Der letzte Exfreund meines Lebens
Auch wenn du Brian vielleicht liebst, ist Will einfach der Richtige für dich.«
»Wie Keanu Reeves in Matrix «, warf Ken hilfreich ein.
»Mmm.« Freddie war kurzfristig von dem Gedanken an Keanu abgelenkt. »Will ist die große Liebe deines Lebens«, wandte er sich nach einem Moment wieder seinem eigentlichen
Thema zu. »Dein Neo, dein Mr Big, dein Heathcliff. Und das Leben ist einfach zu kurz, als dass man sich mit was Geringerem zufriedengeben soll. Man muss um die Dinge kämpfen, die man will.«
»Das tue ich. Ich kämpfe schon seit einer halben Ewigkeit darum, dass meine Familie Brian endlich akzeptiert.«
Freddie stieß einen frustrierten Seufzer aus.
»Vielleicht kann ich dir helfen«, meinte Ken. »Ich habe nämlich ein System ausgearbeitet, um rauszufinden, wie man sich entscheiden sollte, wenn man zwischen zwei Personen wählen muss.«
»Klingt toll! Schieß los«, bat Freddie ihn.
»Aber ich muss mich nicht entscheiden«, konterte Kate. »Will ist schließlich kein echter Kandidat.«
»Nun, neun von zehn Mal kommt sowieso der Mensch heraus, für den man sich entscheiden will. Das System soll einem also nur noch mal bestätigen, dass die Entscheidung richtig ist.«
Kate zweifelte noch immer.
»Los«, lockte Ken. »So kannst du Freddie wenigstens beweisen, dass du dich nicht nur deswegen mit deinem Freund begnügst, weil du diesen anderen nicht kriegst.«
Natürlich, dachte Kate zwanzig Minuten später unglücklich, war sie der eine von zehn Fällen, in denen Kens System zu einem anderen Ergebnis als sie selber kam.
Ken hatte behauptet, es wäre eine einfache mathematische Gleichung, weiter nichts, hatte ein Blatt Papier in zwei gleich große Hälften aufgeteilt und eine von ihnen für Will und die andere für Brian reserviert. Dann hatte er bei jedem Mann eine Pro- und eine Contra-Spalte eingerichtet und willkürlich Punkte von eins bis zehn für positive Eigenschaften zugefügt und für negative Eigenschaften subtrahiert. »Am Ende
muss man nur die Punkte zählen, und schon hat man eine Antwort«, hatte er erklärt.
»Zum Beispiel kriegt man zehn Punkte für einen coolen Job. Will hat so ziemlich den coolsten Job der Welt. Noch cooler wäre nur, selbst in einer Band zu sein. Außerdem ist er stinkreich, dafür schreibe ich ihm noch einmal die volle Punktzahl auf. Und was macht dein Freund?«
»Er ist Psychotherapeut.«
»Nicht so cool, wie eine Band zu managen, aber immerhin noch ziemlich lukrativ«, schloss Ken.
»Nicht so, wie er es macht«, warf Freddie ein, als Ken den Kugelschreiber über Brians Positivspalte hielt.
»Wie macht er es denn?«
»Mit Tanzen und tibetanischen Klangschalen.«
»Ah.« Prompt strich Ken Brians Beruf in der Positivspalte durch und schrieb stattdessen »Träumer« auf der Negativseite auf. »Bandmanager, dix points «, erklärte er mit aufgesetztem Eurovisions-Akzent, »professioneller Hippie, nul points .«
»Das macht wirklich Spaß, findest du nicht auch?«, wandte Freddie sich grinsend an Kate. Er amüsierte sich anscheinend königlich bei diesem Spiel.
»Wirklich super«, stimmte sie ihm trocken zu.
Und auch weiter hatte Will Brian fast in allen Punkten ausgestochen, und Freddie und Ken hatten sich derart in das Spiel vertieft, dass Kate sich gefragt hatte, ob sie überhaupt noch wussten, dass sie nicht allein waren.
»Ich weiß noch einen Punkt!«, kreischte Freddie und sprang wie ein kleiner Junge, der von seinem Lehrer drangenommen werden wollte, unruhig auf und ab.
»Für Brian oder für Will?«
»Für Will. Er hat ein Grübchen im Kinn. Ein wirklich tiefes Grübchen«, fügte er hinzu, als keine Reaktion von seinem Liebsten kam. Ken dachte schweigend nach, erinnerte
sich an das Grübchen, das er selber hatte, und schrieb Will lächelnd ein paar zusätzliche Punkte auf.
»Ich gehe davon aus, dass der Freund kein Grübchen hat?« Als Freddie glücklich nickte, schrieb er eine dicke, fette Null unter Brians Namen auf. »Mach dir keine Sorgen, Kate«, bat er in mitfühlendem Ton. »Noch ist alles offen. Vielleicht holt dein Brian ja noch auf.«
Kate sah auf den Zettel und war sich nicht sicher, ob nicht doch bereits alles entschieden war. Zwar hatte ihr Freund acht Punkte für sein gutes Aussehen, aber das war weniger als die zehn der Konkurrenz. Der einzige Vorteil, den er hatte, war sein glattes Haar, für das er im Gegensatz zu Will mit seinen Locken die volle Punktzahl von Ken bekam. Und in dem Bemühen, seinen Abstand gegenüber Will
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