Der letzte Exfreund meines Lebens
Höchstgenuss verband.
Wahrscheinlich war sie einfach undankbar. Schließlich hatte Brian sie zum Pizzaessen eingeladen, weil er dachte, dass es ihr gefiel. Es war ja nicht seine Schuld, dass sie niemals den Mut gefunden hatte, ihm zu sagen, dass sie lieber eine ganze Pizza mit Salami als nur eine halbe mit Gemüse aß.
Entschlossen, ihr Zusammensein trotzdem zu genießen, schob sie sich den ersten Bissen ihrer Pizzahälfte in den Mund – und siehe da: Sie schmeckte überraschend gut.
»Du hast mir wirklich gefehlt«, erklärte er und sah sie lächelnd an.
Sie wünschte sich, er hätte nicht so überrascht geklungen, setzte aber ebenfalls ein Lächeln auf und meinte: »Du mir auch.«
Manchmal konnte sie einfach nicht glauben, dass er tatsächlich mit ihr zusammen war. Sein schmales, kantiges Gesicht war unglaublich attraktiv, dank des jahrelangen Yogas und genügend Schlafs war er körperlich in Höchstform, und aufgrund des allzeit maßvollen Genusses ausschließlich gesunder Sachen hatte er eine fantastische Figur. Außerdem war er so fürsorglich und rücksichtsvoll. Ihre Familie mochte ihn verachten, doch sie wussten eben einfach nicht, wie süß er häufig war. Und auch Freddie mochte ihr erklären, dass nicht Brian, sondern Will der Richtige für sie wäre, aber in
Wahrheit hatte Will sie ziemlich mies behandelt – und es wäre ja wohl krank, sich nach einem Typen zu verzehren, dem sie völlig schnuppe war. Sie hatte Will geliebt; das hingegen, was sie mit Brian hatte, war real, erwachsen und beruhte, was das Allerbeste war, auf Gegenseitigkeit.
Auch der Sex mit ihm war toll. Sie blickte auf seine langen, schlanken Finger, die versonnen mit dem Stiel von seinem Weinglas spielten, dachte voller Sehnsucht an die Freude, die sie ihr bereiten konnten, und erwog, erfüllt von heißer Lust, den Rest der Pizza zu vergessen und ihn heimzuzerren, damit er endlich mit ihr in die Kiste sprang.
Er bemerkte ihren Blick und schaute sie mit einem intimen Lächeln an.
Sie schüttelte ihre Gedanken ab und wollte von ihm wissen: »Und, hast du dich gestern Abend auf der Hochzeit amüsiert?«
»Oh, ich war nicht lange dort, aber ja, es war echt amüsant.« Brian hatte kurzfristige Schuldgefühle, als er an das geradezu verzweifelt willige junge Mädchen dachte, mit dem er nach einer Weile von dem Fest verschwunden war. »Es war interessant, dich im Kreis deiner Familie zu sehen«, erklärte er. »Du bist total anders, wenn du mit ihnen zusammen bist. Dann wirst du zu einer O’Neill.«
»Ich bin eine O’Neill. Was also sollte ich anderes sein?«
»Genau das meine ich. Wenn du mit ihnen zusammen bist, bist du eine O’Neill. Wenn du allerdings mit mir zusammen bist, bist du einfach Kate.«
»Gott, du bist bestimmt der einzige Psychotherapeut, der es als Problem ansieht, wenn jemand seiner Familie nahesteht.«
»Das tue ich ja gar nicht. Ich finde lediglich, dass du dich etwas zu sehr darin … verstrickst.«
Kate runzelte die Stirn. »Dass ich mich darin verstricke?«
»Ja. Deine Identität geht in der Familie unter. Du müsstest dich stärker von ihnen abgrenzen. Du musst Kate sein, nicht nur eine O’Neill.«
Genau das hatte Kate vor Kurzem selbst gedacht. Aber es war eine Sache, wenn sie selbst es dachte, jedoch etwas völlig anderes, wenn er darüber sprach. Wie ein Schönheitschirurg für die Seele ging er einfach davon aus, dass sich mit ein bisschen Arbeit jeder Mensch verbessern ließ. Warum konnte er sie nicht so akzeptieren, wie sie war?
»Als du so lange unterwegs warst, habe ich über uns nachgedacht«, meinte er mit einem Mal.
Jetzt kommt’s, dachte Kate und stieß einen innerlichen Seufzer aus. Die Beziehungsdiskussion.
»Wie gesagt, ich habe gründlich über unsere Beziehung nachgedacht«, fuhr er mit ruhiger Stimme fort. »Und dabei ist mir klar geworden, wie wichtig du mir bist, und dass ich mir wünsche, dass du immer Teil von meinem Leben bist.«
Kate hatte gehofft, dass sich ihr Ultimatum noch etwas verschieben ließ, aber jetzt war das Thema auf dem Tisch und sie war entschlossen, ihm zu sagen, dass sie eine Hochzeit, Kinder und die ganzen anderen Dinge wollte, und dass sie am besten einen Schlussstrich unter die Beziehung ziehen und getrennte Wege gehen würden, hielte er sie weiter auf Distanz. Außerdem, beschloss sie, würde sie ihn wissen lassen, wie sie selbst zum Thema Pizza stand, weil die Vorstellung, bis an ihr Lebensende niemals wieder eine ganze Pizza mit Salami zu
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