Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
Vom Netzwerk:
Baldur strengte sich an und wirklich, da war etwas. Eine Blattform vermochte er allerdings weiterhin nicht ausmachen. Da er aber auch sonst nichts sah was “Sigfrieds Laupte” ähnlich sah, musste er ihr zustimmen.
    “Wenn wir davon ausgehen, dass der Dichter dem Reim zu Liebe aus Laub oder Blatt das hübsche Wort “ Laupte” gebildet hat, dann wird es dieses wohl sein, ein Blatt auf dem Körper. Und wenn es hervorsteht, muss man es wohl wieder eindrücken. Nur wie kommt man da dran?”
    “Hat er doch auch gesagt, der Dichter, mit Schwung.” Ella lächelte und hüpfte nun die Stufen wieder herunter und schnappte sich die Tasche. Aus der kramte sie ein Seil hervor und huschte die Treppe wieder hinauf.
    “So, ich stelle mir das ganz einfach vor.” Ella bildete eine Lassoschlaufe und warf sie um den Kopf des Steindrachens. Sie traf gleich beim ersten Mal. Baldur staunte. Nun griff sie das Seil wie Tarzan eine Liane und stieß sich von der Treppe ab. Wie ein Pendel schwang sie am Bauch des Drachen vorbei. Elegant kickte sie mit ihrem kleinen Fuß die blattförmige Vorwölbung an, die sogleich im Fels versank. Wieder hörten sie ein Knirschen und Röhren aus dem Berg und mit einem Rasseln öffnete sich das riesige Maul der Tierstatue. Währenddessen war Ella auf Baldurs Treppe angekommen und dort gelandet. Den Rückschwung hatte sie vermieden, in dem sie sich an Baldur festgehalten hatte. Der war noch ganz bleich vor Schreck, er hatte sich bereits in die Tiefe fallen gesehen.
    “Super”, stammelte er nun, “wo hast du das denn gelernt?”
    “Och”, druckste Ella herum, “10 Jahre rhythmische Sportgymnastik müssen doch für etwas gut sein. Das Band war immer eine meiner Stärken.” Baldur wunderte sich. Soweit er sich an Olympiaübertragungen seiner Jugend erinnern konnte, wurden die Bänder neckisch gewellt und gedreht, aber niemandem um den Kopf geworfen. Abenteuerliche Hangeleien gehörten seines Wissens auch nicht zum Standardrepertoire dieser Sportart. Aber im Wesentlichen war er erleichtert. Er hätte das, was Ella gerade mit größter Lässigkeit aufgeführt hatte, nie und nimmer hinbekommen. Aber noch war nichts gewonnen.
    “ Supi, supi, ihr seid Klasse, hihihi.” Nun meldete sich auch Fafnir zu Wort, der ihre Kletterpartie neugierig verfolgt hatte und nun ganz aus dem Häuschen war. Er war sogar vergnügt in die Luft gesprungen, als sich die Drachenschnauze geöffnet hatte. Der Rums bei seiner Landung hatte Baldur einen gehörigen Schrecken eingejagt.
    “Schätze die Karte ist im Maul, da müssen wir als nächstes hin”, sprach Ella und war schon auf dem Weg nach oben. Erfreulicherweise führte die Treppe bis ganz an den Kopf. Baldur biss die Zähne zusammen und folgte ihr, so schnell er konnte.
    “Mist, so komm ich da nicht dran.” Ella stand auf Zehenspitzen auf der letzten Stufe und griff mit dem linken Arm nach dem Kopf. Sie erreichte den zwar, nicht aber das Innere des Mauls.
    “Komm, wir machen das anders. Wir klettern auf den Kopf und dann seilst du mich ab.” Baldur wurde schlecht bei dem Gedanken in mehr als 30 Meter Höhe auf einem steinernen Kopf herumzubalancieren. Doch dann sah er, dass sich hinter dem Kopf, gleich neben ihnen ein steinernes Podest befand. Ella band sich das Seil um den Körper, beide bestiegen die Plattform und Baldur sicherte das Seil, in dem er das andere Ende um sich band und es gut festhielt. Behände kletterte Ella von hinten auf den Kopf und ließ das Seil durch die Stirnfurche des Drachen laufen. Flink wie eine Katze klemmte sie ihre Beine hinter die Ohren und ließ ihren Oberkörper Richtung Maul gleiten. Mit beiden Händen griff sie hinein und zog triumphierend ein Buch heraus. Nun schwang sie sich wieder mit dem Oberkörper nach oben. Baldur war beeindruckt, sie musste im Wesentlichen aus Muskeln bestehen, das war ihm noch gar nicht aufgefallen. Sie hatte das unter rosafarbenen Röcken und farblich passenden Handtaschen bisher gut verborgen. Schon stand sie wieder neben ihm als sei nichts gewesen. Wieder erscholl der Knall, der vom Hüpfen Fafnirs stammte, aber das kannten sie jetzt ja schon.
    “Alle Achtung, ich bin beeindruckt”
    “Ach, das bisschen Turnen”, Aber Ella strahlte vor Stolz.
    “Aber Karte war etwas untertrieben, das ist ein richtiger Atlas.” Sie packten das Buch in den Rucksack und begannen den Abstieg.
    “Ihr seid die tollsten Brüder, die ich seit vielen Jahrzehnten getroffen habe. Danke, danke, danke.” Fafnir war immer

Weitere Kostenlose Bücher