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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Angeles. Vieles ist kaputt. Aber das, was noch funktioniert, ist wunderbar.«
    »Ich glaube, ich verstehe, was du meinst.«
    »Etwas macht mich neugierig.«
    »Schon wieder. Und was?«
    »Wie verdienst du Geld, wenn du deine Bilder niemandem zeigst?«
    Die Frage kam ohne Vorbereitung, er hatte jedoch den ganzen Tag darüber nachgedacht.
    »Ich habe Geld von meinem Vater bekommen. Schon bevor er starb. Es ist nicht viel, aber ich brauche auch nicht viel. Wenn ich nicht den Zwang verspüre, meine Arbeiten zu verkaufen, muß ich beim Malen keine Kompromisse eingehen. Die Bilder bleiben als Kunst rein.«
    Ihre Erklärung klang für Bosch nach einer Ausflucht, mit der sie ihre Ängste vom Tisch wischte. Er hakte nicht nach. Aber sie tat es.
    »Bist du ständig Polizist? Stellst du immer Fragen?«
    »Nein. Nur wenn mir jemand wichtig ist.«
    Sie küßte ihn schnell und ging zurück zum Auto.
    Nachdem sie bei ihr vorbeigefahren waren, um sich umzuziehen, aßen sie in einem Steakhaus in Tampa zu Abend, wo die Weinkarte so dick war, daß sie eigens auf einem kleinen Pult lag. Die Innendekoration des Restaurants schien von einem leicht verrückten italienischen Designer zu stammen. Eine Mischung von vergoldetem Rokoko, knallrotem Samt und klassischen Statuen und Gemälden. Er fand, daß es zu ihr paßte, so ein Restaurant zu wählen. Sie erzählte ihm, daß dieser Rindfleischpalast einem Vegetarier gehörte.
    »Hört sich an, als käme er aus Kalifornien.«
    Sie lächelte und schwieg eine Weile. Seine Gedanken schweiften ab. Er hatte den ganzen Tag nicht an den Fall gedacht. Jetzt bekam er Gewissensbisse. Es war fast, als würde er seine Mutter beiseite schieben, um Jasmines Gesellschaft zu genießen. Jasmine schien seine Gedanken lesen zu können und zu wissen, daß er sich innerlich mit etwas auseinandersetzte.
    »Kannst du nicht noch einen Tag bleiben, Harry?«
    Er lächelte, aber schüttelte seinen Kopf.
    »Leider nicht. Ich muß zurück. Aber ich komme wieder her, sobald ich kann.«
    Bosch bezahlte das Abendessen mit seiner Kreditkarte und schätzte, daß er sich damit dem Limit näherte. Dann fuhren sie zurück zu ihrem Apartment. Sie wußten, daß ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, und so gingen sie sofort ins Bett, um sich zu lieben.
    Sie roch, schmeckte wunderbar, fühlte sich wunderbar an. Bosch wünschte, daß dieser Augenblick nicht enden würde. Auch andere Frauen hatten ihn vom ersten Moment an fasziniert und ihn aktiv werden lassen. Aber keine Frau hatte ihn je so mit ihrem ganzen Wesen angezogen. Wahrscheinlich lag das an ihren Geheimnissen. Das war der Widerhaken. Sie war mysteriös. Körperlich hätten sie sich nicht näher sein können, aber es gab so viel Verborgenes, Unerforschtes in ihrer Seele. Sie liebten sich in einem sanften Rhythmus und vereinten sich am Ende mit einem langen, tiefen Kuß.
    Später lag er auf der Seite und legte seinen Arm über ihren flachen Bauch. Sie fuhr ihm mit der Hand durchs Haar. Der Zeitpunkt für persönliche Beichten war gekommen.
    »Weißt du Harry, ich habe nicht mit vielen Männern geschlafen.«
    Er wußte nicht, was er darauf antworten sollte, und sagte nichts. Die sexuellen Erfahrungen einer Frau interessierten ihn nur noch aus Gesundheitsgründen.
    »Und du?«
    Er konnte der Versuchung nicht widerstehen.
    »Ich habe ebenfalls nicht mit vielen Männern geschlafen. Eigentlich mit keinem, soweit ich mich erinnere.«
    Sie schlug ihm auf die Schulter.
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nein, ich habe nicht mit vielen Frauen geschlafen. Es hätten mehr sein können.«
    »Die meisten Männer, mit denen ich zusammen war, wollten irgend etwas von mir, das ich nicht hatte. Ich weiß nicht, was sie wollten, und ich konnte es ihnen nicht geben. So verließ ich sie entweder zu früh oder blieb zu lange.«
    Er stützte sich auf seinen Ellbogen und schaute sie an.
    »Manchmal denke ich, daß ich Fremde besser kenne als andere Leute – mich selbst eingeschlossen. Bei meiner Arbeit habe ich immer wieder viel über fremde Menschen erfahren. Manchmal denke ich, ich habe kein eigenes Leben. Ich habe nur das Leben anderer … Ach, ich weiß nicht, was ich rede.«
    »Ich glaube doch. Ich verstehe dich. Vielleicht geht es jedem so.«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    Sie schwiegen eine Weile. Bosch beugte sich hinab und küßte ihre Brüste. Er hielt eine Brustwarze für einen langen Moment zwischen seinen Lippen. Sie hob ihre Hände und hielt seinen Kopf gegen ihre Brust. Er roch

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