Der letzte Druide (German Edition)
Gedanken schrien nach
ENBARR. Bewusst versuchte er, die Umwandlung von Stein zu
Schwert durchzuführen. Alles in ihm konzentrierte sich auf
diese Tat. Er wusste, dass es ihre einzige Chance war, aus diesem Schlamassel doch noch unversehrt herauszukommen. Ohne den 'Erwiderer' waren sie hoffnungslos verloren!
Mühsam riss Bastian seinen Blick von Arawns drohend vor ihm aufragender Gestalt los. Seine Augen fanden den magischen Stein. Und dieser pulsierte golden strahlend im Rhythmus von Bastians Herzschlag!
Die Konturen des Steins verschwammen unter Bastians stetem Gedankenfluss.
Rette uns, dachte der Junge. Wende dich gegen deinen entarteten Schöpfer... Wende dich gegen die Mächte der Finsternis! Rette uns...
Der Stein sah jetzt aus wie ein goldenes Herz, das im Gleichtakt mit Bastians Pulsschlag pochte.
Warum wurde er nicht zum Schwert? Wo blieb ENBARR?
Bastians Blick wechselte zurück zu Arawn.
Täuschte er sich oder lächelte der Totenschädel über ihm wirklich?
Neben Bastian schrie Patzer auf. "Pass auf!“, brüllte der Zwerg.
Aber es nützte nichts. Das Unheil nahm seinen Lauf. Bastian konnte nicht mehr zurückweichen vor der riesigen Knochenhand, mit der Arawn zupackte. Die Eisenfesseln waren bedeutungslos für den Fürsten der Unterwelt. Mit einem Ruck riss er Bastian zu sich empor. Das Skelettgesicht bleckte die Zähne.
Bastian hörte, wie die Eisenkette zerbarst. Dunkelheit stürzte von allen Seiten auf ihn ein. Irgendwo in ihm wisperte die Stimme ENBARRS, die sich in der Ferne verlor, und als er wieder sehen konnte, befand er sich nicht mehr in der Dunklen Schmiede.
Er war allein.
Patzer war nicht mehr bei ihm. Saramoon war verschwunden und auch von Arawn fehlte jede Spur!
Bastian fragte sich, was passiert war. Eben noch war er mit seinem kleinen Gefährten an den Blasebalg im Innern der Schmiede angekettet gewesen, und nun befand er sich in einem leeren, dunklen Raum, in dem es nach dem Moder aus tausend Jahren roch. Bastian rümpfte die Nase. Hier hätte dringend mal gelüftet werden müssen. Aber soweit er feststellen konnte, gab es nicht einmal Fenster!
Langsam drehte sich der Junge um seine eigene Achse.
Der Raum war nicht völlig dunkel, aber es war nicht auszumachen, woher die gedämpfte Helligkeit strömte, die alles mit einem unbehaglichen Zwielicht erfüllte.
Wände, Boden und Decke waren aus großen Steinplatten gearbeitet. Der Raum hatte eine Kantenlänge von etwa zwanzig Metern und war auch in der Höhe absolut quadratisch. Das Innere eines Würfels musste so aussehen.
Ob Arawn mit ihm würfeln wollte?
Unwahrscheinlich, verwarf Bastian den Gedanken. Gleichzeitig freute er sich, dass er schon wieder so etwas wie Galgenhumor entwickelte.
Außer ihm befand sich nichts und niemand innerhalb des Quaders. Unwillkürlich musste Bastian an die Pyramidengräber der alten Ägypter denken, in denen sie ihre Halbgötter, die Pharaonen, bestattet hatten. Dort musste es ähnlich ausgesehen und gerochen haben.
Bastian verharrte in seiner Bewegung. War dies hier Grab oder Gefängnis für ihn. Hatte Arawn ihn hierher entführt, um ihn ohne Nahrung und Frischluft verenden zu lassen? Aber warum wählte er diesen Weg und tötete ihn nicht einfach? Warum zeigte er sich nicht offen?
Bastian lauschte in sich hinein. Von ENBARRS Wispern war nichts mehr zu entdecken. Entweder es war verstummt, weil der Stein seine Aktivitäten nach Bastians Verschwinden eingestellt hatte, oder die Entfernung zu ihm war zu groß.
Was mochte sich in diesen Sekunden innerhalb der Schmiede abspielen? War Arawn dorthin zurückgekehrt, um auch noch Patzer auszulöschen und dabei zu sein, wenn Saramoon versuchte, den magischen Stein und damit ENBARR für alle Zeiten zu vernichten?
Was war eigentlich mit Manannan Mac Lir? Warum trat der frühere Herrscher der Insel nicht endlich auf den Plan, holte sich ENBARR zurück und stellte sich Arawn zum offenen Kampf?
Mit hängenden Schultern stand Bastian inmitten des leeren Raumes, der weder Fenster noch Türen hatte. Er merkte nicht, dass das matte Licht, das diesen Ort erfüllte, von niemand anderem als ihm selbst herrührte...
Arawn stöhnte dumpf. Sein Skelettkörper ächzte in allen Gelenken. Die knöcherne Hand, mit der er den Jungen gepackt hatte, entzog sich seinem Willen, hing steif und tot an seinem Arm und reagierte auf keinerlei Befehl!
Was Arawn längst geahnt hatte, war zur schmerzvollen Gewissheit geworden: Der Junge, Lirs
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