Der letzte Exfreund meines Lebens
Konzert gefolgt.«
»Armer Will. Ich wünschte, er hätte es nicht auf diese Art erfahren.«
»Er ist in einem grauenhaften Zustand«, meinte auch Louise. »Ich habe ihn dazu gebracht, deine Mutter anzurufen – er spricht gerade mit ihr. Ich denke, dass das helfen wird.«
»Gut. Niemand hat anscheinend auch nur das geringste Mitgefühl mit ihm. Es hat mich wirklich überrascht, dass sie alle zu diesem Konzert gefahren sind«, bemerkte Kate in vorwurfsvollem Ton. »Alle außer Rory, aber der sitzt auch nur draußen rum.« Sie wies auf die Terrasse, wo er noch immer am Beckenrand saß und mit dem Bein im Takt des Stückes wippte, das im Augenblick auf seinem MP3-Player erklang. »Niemand war bei Will, als ich nach Hause kam.«
Louise folgte ihrem Blick. »Das darfst du ihnen nicht übelnehmen. Sie verstehen es einfach nicht«, stellte sie bekümmert fest.
Louise war klar, dass Rory und auch alle anderen aus der Band Will ausnehmend gern hatten, aber was er gerade durchmachte, konnten sie ganz einfach nicht verstehen. Sie hegten abgrundtiefes Misstrauen gegenüber allen Vätern,
und dass Will mit seinem alten Herrn im Clinch gelegen hatte, hatte ihn dem Kleeblatt überhaupt erst sympathisch gemacht. Weil das anfangs so ungefähr die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen gewesen war.
Wills Gefühle gegenüber seinem Vater waren kompliziert, die Empfindungen der zwei Geschwisterpaare in Bezug auf deren alten Herrn jedoch von geradezu brutaler Einfachheit. Rorys und Owens Vater war verschwunden, als die zwei noch klein gewesen waren, hatte sich seither nie wieder blicken lassen, und deswegen hatten sie ihn einfach abgehakt. Wahrscheinlich würden sie ihn windelweich schlagen, falls er sich jemals in ihrer Nähe blicken ließe. Was bei Phoenix und bei Georgie leider schon geschehen war. Ihr Reichtum und ihr Ruhm hatten ihren Erzeuger angelockt, und er war bereits des Öfteren in den Hotels, in denen sie auf den Tourneen übernachtet hatten, aufgetaucht. Bisher hatten eine einmalige Zahlung sowie ein gerichtliches Kontaktverbot – verbunden mit nachdrücklichen Warnungen seitens der Brüder Cassidy – ihn in sicherer Distanz zu seinen Kindern gehalten, und sein Tod wäre für sie nicht mehr als die beruhigende Gewissheit, ihn tatsächlich nie wiederzusehen.
»Weißt du, wann die Beerdigung stattfinden wird?«
Louise nickte. »Montag, aber Will wird morgen schon nach England fliegen, und ich werde mich um alles kümmern, bis er wiederkommt.«
»Wird ihn jemand zu der Beerdigung begleiten?«, fragte Kate.
»Oh, ich gehe davon aus, dass sich Madam die Gelegenheit nicht nehmen lassen wird – schließlich tauchen sicher jede Menge Fotografen auf der Feier auf«, klärte Louise sie trocken auf. »Außerdem wird deine Mutter dort sein«, fügte sie deutlich fröhlicher hinzu. »Und Lorcan kommt extra aus New York.«
Erst jetzt bemerkte Kate, dass Louise total erschöpft aussah. Sie hatte offensichtlich einen anstrengenden Tag gehabt, bevor sie spontan hierhergeflogen war.
»Kommst du zurück, wenn du die anderen zu dem Konzert gefahren hast? Ich kann dir gern nachher noch was zu essen machen, wenn du willst.«
»Nein danke. Ich werde bei der Truppe bleiben und versuchen zu verhindern, dass dort irgendwas passiert oder dass Tina mit den Journalisten spricht. Aber du bist hier, nicht wahr?«
Kate nickte stumm.
»Gut. Es tut ihm sicher gut, wenn er erst mal mit dir allein ist. Bei dir ist er nämlich in guten Händen.«
Rory saß auf der Terrasse, wippte unruhig mit dem Bein und fluchte vor sich hin. Tina hatte sich derart aufgeregt, weil Will sie nicht zu dem Konzert begleiten wollte, dass die Band beschlossen hatte, irgendjemand müsse hierbleiben und dafür sorgen, dass sie Will in Ruhe ließ. Obwohl Wills Trauer ihnen unverständlich war, hatten sie durchaus Mitgefühl mit ihm, und eine andere Art der Hilfe fiel ihnen nicht ein.
Da das Los auf ihn gefallen war, lungerte er jetzt hier herum, während die anderen hinter der Bühne mit Tony und seinen Leuten feierten, sich einen hinter die Binde kippten und mit alten Freunden plauderten. Das war einfach nicht gerecht, denn endlich war er Tessa einmal los und hätte sich nach Kräften amüsieren können, saß aber stattdessen hier bei Wills zickiger Freundin fest. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte gedankenverloren Tessas jüngsten Rivalen aus dem Promi-Knast .
Dann klopfte ihm plötzlich jemand auf die Schulter, und er hob erschrocken den Kopf.
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