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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zwischen ihre Beine. Mit dem Rücken zu ihr zog er das Kondom ab.
    Er stand auf und ging zu der Tür, von der er hoffte, daß sie zum Bad führte. Es war jedoch ein Wandschrank. Hinter der nächsten Tür befand sich das Badezimmer. Er spülte das Präservativ im Klo hinunter. Aus irgendeinem Grund ging ihm die Frage durch den Kopf, ob es irgendwo in der Bucht von Tampa auftauchen würde.
    Als er aus dem Bad kam, saß sie aufrecht auf dem Bett und hatte das Laken um ihre Hüften geschlungen. Er fand seine Jacke auf dem Boden und nahm seine Zigaretten heraus. Er gab ihr eine und steckte sie an. Dann beugte er sich hinunter und küßte abermals ihre Brüste. Ihr Lachen war ansteckend, und er lächelte.
    »Weißt du, es gefällt mir, daß du nicht ausgerüstet warst.«
    »Ausgerüstet? Was meinst du?«
    »Nun, daß du zur Drogerie gehen wolltest. Das zeigt, was für ein Mann du bist.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wenn du von L. A. mit einem Präservativ in der Brieftasche hierhergekommen wärst, dann hätte das so … ich weiß nicht … geplant ausgesehen. Als hättest du eine Frau aufreißen wollen. Das Ganze wäre nicht spontan gewesen. Ich bin froh, daß du nicht so ein Typ bist, Harry Bosch. Das ist alles.«
    Er nickte und versuchte ihrem Gedankengang zu folgen. Er war sich nicht sicher, ob er sie verstand. Und er wußte nicht, was er davon halten sollte, daß sie ausgerüstet war. Schließlich schüttelte er das Thema ab und steckte sich eine Zigarette an.
    »Wie hast du deine Hand verletzt?«
    Sie hatte die Flecken an seinen Fingern bemerkt. Bosch hatte die Pflaster während des Flugs entfernt. Die Verbrennungen waren so weit verheilt, daß sie wie rote Striemen aussahen.
    »Mit einer Zigarette. Ich schlief ein.«
    Er fühlte, er konnte ihr die Wahrheit über sich erzählen.
    »O Gott, das würde mir einen wahnsinnigen Schreck einjagen.«
    »Ja. Ich glaube nicht, daß es mir noch einmal passiert.«
    »Willst du heute nacht bei mir bleiben?«
    Er rückte näher zu ihr und küßte sie auf den Hals.
    »Ja«, flüsterte er.
    Sie streckte ihre Hand aus und berührte die Narbe auf seiner linken Schulter. Alle Frauen, mit denen er schlief, taten das. Es war eine häßliche Narbe, die wie ein Reißverschluß aussah, und er verstand nicht, was daran so anziehend war.
    »Ist das eine Schußwunde?«
    »Ja.«
    »Das würde mir noch mehr Angst machen.«
    Er zuckte mit den Schultern. Es war vorbei, und er dachte eigentlich nie mehr daran.
    »Weißt du noch, was ich vorhin gesagt habe? Daß du nicht so wie andere Cops bist, die ich kennengelernt habe? Du hast dir zuviel von deiner Menschlichkeit bewahrt. Wie ist das geschehen?«
    Er zuckte wieder die Schultern, als wisse er es nicht.
    »Ist alles in Ordnung, Bosch?«
    Er drückte seine Zigarette aus.
    »Ja, ich bin okay. Warum?«
    »Ich weiß nicht. Erinnerst du dich an Marvin Gayes Hit ›Sexual Healing‹? Bevor er von seinem Vater erschossen wurde? Er sang, daß Sex die Seele heilen kann – oder so etwas. Ich glaube, es stimmt. Was meinst du?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ich glaube, dein Leben muß geheilt werden. Es macht wenigstens den Eindruck auf mich, Bosch.«
    »Möchtest du jetzt schlafen?«
    Sie legte sich wieder hin und zog das Laken hoch. Er ging nackt im Zimmer umher und schaltete die Lampen aus. Als er wieder unter das Laken kroch, drehte sie ihm ihren Rücken zu und bat ihn, den Arm um sie zu legen. Er rückte eng an sie ran und umarmte sie. Ihm gefiel, wie sie roch.
    »Wieso nennt man dich Jazz?«
    »Ich weiß nicht. Einfach so. Es liegt wohl an meinem Namen.«
    Nach ein paar Sekunden wollte sie wissen, warum er gefragt hatte.
    »Weil du wie beide Namen riechst. Wie die Blume und wie die Musik.«
    »Wie riecht Jazz?«
    »Dunkel und rauchig.«
    Danach schwiegen sie beide, und nach einer Weile glaubte Bosch, daß sie schlief. Aber er war noch nicht so weit. Er lag mit offenen Augen da und betrachtete die Schatten im Zimmer. Da fragte sie ihn leise:
    »Bosch, was ist das Schlimmste, was du dir je angetan hast?«
    »Was meinst du damit?«
    »Du weißt, was ich meine. Was war das Schlimmste? Was läßt dich nachts nicht einschlafen, wenn du intensiv darüber nachdenkst?«
    Er überlegte ein paar Augenblicke, bevor er antwortete.
    »Ich weiß nicht.« Er lachte gezwungen auf. »Wahrscheinlich habe ich viel Schlimmes getan. Und das meiste habe ich mir wohl selbst angetan. Wenigstens denke ich viel darüber nach …«
    »Sag mir ein Beispiel. Du kannst es mir

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