Der letzte Exfreund meines Lebens
ihrer Mutter mit diesen paar Worten endgültig der Wind aus den Segeln nehmen ließ. »Ich bin nämlich verlobt.«
Stille.
»Mum? Bist du noch da?«
»Oh ja, Schätzchen, ich bin noch da.«
»Und?«
»Was, und?«
»Freust du dich nicht für mich?«
»Doch wohl nicht etwa mit dem Öko?«, fragte Grace.
Kate stieß den nächsten Seufzer aus. »Ich wünschte mir, ihr würdet endlich aufhören, ihn so zu nennen. Weil er schließlich einen Namen hat.«
»Als Nächstes wirst du mir bestimmt erzählen, dass er genau wie die Bäume und die Sterne ein Recht auf Leben hat«, stieß ihre Mutter schnaubend aus. »Dann ist er es also wirklich?«
»Ja, natürlich ist es Brian – wer wohl sonst?«
»Ich dachte nur …«, begann Grace schwach.
»Was dachtest du nur?«
»Nun, du hättest ja auch jemand Neues kennenlernen können. Ich dachte, vielleicht in Afrika …«
Du meinst, du hast darauf gehofft, verbesserte Kate in Gedanken, während sich ihre Brust schmerzlich zusammenzog. Sie hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass ihre Mutter außer sich vor Freude wäre, aber ihre Reaktion war einfach deprimierend. »Nein, Mum, ich habe niemand Neues kennengelernt«, ließ sie erbost verlauten. »Es ist Brian. Ich dachte, du würdest dich für mich freuen.«
»Natürlich freue ich mich für dich, Schätzchen«, meinte Grace ein wenig unsicher. »Wenn es wirklich das ist, was du willst.«
»Überschlag dich bloß nicht vor Begeisterung!«, gab Kate schmollend zurück.
»Ich bin deine Mutter, Kate. Da möchte ich natürlich, dass du glücklich bist.«
»Hör zu, ich weiß, dass ihr Brian nicht leiden könnt.«
»Das würde ich nicht sagen«, setzte ihre Mutter sich zur Wehr.
»Es stimmt, Mum. Sei doch bitte ehrlich. Aber das liegt einfach daran, dass ihr ihn nicht wirklich kennt.«
»Und wessen Schuld ist das? Wir haben uns die größte Mühe gegeben, ihn in die Familie zu integrieren und besser kennenzulernen – du kannst ja wohl nicht behaupten, wir hätten es nicht versucht. Nur ist es einfach so, dass er uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit die kalte Schulter zeigt.«
Die kalte Schulter zeigt. Jetzt begann für Grace das Melodram.
»Du kannst es nicht leugnen, Kate. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er uns nicht mag. Selbst auf der Hochzeit deiner Schwester ist er erst erschienen, als die Feier fast vorüber war.«
»Ich weiß, ich weiß«, erklärte Kate beschwichtigend. »Aber manchmal seid ihr wirklich einfach …«
»Überwältigend?«
Scheiße! Kate trat gegen die Wand. Warum in aller Welt hatte sie Lorcan davon erzählt? Sie hätte sich denken müssen, dass er es sofort von allen Dächern schreien würde. Weil er einfach niemals irgendwas für sich behalten konnte. »Nun, das liegt einfach daran, dass er euch nicht wirklich kennt«, versuchte sie ihre Mutter zu beruhigen. »Mum, wenn ihr ihn so gut kennen würdet wie ich …«
»Das ist ja alles schön und gut«, fuhr Grace sie an. »Ich bin sicher, dass ihn seine Mutter geradezu abgöttisch liebt und dass er der Augapfel von seiner Oma ist – aber glaubst du nicht auch, dass es zumindest eine minimale Rolle spielt, wie einen andere Leute sehen? Ich meine, muss man wirklich erst ein Love-in-Seminar mit jemandem besuchen, um zu sehen, wie er wirklich ist? Weißt du, es ist ganz einfach so, dass auch der erste Eindruck durchaus wichtig ist.«
»Wenn nur der erste Eindruck zählen würde, wäre aus Elizabeth und Mr Darcy nie etwas geworden«, konterte Kate.
»Um meine Beweisführung abzuschließen«, entgegnete Grace spitz. »Mr Darcy war genau so, wie er allen Leuten vorgekommen ist – ein unerträglicher, analfixierter Snob, im Vergleich zu dem auch noch der allergrößte Wichser, den man sich vorstellen kann, das reinste Weichei ist.«
So ehrlich hätte Grace beim besten Willen nicht sein müssen, sagte sich Kate, die allmählich kurz vor einem Tränenausbruch
stand. Deshalb heulte sie ins Telefon: »Das ist nicht fair! Rachel gegenüber warst du nicht derart gemein, als sie sich mit Tom verlobt hat.«
»Aber wir alle lieben Tom – das weißt du ganz genau. Er ist ein absoluter Schatz.«
»Aber Brian mögt ihr nicht. Habe ich es doch gewusst!«
»Wann findet die Hochzeit statt?«, fragte ihre Mutter steif.
Verdammt. Warum hatte sie sich nur dazu verleiten lassen, die Verlobung auszuplaudern? Grace würde auftrumpfen, wenn sie ihr anvertraute, dass es noch keine konkreten Hochzeitspläne gab.
»Oh, wir haben noch kein
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