Der letzte Druide (German Edition)
übereinandergestapelter Zauberschwerter auf der anderen.
Bastian und Patzer sahen es mit zunehmender Verzweiflung. Wie Sterne, die ja eigentlich nichts anderes waren als Millionen Kilometer durchmessende Sonnenöfen, plötzlich nur noch die Größe von Tennisbällen haben und in der Zauberesse mit dem flüssigen Metall fusionieren konnten, war unbegreiflich .
Aber es geschah.
Irgendwann jedoch stockte das Schauspiel. Die Decke der Schmiede verlor ihre Transparenz, kein weiteres Eisenstück schwebte zur dunklen Glut, und in den starren Druiden kam Bewegung.
Schockgrün, aber deutlich schwächer leuchteten die Augen des Spindeldürren, als er sich zu Bastian und Patzer umwandte und zwei Worte hauchte, die seine Gefangenen sofort verstanden: "Er kommt..."
Im nächsten Augenblick wurde es totenstill in der Schmiede. Bastian hörte nicht einmal mehr seinen eigenen Atem. Jedes noch so kleine Geräusch wurde irgendwo geschluckt, noch ehe sich der Schall fortpflanzen konnte.
Dann wurde es hell. Grelles Licht riss jedes Detail innerhalb der Zauberschmiede aus den Schatten. Die Gestalt, die kurz darauf inmitten der Lichtflut aus dem Nichts heraus erschien, sah aus wie ein schwarzer, dreidimensionaler Scherenschnitt. Selbst Saramoon war in gleißende Helligkeit gebadet, die jede Furche seiner Haut sichtbar machte,
der Unbekannte, der jetzt auftauchte, blieb in absolute Finsternis gehüllt 1
Arawn, dachte Bastian. Und im nächsten Atemzug: ENBARR, hilf uns!
Die blendende Helligkeit versickerte in der überall gegenwärtigen Dunkelheit.
Saramoon schritt würdevoll auf die Schattengestalt zu, die ihn noch um Haupteslänge überragte.
"Willkommen, Fürst!“, grüßte der Druide mit leicht schwankender Stimme.
Arawn kam ihm entgegen, hob den Arm und drückte ihm seinen beringten Finger gegen die Stirn.
"Nimm den Kuss der Hölle zur Begrüßung", sagte er mit Grabesstimme. Als er die Hand zurückzog, war kurze Zeit eine Art glühendes Siebeneck auf der Stirn Saramoons zu erkennen, das jedoch bald verschwand, als habe es nie existiert .
Durch den Druiden ging ein Ruck. Längst war die unnatürliche Stille gewichen, und Bastian wartete voller Spannung, was weiter geschehen würde.
"Du hast ihn?“, fragte Arawn den Druiden.
Saramoon nickte und deutete auf den Tisch, wo der magische Stein ruhte, zu dem sich ENBARR zurückverwandelt hatte.
Arawn blickte in die angegebene Richtung. Allmählich löste sich die ihn umgebende Schwärze auf.
Aus sicherer Distanz betrachtete Arawn den Stein.
Fast eine Minute herrschte Schweigen.
"Vernichte ihn!“, befahl Arawn schließlich.
Bastian betrachtete ihn ohne Unterlass. Die Schwärze wich und gab einen knöchernen Totenschädel frei, dort, wo der Kopf eines Menschen sitzen musste. Auch die Hand mit dem Ring wurde deutlicher: eine Knochenhand, ohne Fleisch und Haut!
"Vernichten", echote Saramoon kraftlos. "Ihr... wisst doch, dass das nicht geht... Wir haben es doch schon einmal versucht ..."
Arawn ließ ihn nicht ausreden. "Du hast Lirs Schwert aus Stein und Sternmaterie geschaffen - du musst es auch zerstören können - für alle Zeiten!"
"Nein", erwiderte der Druide resignierend, "das kann ich nicht. ENBARR akzeptiert mich nicht mehr so wie früher. Es erkennt die Veränderung in mir..."
Bastian horchte auf. Sicher gegen seinen Willen, bestätigte Saramoon den Verdacht des Jungen. ENBARR ließ sich nicht betrügen!
"Geschwätz!“, wischte Arawn den Einwand beiseite.
Saramoon schüttelte den Kopf. "Es war richtig, den Stein mit der Festung und Lihou als Hüterin auf die Reise durch den Zeitstrom zu schicken..."
"Die Festung ist gefallen", unterbrach ihn Arawn erneut. "Zerstört, in alle Winde der Zeit verstreut! Irgendwie ist es Lir gelungen, einen Dieb einzuschleusen, der den Stein in seinem Auftrag entwendet hat... einen
Lichtträger
!"
Mit einer blitzschnellen Bewegung stand Arawn vor Bastian. In den leeren Augenhöhlen seines Totenschädels drehten sich feurige Wirbel, die seinen Geist zerrütten und ihn in einem wilden Strudel entführen wollten.
"Ja, dich meine ich, Jungchen!“, kam es hohl aus Arawns Schlund. "Dich hat Mac geschickt. Aber er hat verloren. Der Stein ist wieder in meiner Gewalt. Wo auch immer er sich nach seiner Niederlage verkrochen hat, du hättest dich nie auf seine Seite schlagen dürfen. Jetzt wirst du sterben. Es wäre ein zu großes Risiko, dich am Leben zu lassen, selbst ohne Stein und Schwert..."
Bastian nickte wie hypnotisiert. Seine
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