Der letzte Exfreund meines Lebens
sind an ihrem Limit.«
»Mach dir darüber keine Gedanken«, tat er ihren Einwand ab. »Schließlich bin ich dir was schuldig. Und vor allem könntest du bestimmt ein paar Champagnercocktails vertragen, um den nachhochzeitlichen Antiklimax zu bewältigen.«
»Das stimmt«, räumte sie ein.
»Und wir können doch wohl nicht die Hochzeit des Jahres vergehen lassen, ohne sie anschließend gründlich zu besprechen, oder? Also, wenn du fertig bist, warten zwei Prachtburschen darauf, mit dir auszugehen.«
Im Wohnzimmer fand Kate den Freund neben einem attraktiven Kerl mit einem wettergegerbten Gesicht und einem kantigen Kiefer auf dem Sofa vor. Der Fremde trug ein weiches Jeanshemd ihres Mitbewohners, in dem das intensive Blau seiner Augen vorteilhaft zur Geltung kam, und wirkte deutlich vielversprechender als die unzähligen Loser, mit denen Freddie bisher immer heimgekommen war.
»Ken, das ist meine Mitbewohnerin Kate. Kate, das hier ist Ken.«
»Hi.« Als sie sich die Hände gaben, meinte Ken: »Sie waren die Brautjunger, nicht wahr?«
»Oh, und ich dachte, meine Tarnung wäre perfekt.«
»Beinahe.« Es war wie beim Märchen von Aschenputtel, dachte er, nur eben verkehrt herum. In lässigen Jeans und T-Shirt und mit ihrem weich fallenden Haar sah sie deutlich hübscher und mindestens zehn Jahre jünger aus als in dem voluminösen grünen Kleid. Ihre klaren grünen Augen funkelten, und auf ihrer ungeschminkten, makellosen Haut lag ein wunderbarer Glanz. »Sie haben Ihre Sache wirklich wunderbar gemacht«, erklärte er. »Und bei den Reden leise vor sich hin zu schnarchen war eine ausgezeichnete Idee.«
»Danke. Ich dachte, die Nummer der ständig lächelnden und würdevollen Brautjungfer wäre langsam ausgelutscht.«
»Nun, den Fehler einer Wiederholung haben Sie eindeutig nicht gemacht«, bemerkte Ken. »Wobei mir Ihre neue Herangehensweise durchaus gefallen hat.«
Freddie warf einen Blick auf seine Uhr. »Okay, auf geht’s. Wenn wir nicht allmählich losgehen, kommen wir zu spät.«
»Das Hemd steht Ihnen gut«, meinte Kate zu Ken, als sie neben ihm das Wohnzimmer verließ.
»Du solltest es behalten«, meinte Freddie. »Ich habe es sowieso nie an. Weiß gar nicht, warum ich es überhaupt gekauft habe – wahrscheinlich hatte ich gerade einen Holzfällermoment.«
Schön, wieder hier zu sein, sagte sich Kate, während sie durch die gewundenen Kopfsteinpflasterstraßen schlenderten und das friedliche Läuten der Glocken von Christchurch an ihre Ohren drang. Sie liebte es, in diesem Stadtteil zu leben.
Dank der unzähligen Clubs, Bars und Restaurants war hier allabendlich die Hölle los, aber am besten gefiel ihr die Ruhe sonntagvormittags. Touristen kamen aus den Hotels, Leute, die die Nacht zum Tag gemacht hatten, kehrten allmählich heim oder saßen, um nach der Aufregung der Nacht wieder herunterzukommen, noch immer in ihren schicken Kleidern, beim Frühstück vor einem der Cafés. Fröhlich kreischend stürzte eine Gruppe junger, verschleierter Mädchen, offenkundig Flüchtlinge von einem Junggesellinnenabschied, auf die Straße, ehe sie wie eine geisterhafte Erscheinung sofort wieder verschwand.
Dieses Leben hatte Kate vermisst – die späten sonntäglichen Frühstücke, bei denen Freddie und sie müde die Ausschweifungen der vergangenen Nacht an sich vorüberziehen ließen, versuchten, sich an Einzelheiten zu erinnern, oder einander von irgendwelchen desaströsen Dates berichteten. Insgeheim hatte sie diese Nachbesprechungen stets mehr genossen als die Club-Besuche und die Dates, auch wenn es, seit sie mit Brian zusammen war, beides nur noch selten für sie gab. Jetzt hörte sie sich die Geschichten ihres Mitbewohners halb erleichtert, weil sie selber nicht mehr auf der Suche war, und halb neidisch, weil sie keine solchen Abenteuer mehr erlebte, an.
Es herrschte Hochbetrieb im Restaurant, und während fröhliches Stimmengewirr und das Klappern von Geschirr an ihre Ohren drangen, glitten weiß beschürzte Ober mit riesigen Tellern voller Essen oder Krügen mit blutroten Bloody Marys und cremig gelben Bellinis zwischen den Tischen hindurch.
»Also, erzähl uns alles ganz genau«, bat Freddie, nachdem die Serviererin ihre Bestellung entgegengenommen hatte, stützte sich auf seinen Ellenbogen ab und bedachte Kate mit einem erwartungsvollen Blick.
»Es gibt nichts zu erzählen«, antwortete sie. »Klingt, als wärt ihr zwei diejenigen, die eine Menge zu erzählen haben. Meine Nacht war
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