Der letzte Exfreund meines Lebens
So, wie er es formulierte, fühlte sie sich wie die glückliche Gewinnerin in irgendeiner Lotterie. Sie wusste seine Intellektualität und sein Bemühen um Nüchternheit durchaus zu schätzen, aber manchmal wirkte er dadurch ein wenig unterkühlt.
»Du bist der Mensch, mit dem ich mein Leben teilen möchte«, fuhr er fort. »Und ich hatte gehofft, dass es dir mit mir genauso geht.«
Ein leidenschaftliches Geständnis unsterblicher Liebe hört sich anders an, dachte Kate. Aber immerhin wollte er heiraten und hatte ihr den Vorschlag unterbreitet, ohne dass sie ihm die Pistole auf die Brust hatte setzen müssen, tröstete sie sich.
»Oh ja«, versicherte sie ihm und schaute ihn lächelnd an. »Mir geht es ganz genauso.«
»Gut.«
»Und du möchtest wirklich heiraten?«, vergewisserte sie sich.
»Ja, ich möchte wirklich heiraten.«
Er hatte sie während ihres Afrika-Trips vermisst und beschlossen, ihre Bindung zu vertiefen, dabei allerdings eher an ein Zusammenziehen gedacht. Als er sie jedoch am Vorabend im Kreise der O’Neills gesehen hatte, war ihm klar geworden, dass sie offenbar im Grunde ihres Herzens eher konventionell und eine Verfechterin der alten Traditionen war. Wenn er sie also nicht verlieren wollte, müsste er sie heiraten.
Gestern Abend, auf der Hochzeit ihrer Schwester, war er sich ihrer zum ersten Mal ein wenig unsicher gewesen, und das hatte ihn erschreckt. Alle hatten davon geschwärmt, wie viel sie abgenommen hatte und wie attraktiv sie plötzlich war. Wenn er ehrlich war, hatte ihm Kate besser gefallen, als sie noch ein wenig übergewichtig gewesen war. Denn obwohl es paradox war, wurden Frauen, je üppiger sie waren, umso leichter übersehen, und deswegen hatte er bisher nie Grund zur Eifersucht gehabt. Gestern Abend allerdings hatten ihr die Männer bewundernde Blicke und flirtbereite Lächeln zugeworfen, und das hatte ihn gestört.
Doch was ihn noch mehr erschüttert hatte, war das glückliche Gesicht, mit dem sie zu ihm aufgesehen hatte, als er auf dem Fest erschienen war. Ihre Augen hatten geleuchtet, und sie hatte wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt – was ganz toll gewesen wäre, dachte er etwas erbost, wäre sie nicht davon ausgegangen, dass er jemand anderes war.
»Oh, du bist’s!«, hatte sie überrascht gesagt und ihn mit einem etwas schiefen Lächeln angeschaut. Sie hatte nicht enttäuscht gewirkt, nachdem sie erkannt hatte, dass er es war, aber trotzdem nicht mehr ganz so glücklich ausgesehen wie in dem Moment, in dem sie angenommen hatte, dass er jemand anderes – und zwar der dämliche Will Sargent – war. Und als wäre das nicht bereits schlimm genug für ihn gewesen, hatte er vorhin auch noch entdecken müssen, dass
Will unter romantischen Umständen in ihr Leben getreten war, als sie selbst noch jung und beeinflussbar gewesen war. Er war ein gut aussehender Kerl, und ganz sicher hatte Kate zu irgendeinem Zeitpunkt für den Mann geschwärmt. Und dann war sie beinahe in Tränen ausgebrochen, als er angedeutet hatte, dass der gute Will vielleicht noch immer unter den Auswirkungen seiner desaströsen Kindheit litt.
Arschloch, dachte Brian und empfand eine bisher unbekannte Eifersucht. Er liebte es, dass Kate so weichherzig und zärtlich war, wollte aber ihre ganze Zärtlichkeit für sich. Seit sie zusammen waren, und insbesondere als sie unterwegs gewesen war, hatte er diverse Flirts gehabt (auch die Geschichte gestern Abend zählte als ein solcher Flirt, denn schließlich waren sie erst seit heute Abend wieder offiziell ein Paar), doch die meisten Frauen, mit denen er im Bett gewesen war, hatten dabei nur an ihren eigenen Spaß gedacht. Einzig Kate war nicht so kalt und egoistisch, dass sie ihm nicht all die Liebe, die er brauchte, gab. Und vor allem wäre sie eine perfekte Partnerin für das Retreat Center, das er eröffnen wollte, denn sie würde eine tolle Hausmutter und Köchin abgeben.
»Dann sind wir jetzt also verlobt?«, fragte sie ihn ungläubig.
»Nun, es muss ja keine offizielle Verlobung sein …«
Es würde also keinen Ring geben, sagte sich Kate enttäuscht. Aber zumindest würde sie bekommen, was sie wollte, rief sie sich entschlossen in Erinnerung. Und wahrscheinlich sollte sie nicht allzu gierig sein. »Nein, natürlich nicht«, stimmte sie ihm deshalb möglichst fröhlich zu.
»Es gibt schließlich keinen Grund, weshalb eine so einfache Entscheidung wie die, eine feste Bindung miteinander einzugehen, in einen Riesenzirkus ausarten muss,
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