Der letzte Exfreund meines Lebens
war.« Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Wir hätten der armen Sheila ein Leben im Unglück ersparen können, haben es aber nicht getan. Nun, das passiert in meiner Familie kein zweites Mal.«
»Und was ist aus Tante Sheila geworden? Sie war nicht auf unserer Hochzeit, oder?« Tom sah Rachel fragend an.
»Sie ist inzwischen mit einem griechischen Milliardär zusammen und segelt mit ihm auf den Weltmeeren herum. Im
Augenblick sind sie in der Karibik«, informierte Rachel ihren Gatten.
»Oh!« Tom war etwas überrascht. Er hatte erwartet, dass Sheila an einem gebrochenen Herzen gestorben wäre oder so. »Das klingt nicht wirklich unglücklich«, stellte er fröhlich fest und fragte sich verwundert, weshalb Grace sich nicht für ihre Schwester freute, nachdem alles so gut ausgegangen war.
»Darum geht es nicht«, erklärte sie. »Es geht darum, dass wir Sheila vor einer desaströsen Ehe hätten bewahren können, stattdessen jedoch tatenlos mit angesehen haben, wie sie in ihr Unglück rennt. Nun, aber jetzt werde ich bestimmt nicht tatenlos mit ansehen, wie auch Kate ihr Leben ruiniert. Wir sind ihre Familie. Es ist unsere Pflicht, sie vor Schaden zu bewahren.«
»Also, hat irgendwer eine Idee?«, fragte Helen, da sie wusste, dass ihr Mann allmählich unruhig wurde, weil er nicht zu seiner Arbeit kam.
»Sie muss jemand anderen kennenlernen«, stellte Rachel fest.
»Die Chance, dass das passiert, ist ja wohl eher gering«, wandte Grace ein. »Denn schließlich redet sie sich ein, dass sie nicht mehr zu haben ist.«
»Wir könnten ihr von dem Flittchen erzählen, um das er auf der Hochzeit rumgesprungen ist«, schlug ihr Gatte vor.
Grace dachte kurz darüber nach. »Nein, schließlich soll es nicht so wirken, als mischten wir uns ein. Wir müssen dafür sorgen, dass sie selber sieht, was für ein mieser Kerl er ist.«
»Sie muss jemand anderen kennenlernen«, brachte Rachel ihren Vorschlag noch einmal mit eindringlicher Stimme vor.
»Dafür ist nicht mehr genügend Zeit«, klärte Grace sie ungeduldig auf. »Wir wissen ja nicht mal, wie viel Zeit uns
bleibt – sie haben nämlich vor, uns erst in letzter Minute zu erzählen, wann die Hochzeit überhaupt stattfinden soll.«
»Wir müssen ihn entlarven, müssen dafür sorgen, dass er bei ihr in Ungnade fällt«, dachte Conor laut nach. Dieses Treffen dauerte schon viel zu lange, und er wollte es endlich zum Abschluss bringen, um weiter seiner Arbeit nachzugehen.
»Und wie sollen wir das machen?«, erkundigte sich Grace.
»Wir laden ihn einfach in das Haus in Cork zu einem Familienwochenende ein«, sagte ihr Ältester.
Als wäre das die Lösung des Problems.
Grace war überrascht davon, dass er so dämlich war. Schließlich ging es nicht darum, Freundschaft mit dieser Knalltüte zu schließen. Ganz im Gegenteil.
»Und was würden wir dadurch erreichen, außer uns das ganze Wochenende zu vermiesen?«, sprach Lorcan ihre Gedanken aus.
»Das ist doch wohl offensichtlich«, erklärte Conor ihnen allen, aber als er die verständnislosen Mienen sah, wurde ihm klar, dass es anscheinend doch nicht offensichtlich war.
»Wenn wir ihn dort haben, tun wir einfach das, was wir am besten können.«
Die anderen schauten ihn fragend an.
»Wir überwältigen den Kerl«, meinte er, als wäre das sonnenklar.
Das mussten die anderen erst einmal verdauen.
»Du meinst, wir sollen ihn mit unserer Freundlichkeit erdrücken?« , hakte Helen nach. »Das könnte funktionieren.« Sie bedachte Grace mit einem hoffnungsvollen Blick.
»Ich nehme an, wir könnten es wenigstens versuchen.« Grace klang alles andere als überzeugt.
»Natürlich wird es funktionieren. Schließlich ist Kate eine O’Neill«, klärte Conor seine Mutter auf. »Vielleicht kann er
gerade noch vor ihr bestehen, wenn sie mit ihm allein ist. Aber sobald sie ihn im Kontext der Familie sieht, wird ihr bewusst werden, was für ein Schwachkopf ihr Verlobter ist.«
»Wir könnten ihn alle zusammen bearbeiten. Jeder könnte einen kleinen Beitrag leisten«, überlegte Grace.
»Nun, ich fürchte, dass ich auf dieses Vergnügen verzichten muss«, warf Lorcan ein. »Ich fliege nämlich nach Amerika.« Er war eingeladen worden, im Rahmen eines Tennessee-Williams-Festivals am Broadway Endstation Sehnsucht zu inszenieren, und wäre fast den ganzen Sommer über dort.
»Nun, natürlich wollen wir nicht, dass du irgendetwas tust, was gegen deine Prinzipien verstößt«, gab Grace pikiert zurück. »Aber komm
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