommen hatten und sie den Schlüssel ins Schloß steckte, fiel Bosch etwas ein. Er zögerte. Sie öffnete die Tür und sah ihn an.
    »Was ist?«
    »Nichts. Ich dachte nur, vielleicht sollte ich zu einer Drogerie gehen …«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich habe, was wir brauchen. Aber könntest du einen Moment hier warten? Ich laufe schnell rein und räume auf.«
    Er sah sie an.
    »Ach, das ist nicht so wichtig.«
    »Bitte!«
    »Okay. Laß dir Zeit.«
    Er wartete ungefähr drei Minuten. Dann öffnete sie die Tür und zog ihn herein. Falls sie aufgeräumt hatte, mußte sie es im Dunkeln getan haben. Das einzige Licht, das Bosch sehen konnte, kam von der Küche. Sie nahm seine Hand und führte ihn durch einen dunklen Flur zu ihrem Schlafzimmer. Dort schaltete sie das Licht an, und ein spärlich möblierter Raum wurde sichtbar. Hauptstück war ein schmiedeeisernes Bett mit Baldachin. Außerdem gab es einen Nachttisch aus ungeheiztem Holz, eine dazu passende Kommode und einen alten Singer-Nähmaschinentisch, auf dem eine blaue Vase mit verwelkten Blumen stand. Nichts hing an den Wänden, allerdings sah Bosch, daß über der Vase ein Nagel in der Wand steckte. Jasmine bemerkte die Blumen, nahm die Vase vom Tisch und ging zur Tür.
    »Die müssen raus. Ich war eine Woche nicht hier und habe vergessen, sie wegzuwerfen.«
    Die Blumen gaben einen leichten Fäulnisgeruch von sich. Während sie fort war, betrachte Bosch den Nagel und glaubte, den Schatten eines Vierecks auf der Wand zu erkennen. Irgend etwas mußte da gehangen haben. Sie war nicht vorgegangen, um aufzuräumen. In dem Fall hätte sie die Blumen entfernt. Sie war hineingegangen, um ein Gemälde von der Wand zu nehmen.
    Als sie zurückkam, stellte sie die leere Vase auf den Tisch.
    »Möchtest du noch ein Bier? Oder Wein?«
    Bosch trat auf sie zu. Ihre Geheimnisse machten sie noch faszinierender.
    »Nein, danke.«
    Ohne jedes weitere Wort umarmten sie sich. Er schmeckte Bier, Knoblauch und Zigarettenrauch, als er sie küßte. Aber es machte ihm nichts aus. Sie würde das gleiche schmecken. Als er seine Wange an ihre preßte, kam er mit der Nase an die Stelle, auf die sie Parfüm getupft hatte. Nachtblühender Jasmin.
    Sie ließen sich auf das Bett nieder und zogen sich zwischen langen Küssen aus. Ihr Körper war schön. Man konnte deutlich erkennen, wo die Haut von der Sonne gebräunt worden war – und wo nicht. Er küßte ihre hübschen kleinen Brüste und schob sie sanft aufs Bett. Sie bat ihn zu warten und rollte zur Seite. Aus der Schublade des Nachttisches holte sie einen Streifen mit drei Präservativen und gab sie ihm.
    »Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens«, sagte er.
    Sie prusteten lachend los und fühlten sich noch wohler. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Wir werden sehen.«
    Sex war für Bosch eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Sexuelle Begierde nahm bei zwei Menschen einen unterschiedlichen Verlauf. Und neben den körperlichen Bedürfnissen gab es emotionale. Manchmal stimmte jedoch alles und harmonisierte genau mit den Bedürfnissen des anderen. Bei Boschs Zusammentreffen mit Jasmine Corian war es so. Sie liebten sich, schufen eine Welt für sich, die so lebendig und intensiv war, daß es eine Stunde oder auch nur fünf Minuten hätte dauern können, ohne daß er den Unterschied bemerkt hätte. Als sie zum Höhepunkt kamen, lag er auf ihr und sah in ihre offenen Augen. Sie umklammerte seine Oberarme, als ginge es um ihr Leben. Ihre Körper zuckten im gleichen Takt, und dann blieb er reglos in ihren Armen liegen und schöpfte Atem aus der Vertiefung zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Er fühlte sich so großartig, daß er den Drang verspürte, laut aufzulachen. Er bezweifelte jedoch, daß sie es verstehen würde, und er erstickte das Lachen, so daß es wie gedämpftes Husten klang.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie leise.
    »Ich habe mich nie besser gefühlt.«
    Schließlich richtete er sich auf. Er küßte ihre Brüste und setzte sich dann

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