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Der letzte Engel (German Edition)

Der letzte Engel (German Edition)

Titel: Der letzte Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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sein.
    Wo ist Mona?! singen sie, Wo ist denn Mona nur?!
    Nirgends ist ein Licht zu sehen, kein Boot auf dem Wasser, kein idiotischer Angler, der auf einen nächtlichen Fang hofft, niemand. Du sagst Cedric, er soll Paulsen anrufen und ihn fragen, wo er steckt. Cedric holt sein Handy raus und geht ein paar Schritte von dir weg, als wollte er deine Privatsphäre nicht stören.
    Du starrst aufs Wasser, du starrst einfach nur aufs Wasser und denkst über alles nach, was du in Monas Erinnerung gesehen hast. Es ist schlimmer, als du dachtest. Die Prophezeiung ist euch so nahe, dass du ihren Atem im Nacken spüren kannst.
    »Paulsen geht nicht ran«, sagt Cedric. »Aber ich habe hier drüben was gefunden.«
    Du folgst ihm zum Fuß der Böschung, die den kleinen Strand umschließt. Cedric leuchtet mit der Taschenlampe und zeigt dir die Spuren im Sand, dann leuchtet er nach oben. Du siehst die Schneise, die durch die Büsche gerissen wurde.
    »Was auch immer hier passiert ist«, sagt Cedric, »es hat da oben angefangen.«
    Ihr findet Paulsens Lager am obersten Rand der Böschung. Ihr wisst jetzt auch, warum er nicht an sein Handy rangeht. Seine Kleidung ist ordentlich gefaltet und obendrauf liegen seine Schuhe, sein Handy und die Brieftasche. Daneben findet ihr ein Stiefelpaar mit durchschnittenen Schnürsenkeln. Du schaust auf den Strand runter. Paulsen hat die Position gut gewählt. Die Frage bleibt, was hier passiert ist.
    Cedric sieht sich um, der Strahl seiner Taschenlampe ist wie ein Seziermesser, das die Dunkelheit zerschneidet. Er sagt:
    »Paulsen hat hier gelegen und die TAC positioniert, dann ist er aufgestanden und hat hier drüben gewartet. Frag mich nicht, warum er sich zwischendurch ausgezogen hat. Jemand kam die Böschung hoch. Die Stiefel gehören ihm. Sie haben gekämpft. Hier und hier ist noch mehr Blut. Dann sind sie runtergestürzt.«
    Du stellst dich an den Rand der Böschung und siehst runter, Cedric bleibt neben dir stehen.
    »Was da unten passiert ist, kann ich nicht sagen. Dafür sind es zu viele Spuren. Aber was auch immer passiert ist, Paulsen wird es meistern. Er ist ein guter Mann.«
    »Ein guter Mann verschwindet nicht einfach so«, sagst du und wendest dich vom Strand ab und bist überhaupt nicht auf die toten Mädchen vorbereitet. Sie kommen aus den Büschen gerannt und werfen sich in vollem Tempo auf dich. Ihre kleinen Gestalten sind fast gewichtslos und erinnern an kühle Seide, die sich um deine Arme und Beine schlingt. Du spürst, wie du schwankst und das Gleichgewicht verlierst. Cedric ergreift deinen Arm und bewahrt dich vor einem Sturz.
    »Alles okay?«
    »Alles okay«, sagst du, und die Mädchen gleiten kichernd von dir und fletschen die Zähne und tänzeln um dich herum, als wäre nichts gewesen.

ESKO
    D as Ruderboot mit den alten Leuten nähert sich dem Strand so langsam, dass Esko nervös wird. Er weiß nicht, was er erwartet hat, aber das da draußen ist es nicht. Vier Rentner in einem Boot mitten in der Nacht sind kein sehr beeindruckendes Bild. Esko hat mit einer Menge gerechnet, aber dass die großen Feinde der Bruderschaft so aussehen, darauf wäre er nie gekommen.
    »Ich könnte mich ja täuschen«, sagt Lars, als das Boot auf fünfzig Meter herangekommen ist. »Aber sehen die nicht ganz schön alt aus?«
    »Vielleicht sind sie es gar nicht«, sagt Mona.
    Lars lacht.
    »Du meinst, die sind zufällig hier?«
    Eine der alten Damen winkt.
    »Sie sind definitiv nicht zufällig hier«, sagt Esko und hört ein Rascheln hinter sich und kurz darauf den Knall, als das Ruder auseinanderbricht.
    Esko dreht sich um.
    Nichts. Niemand ist am Strand. Esko schaut die Böschung hoch und da entdeckt er ihn. Ein Sichelmond, der in der Dunkelheit leuchtet. Da oben ist jemand und grinst. Das Weiß seiner Zähne ist fast bläulich im Mondlicht.
    »Ins Wasser mit euch«, sagt Esko und schiebt Mona und Lars vom Feuer weg.
    »Aber –«
    »Kein Aber , geht in Deckung, taucht unter, jemand schießt auf uns.«
    Mona lässt ihren Rucksack fallen und watet ins Wasser. Lars dreht sich um und schaut die Böschung hoch, Esko möchte ihm am liebsten in den Hintern treten.
    »Lars, ins Wasser!«
    Esko lässt die Böschung keine Sekunde aus den Augen. Das Grinsen ist verschwunden, was kein gutes Zeichen ist. Esko stellt sich vor Lars und verbaut dem Schützen das Blickfeld. Als Lars untertaucht, sieht Esko das Mündungsfeuer und setzt sich in Bewegung. Die Kugel schlägt neben ihm ins Wasser, Esko bekommt das

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