Der letzte Exfreund meines Lebens
Tasse Tee und dein Mitleid anzubieten, würde ich es mir an deiner Stelle noch mal überlegen«, bemerkte Tina mit kalter Stimme. »Weil ich nämlich versucht habe, mit ihm zu reden, und er mit einer Vase nach mir geworfen hat.«
Kate war überrascht, denn Tina wirkte völlig unversehrt.
»Er hat mich nicht getroffen«, gab sie widerstrebend zu. »Aber es war ein Riesending und ist in tausend Stücke zersprungen, als es an der Wand gelandet ist. Er hätte mich ernsthaft verletzen können.«
»Du hättest ein Auge verlieren können.« Gwen schüttelte missbilligend den Kopf.
»Das hätte das Ende meiner Karriere sein können.«
»Du hattest wirklich Glück.«
»Er hatte wirklich Glück.«
Statt sich das Gejammere noch länger anzuhören, verließ Kate den Raum und marschierte durch den Flur.
»Du könntest ihn wegen versuchter Körperverletzung anzeigen«, drang Julies Stimme an ihr Ohr.
»Dazu hätte ich nicht übel Lust. Ich habe ja nur gesagt …«
Kate stand am Fuß der Treppe, drehte sich aber noch einmal um, marschierte ins Wohnzimmer zurück und baute sich vor Tina auf. »Was hast du gesagt?«
Erneut bedachte Tina sie mit einem kühlen Blick. »Ich habe nur gesagt, dass ich nicht verstehe, weshalb er solch ein Aufheben um diese Sache macht. Schließlich hat er seinen Vater, als er noch gelebt hat, abgrundtief gehasst. Er ist einfach ein fürchterlicher Heuchler, wenn er jetzt ein solches Drama daraus macht, dass er gestorben ist.«
»Das hast du zu ihm gesagt?«
»Also bitte, das ist nun einmal die Wahrheit – das weißt du genauso gut wie ich. Er hat kein Wort mit diesem Mann gesprochen, als der noch am Leben war, also ist es jetzt ja wohl etwas zu spät, um den liebenden Sohn herauszukehren, findest du nicht auch?«
»Es überrascht mich nicht, dass er eine Vase nach dir geworfen hat.«
»Er ist nur deshalb derart ausgeflippt, weil er weiß, dass es die Wahrheit ist. Schließlich ist allgemein bekannt, dass er seinen Vater gehasst hat«, fuhr Tina sie wütend an.
»Himmel, du bist wirklich dümmer, als die Polizei erlaubt«, schnauzte Kate sie an, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte abermals entschlossen durch den Flur.
Oben angekommen atmete sie furchtsam ein. Sie war einfach nicht gut in diesen Dingen, denn sie wusste nie, was sie sagen sollte, oder ob es vielleicht besser wäre, wenn sie einfach schwieg. Sie wünschte sich, ihr Bruder wäre hier. Doch in einem Augenblick wie diesem wäre es entsetzlich egoistisch, sich Gedanken darüber zu machen, dass sie scheu und linkisch war. Jetzt ging es ausschließlich um Will und darum, wie sehr er litt.
Vorsichtig klopfte sie bei ihm an und schob die Tür, da keine Antwort kam, zögernd einen Spaltbreit auf.
»Was ist?« Will saß auf dem Bett.
»Ich bin es nur«, sagte sie entschuldigend.
Als er ihre Stimme hörte, atmete er auf, und seine Züge wurden weich.
»Kate.« Er stand auf, stopfte die Hände in die Hosentaschen und blickte sie fragend an. »Was kann ich für dich tun?«
Er zwang sich zu einem schwachen Lächeln, und das brach Kate regelrecht das Herz.
»Nichts!« Es entsetzte sie, dass er gedacht hatte, sie käme mit einem Problem zu ihm, und sie atmete tief durch.
»Will, das mit deinem Vater tut mir furchtbar leid«, fing sie leise an. »Ich habe es eben erst gehört.«
Er presste eine Faust vor seinen Mund, musste sichtlich schlucken, und sie nahm das Zucken eines seiner Wangenmuskeln wahr.
»Komm rein.« Er runzelte die Stirn, als sie auch weiter auf der Schwelle stehen blieb. »Keine Angst, ich werfe nichts nach dir.«
Vorsichtig trat sie ein und schaute auf den Boden, wo ein großer blauer Scherbenhaufen lag.
Will folgte ihrem Blick. »Ich hätte sie treffen können, wenn ich gewollt hätte. Aber ich habe nicht mal annähernd dorthin gezielt, wo Tina stand.«
»Es überrascht mich, dass du sie nicht treffen wolltest. Schließlich war das, was sie gesagt hat, alles andere als nett.«
»Wahrscheinlich nutzt sie meinen Ausraster nach Kräften aus.«
»Ja«, gab Kate unumwunden zu. »Sie sitzt unten und erzählt ihrer Gefolgschaft, was für ein brutaler Kerl du bist.«
»Sicher überlegt sie schon, wie sie die Geschichte in die
Zeitung bringen kann. Ich nehme an, sie hätte sich noch mehr gefreut, wenn ich sie getroffen hätte – denn dann hätte sich die Story noch besser verkauft.«
»Mmm, ich hatte den Eindruck, dass es sie tatsächlich stört, keine Verletzung aufweisen zu können.«
»Nun, der
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