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Der letzte Druide (German Edition)

Der letzte Druide (German Edition)

Titel: Der letzte Druide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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es nicht.
    Er sandte Gedankenbilder. Er stellte sich Saramoon vor, dessen düstere Gestalt, die vom Schatten des Bösen umgeben war. Und er versuchte zu verwerten, was er von dem Druiden erfahren hatte. Dieser wollte der Schöpfer ENBARRS sein. Sein Schmied. Aber - das musste zu einer Zeit gewesen sein, als er noch loyal zu Lir und auf der Seite der positiven kosmischen Kräfte gestanden hatte!
    Bastians Plan war ganz simpel. Und ob er damit auch genial war oder nicht, er hoffte, dass er wirkte. Er wollte das magische Schwert davon überzeugen, dass Saramoon sein Feind war, und dass es wieder in vollem Umfang Bastian gehorchen sollte.
    Bastians Gedanken hämmerten auf den grünen Stein ein.
    Woher sollte er wissen, dass sich auch der Stern auf seiner Stirn grün verfärbte?
    Das waren mehr als bloße Gedanken, die zwischen Bastians Stirn und dem Stein hin und her wechselten!
    Bastian fühlte sich auf einmal federleicht. Er war versucht, die Augen zu öffnen, doch er besann sich, weil er das in den Weg Geleitete nicht unterbrechen wollte.
    Ein anderer unterbrach es.
    Bastian wurde an den Schultern gepackt und so lange geschüttelt, bis er die Augenlider hob. Es war der Druide.
    "Wenn du das noch einmal versuchst, töte ich dich auf
    der Stelle. Und dem kleinen Unsterblichen werde ich die Grenzen des ewigen Lebens zeigen! Der Stern wird dir nie wieder gehören..."
    Bastian erwiderte den drohenden Blick des Druiden so fest er konnte, und er fragte auch nicht, warum Saramoon von Patzer stets als dem 'kleinen Unsterblichen' und von ENBARR als dem 'Stern' sprach. Natürlich hätte er gerne Antworten auf diese Fragen gehabt, doch es war sicher, dass der Druide ihm diesen Wunsch nicht erfüllen würde.
    "Macht euch endlich mit dem Gedanken vertraut, dass ihr fortan meine rechtlosen Knechte seid! Ihr werdet den Alten ersetzen, der heute früh gestorben ist. Und ich rate euch, macht eure Sache gut',' er lachte kurz auf, ohne die Miene zu verziehen, "übrigens, wir bekommen heute Nacht Besuch!"
    Saramoon richtete sich zu voller Größe auf.
    "Arawn selbst wird kommen und sein Heer inspizieren! Und, wer weiß, vielleicht werde ich ihm euch zum Geschenk machen... euch und Lirs Schwert..."
     
     
    Der Abend kam, die Nacht.
    Bastian und Patzer hatten seit Anbruch der Dunkelheit geschuftet und die schwarze Glut in Gang gehalten, in der die beiden Rubintropfen des Druidennach wie vor unvergänglich leuchteten.
    Bastians Kontakt mit dem Stein und damit mit ENBARR war seit Saramoons Einschreiten gestört. Doch er wurde nicht mutlos. Er glaubte, dass er auf dem richtigen Weg war. Wenn es ihm gelang, ENBARR davon zu überzeugen, dass Saramoon nicht mehr identisch mit dem Druiden war, der das Schwert geschmiedet hatte, bekamen sie vielleicht noch ihre Chance, heil aus dieser Sache herauszukommen. Nur Saramoons Ankündigung, dass Arawn in dieser Nacht erscheinen wollte, dämpfte Bastians Zuversicht etwas. Unter dem Fürsten der Unterwelt konnte er sich immer noch nichts vorstellen, die persönliche Begegnung und damit die Grundlage für eine bessere Einschätzung stand noch bevor.
    Was würde Arawn tun? War er es nicht gewesen, der ihnen auf dem Weg zur Schmiede ein ums andere Mal versucht hatte, das Leben zu nehmen?
    Dann würde es ernst werden, noch ernster als ohnehin schon!
    Bastian schaute zu Saramoon. Die spindeldürre, düstere Gestalt des Druiden befand sich direkt vor der Esse. Seit über einer Stunde stand er dort und führte magische Beschwörungen durch, von denen Bastian kein Wort verstand. Sichtbares bewirkte er damit nicht, aber es hatte ohnehin den Anschein, als träfe der Druide nur Vorbereitungen für ein bestimmtes Ereignis.
    Welches? Arawns Eintreffen?
    Bastian zog fröstelnd den Kopf zwischen die Schultern. Ein kurzer Blickwechsel mit Patzer zeigte ihm, dass sein kleiner Gefährte noch erschöpfter war als er selbst. Die Arbeit am Blasebalg ging über seine Kräfte. Unwillkürlich fragte sich Bastian, wie lange der bedauernswerte Mann, der in der Frühe gestorben war, wohl diese Schinderei in der Gefangenschaft absolvieren musste. War er einer jener Unglücklichen, die, von Neugierde getrieben, in den Wunderwald geraten waren, um sein Geheimnis zu entschleiern?
    Möglich schien es.
    Der magische Stein lag unverändert auf dem Tisch, wo
    Saramoon ihn deponiert hatte. Selbst nachdem er Bastian dabei ertappt hatte, an dem Stein zu manipulieren, hatte er ihn nicht außer Sichtweite gebracht. Auch das war rätselhaft.

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