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Der letzte Exfreund meines Lebens

Der letzte Exfreund meines Lebens

Titel: Der letzte Exfreund meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Murphy
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sofort wieder leid, denn sein auch sonst verschlossenes Gesicht wurde vollkommen ausdruckslos. Während einer gefühlten Ewigkeit blickte er sie aus zusammengekniffenen Augen an, als wäre er Clint Eastwood und sie selbst sein größer Feind, und sie kam sich wie ein glückloser Oberschurke vor.

    Dann umspielte ein langsames Lächeln seinen Mund. »Touché «, räumte er leise, doch zugleich respektvoll ein.
    Daraufhin wurde sein Lächeln breiter, die Falten um seine Augen herum vertieften sich, und Kate fasste neuen Mut. »Nein, wirklich«, sagte sie, hielt in ihrer Arbeit inne, trocknete ihre Hände an der Schürze ab und wandte sich ihm richtig zu. »Warum unternimmst du nichts?«
    Rory dachte nach. »Weil ich für sie nichts weiter als ein dummes Arschloch bin«, erklärte er und trank den nächsten Schluck von seinem Bier.
    »Das denkt Louise ganz sicher nicht««, widersprach ihm Kate entsetzt.
    »Ich meine nicht, dass sie das von mir denkt, sondern einfach … tja, sie weiß eben, dass ich ein Arschloch bin«, gab er gespielt gleichgültig zurück. Kate aber hatte gesehen, wie verletzt er hinter seiner knurrigen Fassade war – er konnte ihr nicht in die Augen sehen und war bei seinen eigenen Worten leicht zusammengezuckt, als täte es ihm bereits weh, wenn er laut über seine Gefühle sprach. »Ich meine, was für Gemeinsamkeiten gibt es schon zwischen einem Mädchen wie Louise und einem Kerl wie mir? Louise ist wirklich klug«, erklärte er in ehrfürchtigem Ton. »Sie war auf dem College und hat dort sogar zwei Abschlüsse gemacht. Ich habe nicht mal die Schule fertig gekriegt – und die meiste Zeit, die ich hätte dort sein sollen, habe ich blaugemacht. Verdammt, ihr Vater ist ein Richter! Wenn ich nicht in dieser Band wäre, würde ich wahrscheinlich von ihm dafür verurteilt werden, dass ich Autos knacke oder so.«
    »Aber du bist in dieser Band, du bist kein Autoknacker, und du hast etwas aus deinem Leben gemacht – etwas wirklich Unglaubliches. Schließlich bist du ein Rockstar«, fuhr Kate fort, denn Rory wirkte noch immer nicht überzeugt. »Das ist ja wohl etwas ganz Besonderes.«

    »Vielleicht«, gab Rory schulterzuckend zu. »Vielleicht, wenn ich sie jetzt erst kennenlernen würde … Louise hingegen war von Anfang an dabei. Sie hat mich schon gekannt, bevor die Band erfolgreich war.«
    »Als du nur ein kleines Arschloch warst?«, fragte Kate ihn scherzhaft.
    »Ja, genau.«, stimmte Rory mit einem wiederum entspannten Lachen zu. »Aber wie dem auch sei, du hast meine Frage nicht beantwortet. Ich habe mich vor dir ausgezogen, und jetzt musst du das andersherum auch.«
    »Will hat eine Freundin.«
    »Ja – Tina Ätzweib-Roche«, stimmte ihr Rory spöttisch zu. »Mit der nimmst du es ja wohl problemlos auf«, erklärte er und musterte Kate von Kopf bis Fuß.
    »Und ich habe einen Freund«, ließ sie verlauten und wandte sich, teilweise um ihr Lächeln zu verbergen, wieder den Erdbeeren zu. Es machte sie auf eine absurde Weise froh, dass Rory offenbar nicht allzu viel von Tina hielt.
    »Den könntest du doch fallen lassen.«
    Kate stieß einen Seufzer aus. »Tatsache ist nun einmal, dass Will meine Gefühle nicht erwidert.«
    »So sieht’s aber nicht aus.«
    »Er liebt mich wie eine Schwester«, informierte Kate ihn.
    Rory sah sie skeptisch an. »Wenn ich das dächte, würde ich ihm eine reinhauen«, antwortete er.
    »Warum denn das?«
    »Weil nur verdammte Inzestler ihre Schwestern so ansehen.«
    »Wie?«
    Rory riss die Augen auf, streckte die Zunge raus, fing an zu hecheln, trank den letzten Schluck von seinem Bier, warf die leere Dose in den Mülleimer und wandte sich zum Gehen.

    »So guckt er ganz sicher nicht!« Lachend warf ihm Kate ein Geschirrtuch hinterher.
     
    Will sandte die falschen Signale aus, sonst nichts – das war alles, was die anderen sahen. Auch sie selber war vor Jahren darauf hereingefallen. Er hatte immer schon mit ihr geflirtet  – und sie hatte sich tatsächlich eine Zeit lang eingebildet, dass sie ihm vielleicht gefiel. Und dann, am Abend des Schulballs …
    Inzwischen kam ihr dieses Erlebnis so unwirklich vor, dass sie manchmal bezweifelte, dass es nicht nur ihrer Einbildung entsprungen war. Ab und zu, wenn sie mit Will im Wagen fuhr oder mit ihm zusammen in der Küche Gemüse schnippelte, blickte sie auf seine Hände und genoss den Gedanken, dass sie einmal von ihnen gestreichelt worden war. Sie versuchte sich vorzustellen, wie er mit seinem ganzen Gewicht

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